„Sanji! Du musst ihn mit Feuer bekämpfen!", rief Zoro. Seine Stimme klang rau. Sanji hätte sich einen bissigen Kommentar überlegt, wenn er nicht so damit beschäftigt gewesen wäre, sich nicht einäschern zu lassen. Das war genau das, was er versuchte, hier nicht zu tun. Brennen stand nicht gerade auf der Liste seiner Ziele in diesem Kampf.
Scheinbar hatte er es trotz seiner herausfordernden Beschäftigung geschafft, recht irritiert zu schauen, denn Zoro fügte erklärend hinzu: „Du kannst mit Flammen kämpfen, Sanji!"
Gab es sonst noch versteckte Talente, von denen er nichts wusste? Durch die Luft laufen, mit Feuer kämpfen – was kam als nächstes? Wieso hatte es eigentlich niemand für nötig gehalten, ihm davon zu erzählen?
Doch Zoro hatte Recht. Feuer bekämpfte man am besten mit Feuer. Wenn er jetzt nur noch wüsste, wie er sich dieses Feuer zunutze machen konnte, wäre das enorm hilfreich.
Der Phönix entfaltete seine Flügel in ihrer gesamten beeindruckenden Spannweite und griff ihn aus der Luft an, scheinbar in dem Glauben, dass er von dort aus leichteres Spiel mit ihm hätte. Tja, falsch gedacht. Sanji brachte sich mit seinem Sky Walk in die Luft und den Kampf damit von seinen Freunden weg. Immerhin das hatte er geschafft. Selbst, wenn er nicht herausfinden sollte, wie man den Kerl besiegte, könnte er seinen Freunden immerhin Zeit kaufen. Vielleicht würden sie es schaffen, zu fliehen, während er das wandelnde Brathähnchen hier hinhielt.
Er holte aus und hätte seinen Gegner gegen den Brustkorb getroffen, wenn dieser sich nicht einfach in Flammen aufgelöst hätte. Mit einem wütenden Zischen verwandelte sich das lodernde Flammenmeer wieder in eine feste Gestalt, und noch während er versuchte, dem Angriff auszuweichen, traf Sanji der Schlag eines riesigen Flügels wie eine Kanonenkugel und katapultierte ihn zurück auf den Boden.
Mit einem dumpfen Geräusch prallte er auf den Steinen auf. Im ersten Moment blieb ihm die Luft weg, und ein stechender Schmerz zog sich seinen gesamten rechten Arm entlang. Jemand schrie seinen Namen. In seinem Blickfeld tauchte ein paar befiederte Vogelbeine auf, nur wenige Meter von ihm entfernt.
Sanji kämpfte sich zurück auf die Füße. Als sein Blick auf den siegessicheren Gesichtsausdruck des Phönixes fiel, machte sich eine unglaubliche Wut in ihm breit, die für einen Moment sogar den Schmerz aus seinem Arm vertrieb. Wenn dieser Bastard meinte, er sei so leicht zu besiegen, dann hatte er sich aber gewaltig geschnitten.
Sein Blick fiel auf Zoro, der an der steinernen Mauer verbissen gegen seine Ketten ankämpfte. Nein, er durfte sich nicht besiegen lassen. Er kämpfte hier nicht für sich.
Und ein Feuer entzündete sich an seinen Beinen, warf tanzendes Licht auf den Boden und erschreckte ihn im ersten Moment so sehr, dass er beinahe in den nächsten Kamin gehüpft wäre.
Dann jedoch breitete sich ein warmes Gefühl in ihm aus. Stärke und Zuversicht durchfluten ihn, und er stürzte sich mit einem trotzigen Aufschrei auf den Phönix. Dieser war im ersten Moment so erstaunt über diese Wendung, dass er Sanjis erstem Angriff nicht ausweichen konnte. Mit einem befriedigenden Krachen schlug der Phönix in der gegenüberliegenden Wand ein und ging in einer Wolke aus Gesteinssplittern und auflodernden Flammen unter.
Doch er war sofort wieder da. Mit der Geschwindigkeit eines Jagdfalken flog er auf Sanji zu und versuchte, ihn zu Boden zu reißen, doch Sanji sprang in die Luft und wich ihm dort mühelos aus. Dort, wo er ihn getroffen hatte, rieselten Ascheflocken vom Arm des Phönix.
„Unbesiegbar, ja?", sagte er herausfordernd. „Davon sehe ich aber nicht viel. Ich dachte, unbesiegbare Kämpfer wären nicht so lasch."
Der Phönix wischte sich das Blut aus dem Mundwinkel. „Du hast ein ganz schön vorlautes Mundwerk, hmm? Jemand sollte dir beibringen, dass Schweigen manchmal die bessere Wahl ist."
„Für jemanden mit einer solchen Meinung redest du aber ganz schön viel, du Brathähnchen!"
Sein nächster Tritt ging daneben. Sein übernächster nicht. Er drehte sich in der Luft und traf den Kopf seines Gegners, was dem einen Moment Benommenheit bescherte. Den nutzte Sanji aus und schickte ihn mit einem weiteren Angriff zu Boden.
Früher hatte er einmal Namen für seine Angriffe gehabt, die ihm nun nicht mehr einfielen. Doch das war egal. Er brauchte keine Namen, um zu siegen. Sein Feuer würde ausreichen. Er landete unweit seines Gegners und sah ihm ungerührt dabei zu, wie dieser sich mühsam auf die Füße kämpfte.
„Du kannst mich nicht besiegen", knurrte der Phönix. In seinen kurz geschorenen blonden Haaren glitzerte dunkles Blut. „Du bist zu schwach. Und selbst wenn es dir gelingen sollte, ich kann immer wieder aus meiner Asche auferstehen. Was kannst du denn schon? Ein bisschen Feuer machen und dich als großer Retter aufspielen. Du bist nichts!"
„Siehst du? Das ist der Unterschied zwischen uns. Ich erstehe nicht aus der Asche auf. Ich mache sie."
Mit diesen Worten verpasste er seinem Gegner einen seitlichen Tritt gegen den Oberkörper. Orangenes Feuer traf auf goldenes, als er ihn mit so viel Schwung gegen die Wand beförderte, dass die alten Steine bebten. Der Phönix versuchte, sich wieder aufzurichten, doch seine Vogelbeine gaben immer wieder unter ihm nach. Asche rieselte aus zahlreichen Verletzungen. Sein Blick wirkte wie von einem milchigen Schleier verdeckt, und dort, wo Sanji ihn getroffen hatte, löste sich sein Brustkorb bereits in silbrige Ascheflocken auf. Innerhalb von Sekunden waren auf dem Boden nur noch ein Häufchen Asche und einige verstreute rostrote Federn zu sehen.
Einen Augenblick lang herrschte in der Höhle atemloses Schweigen. Dann brachen die Jubelrufe los. Ruffy sprang von der hohen Brüstung, als läge diese nicht in über drei Metern Höhe, und sprang aufgeregt um ihn herum, wobei er sich abwechselnd in Begeisterungsstürmen verlor und darüber beschwerte, dass Sanji ihn nicht kämpfen hatte lassen. Chopper fiel ihm weinend um den Hals und inspizierte ihn dann innerhalb von drei Sekunden von oben bis unten, um nach Verletzungen Ausschau zu halten. Die anderen stürmten auf Zoro und Robin zu, um sie von ihren Ketten zu befreien.
„Ich wusste es", sagte Robin, sobald sie von Franky aus ihrer ungemütlichen Lage befreit worden war. Sie rieb sich die Handgelenke, an denen die Eisen blutige Einschnitte hinterlassen hatten.
„Ähm... was genau wusstest du?", hakte Sanji vorsichtshalber nach.
„Dass die Zeile aus dem Text auf dich anspielt. In tanzenden Funken die Freiheit sich dreht. Das warst du." Sie lächelte ihn vielsagend an.
Zoro ließ die Schultern kreisen. „Das hättest du nicht besser machen können, Sanji."
Sanji ignorierte das Kribbeln in seiner Magengegend. „Du hast aber zwischendurch ganz schön besorgt ausgesehen", neckte er ihn. Jetzt, wo der Kampf vorbei war und er die anderen allesamt in Sicherheit wusste, war er einfach viel zu erleichtert, um den Streithahn zu spielen.
„Habe ich das?" Zoro grinste. „Das musst du dir eingebildet haben."
Die anderen sahen ihn an, als wären ihm spontan Flügel und ein Vogelschnabel gewachsen.
„Ähm, Zoro... bist du sicher, dass es dir gut geht?", fasste Lysop ihrer aller Bedenken zusammen.
Zoro sah zu Sanji hinüber. „Mir geht es super."
Und dann zog er ihn zu sich, und küsste ihn vor versammelter Mannschaft.
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Memories - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossen
FanfictionAls Sanji die Augen aufschlägt, erinnert er sich an nichts mehr. Ein großer Teil seiner Selbst scheint sich spurlos in Luft aufgelöst zu haben, und die Strohhüte müssen sich auf eine gefährliche Reise begeben, um ihn wieder zurückzuholen. Doch manch...