O C H O

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A N D R I N A

Wie es passiert war keine Ahnung?

Was ich hier machte, keine Ahnung?

Ob es Konsequenzen haben würde? Sicherlich.

Ich konnte mich noch an die hitzige Diskussion erinner, daran, dass Leon mich auf einmal über seine Schulter warf und mich irgendwohin trug. Wo ich war, das wusste ich nicht genau, aber das war im Moment auch egal. Trotz allem fühlte es sich fantastisch an. Ich versuchte mich gegen das Gefühl zu wehren, versuchte es zu verdrängen, doch ich schaffte es nicht sie zu ignorieren.

Etwas bohrte sich stechend in meinen Rücken, doch es war unbedeutend in diesem Moment. Seine Lippen auf meinen fühlten sich gut an, zu gut. Ein Gefühl von Sicherheit, Lust, Wärme und Geborgenheit durchfloss mich und machte mich weich wie Wachs. Alle Warnhinweise meines Kopfes schoben sich in den Hintergrund und alles was zählte, war das wunderschöne Gefühl, das meinen Körper von Kopf bis Fuß durchströmte. Unsere Lippen lösten sich, um uns Luft zu verschaffen. Seine Augen trafen auf meine.

"Was wird das?", fragte ich. Forschend blickte ich in seine Augen, was ich suchte in ihnen wusste ich nicht. "Ich weiß es nicht. Lass dich einfach drauf ein okay. Nicht nachdenken." Mein Gehirn war so leergefegt, dass ich dieser Idee ohne weitere Überlegung zustimmte mit einem Nicken. Kurz darauf lagen seine weichen Lippen wieder auf meinen und dabei rückte alles in den Hintergrund. Plötzlich durchschnitt ein Ton die Stille, als würde etwas zerspringen. Wie aus Reflex fuhren Leon und ich auseinander.

"Heilige Schieße. Sorry." Die Stimme von Kimmich ließ mich peinlich berührt an ihm vorbeischauen, dabei war ich sicherlich so rot wie eine Tomate. "Was machst du hier?" ganz ruhig blickte Leon zu Joshua als wäre nichts passiert. Joshua kniete sich hin und suchte die Scherben zusammen, von seiner Kaffeetasse. Suchend blickte ich mich um und fand im Raum Papierrollen. Ich durchquerte schnell den Raum, griff nach ihnen und huschte dann wieder zurück zu Kimmich um ihm zu helfen, den verschüttenden Kaffee wegzumachen.

Leon stand immer noch einfach da und beobachtete uns beide wie wir die Sauerei weg machten. "Was machst du hier?" wiederholte er sich. "Ich hab dich gesucht. Das Training hat schon längst angefangen." Schulterzuckend stand er auf und brachte die Scherben und die vollgesogenen Tücher zum Mülleimer.

"Ich war beschäftigt." Bei den Worten ruhten die Augen vom Lockenkopf auf mir. Eine peinliche Stille herrschte nach den Worten im Raum. Mein Blick glitt zur Uhr. Zwanzig Minuten nach Trainingsbeginn. Nervös strich ich mir mit der Hand durch den Nacken. "Ihr beide müsst zum Training und ich auch. Also..." Ich zeigte mit dem Finger hinter mich und ging zwei Schritte rückwärts. Ich tat noch ein Schritt rückwärts und drehte mich dann um Hundertachtzig Grad und machte ein Schritt aus dem Zimmer durch die Tür in den Flur.

In der ganzen Zeit hatte ich mich wie in meiner Pubertät gefühlt. Es war verboten. Von mir verboten worden mich nochmal in diese Situation zu bringen. Doch ich war noch nie wirklich gut darin gewesen, von mir selbstauferlegte Verbote einzuhalten. Und diesem Verbot folge zu leisten, war schwer. Zu schwer.

Meine Gedanken fuhren Karussell während ich den Weg zum Platz einschlug. Völlig durcheinander kam ich am Platzt an und schloss mich sofort dem Training an. Neugierig kam Giulia an meine Seite gejoggt. "Frag nicht." Kurz beäugte sie mich prüfend und nickte dann bedauernd, warum wusste ich nicht, aber ich hatte genug mit mir selber in dem Moment zu tun, deshalb fragte ich nicht nach.

Nach dem Training musste Giulia schnell zum Arzt und ich hatte wie immer Zeit, weswegen ich gemütlich zum Auto zurückging. Die Geschehnisse der letzten Stunden überrollten mich und brachten mich durcheinander. Es war schwer zu sagen, ob ich Leon mochte oder einfach nur ein Verlangen gegenüber ihm hatte. Es war schwer zu sagen, ob es gut so war wie es sich zwischen uns entwickelt hatte.

Si creemos en eso | Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt