19 || Stucky

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~ 19. 𝓣𝓾̈𝓻𝓬𝓱𝓮𝓷 ~

POV Steve
Grinsend stehe ich in Bucky's Tür und beobachte ihn dabei, wie er hektisch seine Sachen zusammensucht. Seine Jacke hat er nur an einem Arm angezogen und seine Mütze hängt schief auf seinem Kopf, halb in seinem Gesicht. Gerade durchwühlt er gestresst einen Berg an Klamotten. „Buck, wir haben Zeit. Du brauchst dich nicht so beeilen" sage ich und betrachte ihn lachend. „Ja, aber- wir waren vor 10 Minuten verabredet und ich bin nicht fertig, ich fühle mich schlecht." Seufzend stoße ich mich vom Türrahmen ab. „Der Weihnachtsmarkt läuft uns nicht davon. Wir haben-". Triumphierend reckt er einen schwarzen Handschuh in die Luft. „Ich hab ihn! Wir können los!" freut er sich, richtet schnell seine Mütze und schlüpft auch auf der anderen Seite in seine Jacke. „Okay" meine ich nur und muss lächeln. Sein Grinsen ist verdammt ansteckend.

Auf dem Weg nach unten kämpft er mit seinem Handschuh. Erst als er nahtlos in seine Jacke übergeht und kein Millimeter seiner Metallhand mehr zu sehen ist, folgt er mir nach draußen. Es tut weh zu sehen, dass er sich immer noch dafür schämt. Oder Angst hat. Vielleicht auch beides.

Draußen empfängt uns ein kalter Wind, dafür aber wenigstens kein Regen. Nach den letzten Tagen wirklich eine willkommene Überraschung. Seite an Seite stapfen wir durch den Schnee. Immer häufiger kommen uns Leute mit gebrannten Mandeln in der Hand oder Kuscheltiere auf dem Arm entgegen. „Heutzutage ist ein Weihnachtsmarkt wohl eher wie ein Jahrmarkt" beschwert sich Buck neben mir. Es soll belustigt klingen, aber ich höre, dass es ihn wirklich stört. „Ja, du hast recht. Früher waren es- ein paar Buden, ein Stand mit gebrannten Mandeln und einen wo meine Mutter mir immer so einen hässlichen Pulli gekauft hat. Und wir mittendrin" gebe ich ihm zu verstehen, dass ich verstanden habe, was er meint.

Auf dem Markt an für sich, ist dann tatsächlich nochmal mehr los. Stöhnend drängen wir uns durch die Menge. Alle 3 Minuten spricht mich jemand an, um mit mir ein Foto zu machen oder nur um sich zu vergewissern, dass ich auch wirklich Captain America bin. Die anderen starren Bucky und mich einfach nur blöd an. Vor allem das stört den Braunhaarigen neben mir. Vorsichtig greife ich nach seiner Hand und dirigiere ihn durch das Getümmel zum nächsten Stand. „Tada! Langos und Churros! Peter hat mir die gezeigt, vor allem die Churros sind sehr lecker" schwärme ich und stelle mich schonmal in die Schlange. Immer noch etwas bedrückt, aber eindeutig erleichterter stellt sich Bucky zu mir.

POV Bucky
„Einmal Langos und einmal Churros" höre ich meinen Freund bestellen. Keine 3 Minuten später balanciert er das Essen mit dem Kommentar „Achtung, heiß und fettig" zu mir. Ich habe mich an einen Stehtisch möglichst weit am Rand gestellt. Hier ist es eindeutig ruhiger und wenn ich mich mit dem Rücken zu dem Trubel stelle, kann ich die Blicke sogar fast ganz ignorieren. „Los, probier'" fordert mich Steve auf, während er selbst schon die Hälfte seines Langos gegessen hat. Vorsichtig beiße ich von einem Churros ab, wobei ich probiere, mir nicht den Mund zu verbrennen. „Und?" kommt es direkt hinterher, sobald ich nur abgebissen habe. „Stevie, du musst mir schon noch Zeit geben, zu schlucken" tadle ich ihn und schlucke demonstrativ meinen Bissen runter. Erwartungsvoll schaut er mich an. „Schmeckt echt gut" erlöse ich ihn von seinem gespannten Gesichtsausdruck.

Glücklich schaut er mich an und zaubert mir somit auch ein kleines Lächeln auf die Lippen. Langsam legt er seine Hand auf den Tisch und greift nach meiner, um sie miteinander zu verschränken. Unsicher schaue ich auf unsere Hände. Beruhigend fährt er mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Kurz fühle ich die Geborgenheit, die er ausstrahlt. Doch im nächsten Moment sehe ich, wie ein kleines Mädchen stehen bleibt, zu uns schaut und dann am Ärmel ihrer Mutter zupft um sie etwas zu fragen. Dabei ist es offensichtlich, dass sie über uns spricht. Die Mutter grinst erst, runzelt dann aber die Stirn und rümpft regelrecht die Nase, bevor sie ihre Tochter an den Arm fasst und weiterzieht. Schnell löse ich unsere Hände voneinander und schaue bedrückt auf die Mitte des Stehtisches. Steve hat die ganze Situation still beobachtet und ich fühle seine aufmunternden Blicke auf mir. „Wollen wir vielleicht doch lieber nach Hause gehen und es uns bequem machen? Vielleicht Kekse backen? Oder einen Film schauen?" bietet er mir an, wobei er meine Antwort eigentlich schon weiß.

„Wenn das für dich okay ist" antworte ich ihm vorsichtshalber. Allerdings würde er nichtmal in 1000 Jahren mit 'nein' widersprechen, das Leuchten in meinen Augen bringt meine Euphorie deutlich zum Ausdruck. Auf dem Rückweg drängeln wir uns zwischen zwei Buden auf die Straße und dann die paar Meter bis zum nächsten Gehweg, so vermeiden wir die Menschenmassen. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut Steve mich doch kennt. Je weiter wir uns von dem Weihnachtsmarkt entfernen, desto mehr kann ich wieder aufatmen. „Es war eine bescheuerte Idee" murmelt der Blonde neben mir. „Was meinst du?" frage ich ihn überrascht. „Das mit dem Weihnachtsmarkt. Wie hätten gleich zu Hause bleiben sollen" seufzt er und biegt rechts ab. „Nein, nein. Nur weil wir ein paar dumme Blicke zugeworfen bekommen haben- mir hat es trotzdem sehr gefallen. Und hey, ich habe das erste Mal... Wie hießen die Dinger? Churros? Ich habe das erste Mal Churros gegessen. Es tat gut, mal wieder rauszukommen. Würdest du mich nicht ab und zu aus meinen vertrauten vier Wänden scheuchen, würde ich bis an mein Lebensende im Tower versauern. Und vermutlich den ganzen Tag mit dir, trainieren oder Sam-ärgern verbringen." Grinsend bleibt er stehen. „Dann ist es ja gut, dass wir den Abend mal woanders sind."

Überrascht schaue ich mich um. Ohne es zu bemerken, bin ich Steve bis zu unserer Wohnung gefolgt. Eigentlich verbringen wir über 2/3 unserer Zeit im Tower. Wir haben dort unsere Zimmer, eigentlich unsere kompletten Klamotten, unsere Freunde. Aber wenn wir dann doch mal alleine sein wollten, so richtig allein- ursprünglich war die Wohnung nur ein „Spaß" von Tony. Nachdem wir nachts mal wieder etwas zu laut gewesen waren, hatte er Steve kurzerhand zu seinem Geburtstag vor 2 Jahren diese 3-Zimmer-Wohnung geschenkt. Und bis heute bezahlt er weiterhin fleißig die Miete. Neben dem Badezimmer- wo es warmes Wasser auch nur mit sehr viel Glück alle drei Jahre mal gab- bestand sie noch aus dem Schlafzimmer, mit einem wirklich göttlichen Bett, und dem Wohn- bzw. Kochbereich. Für uns vollkommen ausreichend. „Du weißt genau, wonach ich mich jetzt wirklich sehne" sage ich, als er die Schlüssel aus der Tasche holt und mir lächelnd die Tür aufhält. Drinnen drehen wir direkt die Heizungen auf die höchste Stufe und schälen uns dann aus unseren Winterklamotten. Endlich kann ich auch wieder den Handschuh über meinem linken Arm ausziehen. Der Stoff verhedderte sich so oft im Metal, das war wirklich ätzend. „Danke, dass du dabei warst" höre ich plötzlich Steve's Stimme vor mir und blicke direkt in  seine blauen Augen. Vorsichtig fährt er durch eine meiner Strähnen, pustet eine kleine Schneeflocke hinaus, welche sich darin verfangen hatte, und streicht mir die Haare dann hinter mein Ohr. „Ich liebe dich" murmelt er gegen meine Lippen bevor er mich zärtlich küsst. Dass er das schon länger tun wollte, spüre ich sofort. Dass er aber trotzdem gewartet hat, bis wir sicher vor sämtlichen Blicken und Stirnrunzeln waren, macht mich unglaublich glücklich. „Ich dich auch" flüstere ich gegen seine Lippen und lehne unsere Stirnen gegeneinander. „Film oder Backen?" fragt er mich und greift nach meiner Hand, um mich in die Küche zu ziehen. „Beides" antworte ich ihm lachend.

𝗠𝗔𝗥𝗩𝗘𝗟 𝗔𝗗𝗩𝗘𝗡𝗧𝗦𝗞𝗔𝗟𝗘𝗡𝗗𝗘𝗥 2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt