D I E C I S I E T E

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A N D R I N A

2   M O N A T E    S P Ä T E R

Die Markthalle mitten in Valencia, meiner Heimatstadt, erhob sich mir prachtvoll entgegen, als Leon und ich Hand in Hand ihr entgegengingen. Das Gebäude, das dem valencianischen Jugendstil verkörperte, war wohl einer der belebtesten Orte der Stadt. Nachdem Leon mir seine Heimat gezeigt hatte, fand ich es fair ihm auch meine zu zeigen. 

Wir hatten schon eine kleine Runde durch die Stadt gemacht. Ich hatte ihm meine Lieblingseisdiele gezeigt und ein Restaurant wo es die beste Tortilla gab am Morgen und von Mittag an die besten Tintenfisch-Gerichte. Meiner Mutter hatte ich versprochen, dass ich in der Stadt kurz noch für sie Fisch und einen Schinken kaufen würde bevor wir zu ihnen fahren würden. Das Weingut meiner Eltern lag etwas außerhalb der Stadt, zehn Minuten mit dem Auto und zwanzig mit dem Bus.

 Das einzige, was mir an einem so schönen Tag noch Magenschmerzen bereitete war, dass meine Eltern noch nichts von meinem Freund wussten. Ich hatte wirklich versucht es ihnen zu sagen, doch es kam einfach immer etwas da zwischen. Ich malträtierte schon seit wir das Restaurant verlassen hatten meine Unterlippe und überlegte wie ich es Leon beibringen sollte. Um so mehr Zeit verstrich, verknotete sich mein Magen mehr, doch ich bekam meinem Mund einfach nicht auf. 

Und Leon bekam von meinem inneren Konflikt nicht viel mit, die Stadt nahm ihn viel zu sehr ein. Aber das war gut so. Ich freute mich, das Funkeln der Begeisterung in seinen Augen zu sehen. Wir betraten die Markthalle, in der ich früher immer gern mit meiner Mutter einkaufen gewesen war. Früher hatten meine Eltern hier auch einen Stand gehabt, doch mittlerweile brauchten sie ihn nicht mehr.

 Das Gebäude war riesig und wunderschön sowohl von innen als auch von außen. Die Stände, die größtenteils Lebensmittel, aber vor allem Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch verkauften, reihten sich dicht einender. Anhand der Menge an Menschen bekam man das Gefühl, die halbe Stadt wäre hier. Touristen mit Kameras beugten sich neugierig über den Tintenfisch oder fotografierten das Gebäude, das ein Kunstwerk war. An den Ständen wurde verhandelt oder die Verkäufer priesen ihre Ware an. Die Lautstärke war so wie ich sie noch im Gedächtnis hatte. Für außenstehende glich es vielleicht regelrecht einem Tumult, doch für mich und die anderen war es was ganz Natürliches.

 "Was möchte deine Mutter nochmal?" Leon lief neben mir und musterte das Treiben neugierig. "Ähm Lachs und wir sollen einen Schinken mitbringen." Ich zog Leon sanft aber bestimmt mit mir mit zu dem Fischstand, von dem ich wusste, dass Mama dort immer ihren Fisch kaufte. Leon neben mir beugte sich leicht über die Auslage. 

Kritisch schaute er sich den sich noch bewegenden Tintenfisch an. "Lebt der noch?" Seine Stimme lang alarmiert. "Nein, das sind die Nerven, die noch nicht Tod sind und immer noch Impulse senden. Deshalb muss man, wenn man einen frischen Tintenfisch ist immer vorsichtig sein und ihn nichtig kauen und nicht einfach herunterschlucken. Der könnte sich sonst an deiner Speiseröhre festsaugen oder im Mund und das ist nicht gut." Etwas verstört, nickte er und stellte sich wieder gerade hin. 

Währenddessen gab ich die Bestellung auf und hielt keine Fünf Minuten später auch schon den bezahlten Fisch in meinen Händen. Wir schlängelten uns weiter durch das Treiben des Marktes. "Soll ich deiner Mutter eigentlich was mitbringen?" Ich räusperte mich. "Nein. Sie wird schon genug überrascht sein von dir." Sagte ich nüchtern. Leon blieb stehen und legte den Kopf schief. Seine Haare waren wie immer nicht gemacht, aber das versüßte seine Erscheinung für mich nur. Ich mochte es, wenn sie von seinem Kopf abstanden. 

Er zog seine Augenbrauen zusammen. Ich konnte ihm ansehen, wie sich die einzelnen Rädchen in seinem Kopf drehten. "Meinst du etwa sie wissen nichts von mir?" Leon kam auf mich zu und bleib direkt vor mir stehen und schaute mir in die Augen, um herauszufinden, ob er recht hatte. "Es könnte sein, dass ich noch nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden habe, es ihnen zu sagen." Ich hielt seinem Blick stand, aber meine Stimme war leise. 

"Und da denkst du, es ist eine gute Idee sie zu überraschen?" In seinem Blick lag Wut und Unverständnis. "Ach, meine Eltern werden dich mögen." Versuchte ich die ganze Sache runterzuspielen. Leon atmete tief durch bevor er anfing zu sprechen. "Wenn sie mich nicht mögen, ist es deine Schuld." Warnte er mich bevor er sich mit der Hand durchs Gesicht fuhr. "Ich nehme alles auf mich." In mein Gesicht schlich sich ein Lächeln. "Ich fass es nicht." 

Flüsterte Leon vor sich her als wir uns wieder in Gang setzten und zu dem nächsten Schinken Verkäufer gelangten. "Beruhig dich, sie werden schon kein Herzinfarkt kriegen." "Vielleicht nicht sie, aber ich bestimmt. Wie konntest du es ihnen nicht erzählen?" Leon hatte dem Verkäufer den Rücken zugedreht und beobachtete mich während ich die verschiedenen Schinkensorten inspizierte. 

"Es hat sich nicht ergeben. Okay? Soll ich sie anrufen und vorwarnen, damit sie die ganze Familie zusammen trommelt?" Sagte ich immer noch meinen Blick auf das Fleisch vor mir gerichtet. "Wieso sollte sie die ganze Familie zusammen trommeln?" Ich biss mir auf meine Lippe. "Weil du der erste Freund bist, den ich mitbringe nach Hause." Leon sagte nichts, vielleicht war er geschockt von meinen Worten. Ich gab meine Bestellung auf und schaute dann zu Leon. Dieser musterte mich.

 "Ich bin also, der erste, den du mitbringst nach Hause?" 

"Ja. Ich meine, ich hatte davor auch schon Freunde von denen meine Eltern wussten, aber ich habe sie ihnen nie vorgestellt."

 Ich zuckte mit den Schultern. "Dann kann ich mich ja geehrt fühlen." "Das solltest du." Wir lächelten uns an. Der Verkäufer durchbrach es als er mir mein Schinken gab. Schweigen, aber Hand in Hand verließen wir die Markthalle. "Weißt du, ich verzeihe dir, dass du deinen Eltern nichts von mir erzählt hast." Durchbrach mein Freund die Stille auf dem Weg zu unserem gemieteten Auto.

 "Ach ja? Warum?" Leon blieb stehen und zog mich an sich. Seine Arme legte er um meine Taille und ich legte meine Arme um seinen Nacken. "Weil ich der erste bin" Leon flüsterte es und schaute mir tief in die Augen, "den du mit nach Hause bringst." Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Aber" " Ich wusste das, dass nicht alles war." Unterbrach ich ihn. Sein Lächeln wurde breiter.

 "Du schuldest mir was." "Ja einen tritt in den Arsch." Leon lachte auf. "ne da steh ich nicht so drauf. Wie wäre es mit einem Essen? Immerhin könnte ich der Grund für einen Herzinfarkt sein." Er löste sich von mir, nachdem er mir nochmal einen kurzen Kuss auf die Lippen gedrückt hatte und hielt mir seine Hand entgegen. "Deal.", sagte ich und schlug ein. 

Dafür erntete ich einen längeren Kuss auf die Lippen und ich war mir sicher, dass er der einzige sein würde, den ich je mit nach Hause bringen würde. 

Ende 

Es ist vielleicht ziemlich abrupt, aber mir fehlt die Zeit. Aber ich wollte die Geschichte auch nicht einfach so offen stehen lassen. 

Ich bedanke mich bei allen, die diese Geschichte gelesen haben, für sie gevotet haben, Kommentare geschrieben haben und die Geschichte weiterempfohlen haben.


Si creemos en eso | Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt