Chapter 21

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Die Aura der Bedrohung, die von ihm ausging, wurde mit einem einzigen Blick aus seinen goldenen Augen präsenter, greifbarer. Sie durchschnitt die Luft wie ein stählerner Säbel und hinterließ ihnen allen die Botschaft: Ihr habt euch in das falsche Gebiet gewagt. Sanji hatte das Gefühl, dass er es in seinem Leben schon mit zahllosen, weitaus schlimmeren Gegnern zu tun gehabt hatte, doch der Kerl war dennoch nicht zu unterschätzen.

Lysop fluchte neben ihm und beschoss den Vogelmenschen geistesgegenwärtig mit Pulvergeschossen, doch die Kreatur schüttelte sie ab wie lästige Fliegen. Dort, wo sie auf den Boden auftrafen, explodierten sie und rissen kleine Krater in den Stein.

„Wie süß", säuselte er. Dann rief er einen goldenen Feuerball von der Größe einer ausgewachsenen Kuh herbei und warf ihn auf Lysop, der in letzter Sekunde ausweichen konnte. Mit lautem Zischen traf er auf die Wand auf und hinterließ eine schwarze Brandschicht auf der steinernen Mauer.

Der Vogelmensch runzelte die Stirn und musterte die Strohhüte mit abfälligem Blick. „Es sieht fast so aus, als hättet ihr auch nicht mehr drauf als die meisten. Ich suche schon ewig nach jemandem, der mir ebenbürtig ist, aber hier kommt so selten jemand vorbei. Und die meisten sind unfähige Idioten wie ihr. So macht das keinen Spaß."

Ein weiterer Feuerball zischte links an Sanji vorbei. Er konnte gerade noch Brook am Arm packen und sich mit ihm auf den Boden fallen lassen, bevor dieser in Flammen eingeschmolzen werden konnte. In seinem prachtvollen Afro schwelten kleine Funken.

„Yo ho! Danke Sanji, das war wirklich knapp. Beinahe hätte es mir das Fleisch von den Knochen gebrannt. Da fällt mir ein..."

Doch Sanji hatte keine Zeit, sich seinen dämlichen Witz zu Ende anzuhören. Als er über die Brüstung nach unten blickte, stellte er mit Entsetzen fest, dass die Kreatur ein neues Ziel gefunden hatte. Nami und Chopper hatten versucht, im Schatten des Kamins zu flüchten und an dem Seil hochzuklettern, das sie am Messinggeländer befestigt hatten. Jetzt hingen sie an ihrem Strick wie pflückbereite Äpfel. Und der Kerl hatte sie entdeckt.

„Lysop, du hältst hier die Stellung!", rief Sanji, bevor er sprang. Als er auf dem Boden auftraf, wandte der Vogelmensch seine Aufmerksamkeit wie gehofft auf ihn.

„Ein tapferer Ritter, wie?", sagte der Kerl und stemmte eine Hand in die Hüfte. „Ein Opfer wird dir nichts bringen. Ich verbrenne euch so oder so alle zu Asche."

„Kann sein. Aber ich bin nicht hier, um mir deine blöden Sprüche anzuhören. Ich will verhandeln."

Das Hühnchen ging ein paar Schritte auf seine Gefangenen zu. Die beiden musterten ihn mit unverhohlenem Abscheu in den Augen. Sanji ballte die Hände zu Fäusten.

Der Kerl grinste. „Lass mich raten. Um die Leben deiner Freunde."

„Ja. Ich biete dir einen Kampf. Wenn ich dich besiegen kann, lässt du uns alle unbeschadet passieren."

„Und wenn nicht?" Wieder dieses süffisante Grinsen. Sanji hatte jetzt schon mehr als genug von dem Kerl.

„Dann werden sie sich trotzdem nicht kampflos ergeben. Aber genau das willst du doch, oder?", sagte er. „Eine Herausforderung."

Der Vogelmensch grinste, als hätte Sanji etwas unglaublich Verlockendes gesagt. „Du gefällst mir. Ich gebe dir die Chance, dich für deine Freunde zu beweisen. Aber vorher noch ein Wort der Warnung: mich kann man nicht besiegen. Ich bin ein Phönix."

Wie um das zu beweisen, entzündete er einen weiteren Feuerball in seiner Hand. Er stand inzwischen so nah an Zoro und Robin, dass das Licht der Flamme über ihre Gesichter tanzte. In Sanjis Magen formte sich ein flammender Ball aus Wut.

„Geh weg von ihnen", knurrte er.

„Das gefällt dir nicht, hm?", fragte der Phönix betont unschuldig. „Ich glaube, meine kleinen Flämmchen haben gute Arbeit geleistet. Sie haben zwei der Mitglieder eurer Gruppe ausgesucht, die eine ganz besondere Bedeutung haben. Als Köder, versteht sich. Aber dass es so einfach werden würde, euch hierherzulocken und auch noch einen Kampf geboten zu bekommen, das hätte ich nicht gedacht."

Noch immer machte er keine Anstalten, weiter von den beiden wegzutreten. Ganz im Gegenteil. Er musterte sie, als wären sie Ausstellungsstücke in einem Museum, und ließ dabei das Licht seiner Flamme über ihre Gesichter wandern.

Sanji trat einen Schritt vor und musste all seine Willenskraft aufwenden, um sich nicht einfach auf den Kerl zu stürzen. Wenn der Idiot einem der beiden etwas antat, würde er dafür leiden müssen, das schwor er sich. Doch mit einem Angriff würde er sie nur in Gefahr bringen, so nah, wie der Phönix bei ihnen stand, und das wollte er tunlichst vermeiden.

„Ich versuche wirklich mein Bestes, um höflich zu sein", knurrte er, „aber wenn du auch nur ein Stück näher an ihn herangehst, reiße ich dich in kleine Fetzen." Zu spät fiel ihm auf, dass er an sie hätte sagen müssen.

Ein süffisantes Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Phönixes. „Ach ja? Dann ist das hier also deiner. Interessant. Geschmack hast du ja, das muss man dir lassen... Aber das würde ich nur zu gerne sehen. Bisher hat es noch keiner geschafft, mich zu besiegen, und ich bin schon ein bisschen älter als du, Kleiner. An die vier Jahrhunderte, um genau zu sein."

„Dein Alter geht mir sonst wo vorbei, du missgestalteter Papagei. Du wirst ihn nicht anrühren."

Der Vogelmensch ließ die Flammen auf seiner Hand erlöschen und trat einen Schritt von Zoro weg. Sein Gesichtsausdruck sprach dabei mehr von unbändiger Freude über Sanjis Leichtsinn als von Respekt angesichts seiner Drohungen, aber Sanji war das einerlei. Er hatte sein Ziel erreicht, indem er die direkte Gefahr für seine Freunde fürs erste gebannt hatte.

„Jetzt", der Phönix ließ seine Fingerknöchel knacken, „werde ich dir beibringen, wie man verliert."

„Ja, ich kann mir vorstellen, dass du darin ein Experte bist", entgegnete Sanji kalt. „Du hast sicher einiges an Erfahrung damit."

Der Phönix fauchte wütend, ein Geräusch, dass an eine Mischung zwischen Puma und Adler erinnerte. „Du wirst langsam sterben", versprach er ihm. „Und deine Freunde werden dir dabei zusehen. Du kannst dir vielleicht den Sieg nicht verdienen, aber ich habe eine gute Nachricht für dich. Immerhin wirst du dich beweisen können. Zeig mir, ob du zu etwas taugst. Denn auch der Tod muss verdient werden."

Mit diesen Worten ging er in goldene Flammen auf und stürzte sich auf Sanji.


Memories - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt