C I N C O

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A N D R I N A

Seine Augen schauten mich sanft und begierig an. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich fühlte eine Nervosität, die ich schon lange nicht mehr erlebt hatte. Seine Lippen waren meinen so nahe. Ich wich ein Stück zurück, dann noch ein Stück. Das war nicht richtig. Es fühlte sich gut an, aber es war falsch. Verwirrt zogen sich die Augenbrauen von Leon zusammen. "Es tut mir leid aber..." versuchte ich mich zu erklären, doch eine wirklich plausible hatte ich nicht bis auf das ich dachte das es falsch wäre.

Aber ihm das zu sagen wäre wohl falsch. "Komm lass stecken." seine Stimmlage die gefährlich zwischen Wut, Verwirrung und Verletzlichkeit schwankte ließ mich kräftig schlucken. Energie geladen schnappte sich der Fußball Profi seine Sachen und verließ zügig den Platzt. Er drehte sich nicht mehr um oder sagte noch mal was. Er ging einfach. Aber was hatte ich auch anderes erwartete. Ich schloss meine Augen.

Versuchte den mir so fremden und für diese Situation unpassenden Schmerz zu verdrängen. Mein Kopf schüttelnd drehte ich mich meinen Sachen zu, packte sie zusammen und verließ ebenfalls den Platzt. Auf dem Weg zum Parkplatz kam ich am Rasenplatz vorbei wo er trainierte. Joshua wank mir zu. Ich erwiderte es, doch sein Trainingspartner würdigte mich keines Blickes. Seufzend ging ich weiter und stieg letztendlich in mein Auto um damit nach Hause zu fahren.

In meiner Wohnung war es still und ich hatte im Moment nicht viel Zutun, also holten mich meine Gedanken ein. Einerseits dachte ich, ich hätte die richtige Entscheidung getroffen. Ich durfte mich von nichts ablenken lassen. Aber andererseits...er war süß und wirklich nett, dazu auch noch lustig und auf seine weise charmant.

Schnell versuchte ich diese Gedanken zu verbannen, doch so sehr ich auch versuchte sie in eine Kiste zu sperren, sie quollen aus dieser immer wieder hervor und raubten mir meine Nerven. Wie konnte sich etwas so richtig und zur selben Zeit auch so falsch anfühlen? Immer wieder predigte ich mir das es richtig war bis ich irgendwann beschloss, dass es richtig gewesen war den Kuss nicht zugelassen zu haben und beschloss mich einfach von ihm fernzuhalten.

Am Abend klingelte mein Handy. Hermanos. Prangte auf dem Display und ließ mich sanft lächeln. Ich vermisste mein Bruder, meine ganze Familie, meine Heimat. Aber mittlerweile fühlte ich mich auch in München angekommen. Die Stadt hatte was und die Menschen waren nett. Doch natürlich war München nicht vergleichbar mit meiner Heimatstadt.

Mein Heimweh hatte abgenommen und verschwand von Tag zu Tag mehr, was nicht zuletzt daran lag, dass ich regelmäßigen Kontakt mit meiner Familie hatte. Ich lehnte mich also zurück, gegen meine Sofa lehne und nahm den Anruf von meinem Hermanos an. "Na großer.", begrüßte ich meinen 6 jähre jüngeren Bruder. "Na Schwester." Er hörte sich müde an.

Gleichzeitig verstand ich nur mehr schlecht als Recht. Er musste gerade irgendwas essen, so hörte es sich an. "Was isst du?" Mein Bruder gab einen kurzen Laut von sich, der mir zu verstehen geben sollte, dass er noch kurz zu Ende kaute. Ich wartete also ein bisschen bis mein Bruder fertig gekaut hatte. "Padre hat Paella gemacht." Bei diesem Satz lief mir das Wasser im Mund zusammen. "Ich wäre so gerne bei euch."

Stöhnte ich auf und warf meiner Fertigsuppe einen missbilligenden Blick zu. Natürlich hatte Padre Paella gemacht. Morgen war Stadtfest und er machte immer eine riesige Menge für die ganze Stadt. "Iss was für mich mit, okay?" "Mach ich bereits.", gab mein Telefonspartner belustigt zurück, sein breites und freudiges grinsen über das leckere essen konnte ich praktisch durch den Hörer hören. "Wie läufts bei dir?" "Ach soweit gut. München ist eine schöne Stadt, meine Kollegen sind nett und meine Wohnung ist schön."

Mein Bruder ließ auf sich warten mit der Antwort. "Das ist gut. Ich richte es Mama und Papa aus. Sollte einen Kontrollanruf machen. Befahl kam von Papa." Es freute mich das sich meine Familie, mein Vater, so um mich sorgte, an mich dachte und gleichzeitig verdrehte ich die Augen. Ich war alt genug um auf mich selbst aufpassen zu können.

Eine Stimme erklang in Hintergrund bei meinem Bruder, ich konnte sie nicht ganz zuordnen. Die mir fremde Stimme sagte etwas und ich hörte wie ein Stuhl zurück geschoben wurde. "Oh shit! Ich muss los. Ich freu mich für dich und wünsche dir noch viel Erfolg. Bis dann." Und schon war die Leitung Tod. Ich konnte nicht mal erwidern aber es war okay.

Wenigstens konnte ich ein bisschen mit ihm sprechen. Ich seufzte, heute lief nichts gerade aus. Warum auch immer überkam mich in dem Moment das Bedürfnis mit jemanden über Leon zu reden, doch meine Familie hatte grade keine Zeit und ich wollte sich auch nicht aufhalten. Freunde hatte ich nicht mehr viele in meiner Heimatstadt.

Entweder sie waren weggezogen oder der Kontakt war nur noch sporadisch, weil ich nie viel Zeit für Freundschaften neben dem Fußball gehabt hatte. Und Giulia vertraute ich, aber irgendwie traute ich mich nicht sie anzurufen und mit ihr zu sprechen, dafür kannten wir uns noch zu kurz. Kurzzeitig verweilte ich noch auf meinem Sofa, bevor ich aufstand, mich aufraffte, um mich fertig zu machen. Ich hatte entschieden, dass ich noch ein Besorgungen machen würde, damit sie weg waren und um mich ein wenig abzulenken.

Gerade stand ich vorm Bäcker und überlegte, was ich denn außer Brötchen noch mitnehmen könnte, als ich Gekreische und laute Stimmen hinter mir wahr nahm. Als ich mich in die Richtung drehte, aus der die Stimmen kamen, verfluchte ich mein Leben. Das mit der Ablenkung hatte ja super geklappt. Ich hatte gehofft ihn in nächster Zeit nicht mehr zu begegnen. Diese braunen Locken würden mich noch ins Unglück stützten! Dachte ich und genau in diesem Moment kreuzten sich unsere Blicke.

Si creemos en eso | Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt