Am nächsten Morgen stiegen die Strohhüte frisch und ausgeruht in den Brunnen hinab. Eiserne Streben waren in regelmäßigen Abständen in die steinernen Wände getrieben worden, so dass der Weg kein Problem darstellte. Nach etwa drei Metern tat sich in der Wand eine Öffnung auf, durch die sie einen Tunnel betreten konnten.
Sobald sie in den schmalen Tunnel hinabgestiegen waren, veränderte sich die Luft. Sie wurde kühler und brachte einen leisen Geruch nach Erde und Ungewissheit mit sich. Trotzdem wurde schon hier offensichtlich, dass sie es nicht mit einem einfachen Höhlensystem zu tun hatten.
Die Wände und die Stufen des Tunnels bestanden aus grob behauenen Felsblöcken, die sorgsam übereinandergestapelt worden waren. Keine Spur von rohen Erdwänden und plattgetrampeltem Lehm, wie Sanji es eigentlich erwartet hätte. Der Gang war niedrig, aber gerade hoch genug, dass selbst Brook sich aufrecht hinstellen konnte. Lediglich sein Afro wurde von der steinernen Decke plattgedrückt.
Als sie auf ebenem Boden ankamen und die steinerne Treppe hinter sich ließen, tauchten an den Seiten des Ganges in regelmäßigen Abständen Fackeln auf. Sie waren nicht entzündet, doch dass sie da waren, schien ihm schon einmal ein gutes Zeichen zu sein. Sollten sie mehr Licht brauchen, könnten sie sich jederzeit eine von ihnen nehmen. Im Moment ging Franky vor der Gruppe her und leuchtete alles mit seinen eingebauten Taschenlampen aus.
Trotzdem hatte er ein seltsames Gefühl. Vielleicht lag es nur daran, dass die Dunkelheit hier unten trotz Flutscheinwerfer beklemmend wirkte, vielleicht hatte er aber auch generell ein schlechtes Gefühl unter der Erde. Verdammt, er konnte sich ja noch nicht einmal erinnern, ob er Platzangst hatte. Das wäre hier auch ein wenig unpraktisch.
Er konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie Nami hinter ihm immer wieder nervöse Blicke über die Schulter warf. Lysop stolperte ihr mit schlotternden Knien hinterher, und Chopper hielt sich am Saum von Zoros Haramaki fest wie an einem Schutzschild. Sie alle schienen von der seltsamen Stimmung hier unten beeinflusst zu werden. Und dabei waren sie gerade erst hinabgestiegen. Vor ihnen lagen noch mehrere Tage in diesem Labyrinth, vorausgesetzt, sie fanden den Weg überhaupt. Die Chance war weitaus größer, sich einfach hoffnungslos zu verlaufen.
Nach ein paar Metern blieb Franky stehen. „Leute, das solltet ihr euch mal ansehen", rief er über die Schulter. Er war mit seinen Schulteraufsätzen so breit gebaut, dass er Probleme hatte, sich umzudrehen.
Ruffy schob sich natürlich gleich als erster an Franky vorbei und warf einen Blick auf das, was den Cyborg zum Stehenbleiben verleitet hatte. „Ähh, Franky...", meinte er. „Das ist eine Tür. Sollten wir die nicht, du weißt schon – öffnen können?"
Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, irgendwie habe ich ein super komisches Gefühl bei dem Ding. Außerdem gibt es keine Türklinke."
„Du hast Recht." Robin trat näher heran und warf einen prüfenden Blick auf die Tür. Sie hatte zwar ein Schlüsselloch, aber keine Klinke. Sie sah auch nicht aus, als könnte sie so einfach zerbrochen werden. Das Material sah aus wie massiver Granit, in den über die gesamte Fläche Muster eingeritzt waren. Sie zeigten Wesen, von denen sie noch nie etwas gehört hatte: Einhörner, deren Pferdekörper in einen Fischschwanz mündeten, Menschen mit katzenartigen Hinterbeinen, Drachen, die ein Ballettröckchen zu tragen schienen. Aber in ihrer Mitte...
„Es sieht so aus, als würde hier etwas fehlen." Robin berührte mit einer Hand den viereckigen, etwa buchdeckelgroßen Bereich, in dem keine Muster dargestellt wurden. Sofort zog sie sie mit einem erschrockenen Laut wieder zurück, als hätte sie sich verbrannt. Das kleine Quadrat leuchteten weiß glühend auf und strahlte so hell, dass die Strohhüte die Augen abwenden mussten. Franky packte Robin an der Schulter und zog sie zurück.
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Memories - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossen
FanfictionAls Sanji die Augen aufschlägt, erinnert er sich an nichts mehr. Ein großer Teil seiner Selbst scheint sich spurlos in Luft aufgelöst zu haben, und die Strohhüte müssen sich auf eine gefährliche Reise begeben, um ihn wieder zurückzuholen. Doch manch...