Chapter 20

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Hinter der Biegung tat sich ein weitläufiger Raum auf, mit einer hohen Decke, die sich in der Dunkelheit verlor, und mindestens einem Dutzend Kaminen an den Wänden, die rot glühend brannten und den Raum in einen überdimensionalen Backofen verwandelten. Die Strohhüte befanden sich auf einem von Messinggeländern eingefassten Vorsprung, der in drei Meter Höhe um den gesamten Raum herumlief wie ein Kontrollgang. Links von ihnen führte eine steinerne Treppe in den tiefer gelegenen Raum.

An der rechten Mauer, mittig zwischen zwei der offenen Feuer, hingen Zoro und Robin an den Händen gefesselt von eisernen Haken, wie Schinken, die jemand zum Trocknen aufgehängt hatte. Es sah schmerzhaft aus, aber wenigstens waren sie nicht offensichtlich verletzt.

Vor ihnen stand ein Wesen, dass zu gleichen Teilen aus Mensch und Hahn zu bestehen schien. Er hatte rostrot befiederte Vogelbeine und gefaltete Schwingen auf dem Rücken, die in ihrer ganzen Pracht gewaltig sein mussten. Seine weißblonden Haare waren kurz geschnitten, und der Blick seiner goldenen Augen ruhte auf seinen beiden Gefangenen. Er sah so unangenehm siegessicher aus, dass Sanji ihn am liebsten neben ihnen aufgehängt und dort verrotten hätte lassen.

Die Piraten kauerten sich hinter das niedrige Gitter und machten sich ein Bild von der Lage. Es sah nicht gut aus. Der Vogelmensch war zu weit weg, um sie zu bemerken, doch ihre Nakama waren das ebenfalls. Und die Tür, die sie wieder aus diesem Brutkasten herausführen könnte, lag ganz am anderen Ende der Halle.

Natürlich könnten sie ihre übliche Taktik anwenden, also einfach losstürmen und somit die Fähigkeiten ihres Gegners austesten, doch das erschien Sanji zu riskant. Keiner von ihnen wusste, was der Typ dort unten draufhatte, und sie wollten es nicht erfahren, indem Zoro oder Robin davon verletzt wurden. Denn so nah, wie sie bei dem Kerl angekettet waren, war diese Gefahr durchaus reell.

Also musste eine Taktik her. Nur wusste keiner so recht, was sie sich unter dieser vorstellen sollten.

„Ich habe einen Plan", flüsterte Lysop schließlich, nach einer Zeit, die Sanji wie eine halbe Ewigkeit vorkam. „Einen ungeheuer schlechten Plan, der vermutlich grandios schiefgehen wird, aber immerhin ist es ein Plan."

Ruffy schlug die Fäuste zusammen. „Sag schon, was du vorhast. Es ist ja nicht so, als hätte jemand einen Gegenvorschlag."

Lysop schluckte. „Na schön. Okay Leute, hört gut zu." Er erklärte ihnen seinen Plan.

Franky nickte entschlossen. „Könnte funktionieren."

Sie zogen sich alle zusammen in den Gang zurück, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Lysop und Franky bastelten zusammen an ihrer Ausrüstung, Brook und Nami knüpften zusammen an einem langen Stück Seil, Chopper richtete in weiser Voraussicht schon mal seinen Erstehilfekoffer her und Ruffy rannte zwischen allen hin und her, um zu helfen, wobei er allerdings mehr Chaos verbreitete als alles andere.

Nur Sanji kam sich reichlich überflüssig vor. Lysops Plan sah keine tragende Rolle für ihn vor. Er würde die Nachhut spielen müssen, den Leibwächter derjenigen, die sich aktiv beteiligen konnten. Dabei hätte er seiner inneren Unruhe nur zu gerne Luft gemacht, doch ihm wurde nur die Rolle als fünftes Rad zuteil. Von seiner spontanen Anführertätigkeit zuvor war auf einmal nichts mehr zu spüren.

Als sie endlich mit ihren Vorbereitungen fertig waren, schlichen sie sich zurück auf den steinernen Vorsprung. Der Vogelmensch stand noch immer unweit von Zoro und Robin und unterhielt sich mit einem kleinen Wesen, das mit seinen brennenden Haaren und den kurzen Beinen an ein aus der Hölle entlaufenes Baby erinnerte. Es nickte, als habe es gerade Anweisungen von dem gefiederten Kerl erhalten, und verschwand dann durch die Tür am anderen Ende des Raumes.

„Okay, fangen wir an", wisperte Nami. „Er ist allein, einen besseren Zeitpunkt können wir vermutlich gar nicht erwischen."

„Ich habe ein wirklich mieses Gefühl", flüsterte Lysop.

Nami sah ihn gereizt an. „Das ist dein Plan!"

„Das wird vermutlich der Grund dafür sein."

Sie sah aus, als müsste sie das dringende Verlangen unterdrücken, sich die Hand vor die Stirn zu schlagen. „Lass uns einfach anfangen."

Lysop versuchte keine weiteren Widerworte. Das war wahrscheinlich auch besser so für ihn und seine Gesundheit, denn Nami sah außerordentlich gereizt und gestresst aus, und diese Umstände hatten noch niemandem aus ihrer Crew gutgetan.

„Na gut", flüsterte Lysop. Seine Stimme zitterte leicht, doch er setzte seinen tapferen Blick auf. „Brook, gibst du mir bitte die Kugel?"

Während er sein Geschoss sorgfältig in sein Kabuto einspannte, waren Chopper und Nami bereits mit dem geknüpften Seil beschäftigt. Sie knoteten es an der rechten Ecke des Kontrollganges an die metallene Brüstung, sodass es im Schatten der Wand in den Raum hinunterführte. Dann machten sie sich daran, möglichst unauffällig und durch den unweit stehenden Kamin verdeckt nach unten zu klettern.

Lysop wischte sich eine Schweißperle von der Stirn und spannte dann die Sehnen seiner Waffe. Er zielte auf den Entführer, schoss allerdings noch nicht. Bis die anderen unten angekommen waren, würden sie alle abwarten und hoffen, dass der Kerl nicht zufällig zu ihnen aufsah. Denn dann könnten sie ihren schönen Plan in die Tonne treten.

Nami kam zuerst unten an. Sie drückte sich an die Wand und wartete, bis Chopper ebenfalls auf dem steinernen Boden angekommen war. Dann warf sie einen prüfenden Blick um den Kamin herum, wobei sie aufgrund der abgestrahlten Hitze einen gehörigen Sicherheitsabstand halten musste. Als sie die Lage überprüft hatte, drehte sie sich zu den anderen um und streckte den Daumen hoch.

Sanji schluckte. Jetzt würde sich zeigen, ob ihr Plan aufgehen würde oder ob sie, wie Lysop es sagen würde, grandios scheitern würden.

Der Scharfschütze spannte die Sehnen seines Kabutos, zielte damit auf den Vogelmenschen, und schoss. Und dann ging auf einmal alles ganz schnell.

Das Geschoss flog in geradem Kurs auf ihren Gegner zu, entfaltete sich wie geplant in der Luft und spuckte ein weiteres Netz aus, wie das, mit dem sie das Kaninchen hatten fangen wollen. Nur war es dieses Mal aus Stahlseil. Wie Lysop dazu kam, in seiner Tasche Stahlseil mit sich herumzutragen, darauf wusste keiner von ihnen eine Antwort. Vermutlich kannte er die selbst nicht. Jedenfalls hatten sie aus ihrem Missgeschick mit dem Einhornkaninchen gelernt und dieses Mal lieber etwas genommen, dass ein wenig haltbarer war als schnödes Hanfseil.

Blöderweise brachte ihnen diese glorreiche Idee recht wenig. Das Netz fiel nämlich über den Vogelmenschen, der für einen Moment reichlich verdutzt aussah und dann einfach spontan in Flammen aufging. Ihr schönes Netz schmolz innerhalb von Sekunden, als wäre es aus Schnee gedreht, und zerfloss zu einer glühenden Lache auf dem Steinboden.

„Verdammt", murmelte Franky. „Ich habe gleich gesagt, dass wir ihn einfach abschießen sollten."

Das hatte er tatsächlich. Sie hatten allerdings beschlossen, es erst mal mit harmloseren Methoden zu versuchen, einfach aus dem simplen Grund, dass ihre beiden Crewmitglieder direkt neben der Vogelscheuche hingen. Sanji konnte sich gut vorstellen, dass Zoro mit einer Kanonenkugel im Gesicht nicht so zufrieden wäre.

„Ich glaube, dafür ist es zu spät", wimmerte Chopper neben ihm.

Der Vogelmensch sah genau zu ihnen auf. Sogar aus dieser Entfernung war die golden schimmernde Färbung seiner Augen sichtbar.

„Ah, Verstärkung", sagte er. „Wir haben schon auf euch gewartet."


Memories - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt