Chapter 3

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Beim Abendessen herrschte das pure Chaos, doch Sanji stellte schnell fest, dass er sich in diesem Idiotenverein sogar wohlfühlte.

Chopper hatte in aller Eile einen Krisenrat einberufen und die ganze Crew samt Sanji in die schiffseigene Küche verfrachtet, da das Krankenzimmer mit neun Personen intus vermutlich auch allen Nähten geplatzt wäre.

Nachdem der erste kollektive Schock überwunden war (beidseitig, versteht sich – auf Seiten der Crew, weil sie sich große Sorgen um Sanji machten, und auf Seiten Sanjis, da ihn der Anblick eines Cyborgs mit überdimensionalen Christbaumkugeln auf den Schultern und eines singenden/jaulenden Skeletts dann doch etwas aus der Bahn geworfen hatte), stellte sich große Freude ein, als Sanji schließlich verkündete, dass er das Abendessen kochen werde. Beim Anblick der weiträumigen Küche juckte es ihn einfach in den Fingern, und es grauste ihm davor, allein mit seinen Gedanken im Krankenbett zu liegen, während hier das Leben tobte.

Die Einzigen, die angesichts dieser Ankündigung nicht so begeistert aussahen, waren Chopper, der nach langer Diskussion darauf bestand, ihn wenigstens zu beaufsichtigen, und der grünhaarige Kerl mit den drei Schwertern an der Hüfte. Er beteiligte sich zwar an den Gesprächen der anderen, doch sobald Sanji in seine Nähe kam oder zu ihm hinübersah, wurde sein Blick mürrisch und reserviert, und er wandte sich wortlos wieder seinem Essen zu. Der Kerl schien ihn ja wirklich überhaupt nicht leiden zu können.

Sanji wüsste gerne, woran das lag. So unsympathisch sah er eigentlich gar nicht aus, auch wenn die auffälligen Schwerter und der raubtierhafte Gang ihm eine Aura verliehen, die jeden Gegner vermutlich respektvoll Abstand halten ließ. Und er spürte, dass etwas in der Luft lag, jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen. Eine Art elektrische Spannung, fast so, als würden normalerweise sofort die Fetzen fliegen, wenn sich die beiden im selben Raum aufhielten. In ihm kribbelte alles, wenn er sich zu nah bei ihm aufhielt, darum suchte er lieber Abstand.

Er würde sich erst ein anständiges Bild von diesem Kerl machen und herausfinden müssen, warum er ihn nicht leiden konnte, bevor er versuchen konnte, diesen Konflikt aus der Welt zu schaffen. Vorausgesetzt natürlich, der Schwertkämpfer würde sich darauf einlassen. Aber Sanji war bereit für einen Neuanfang – vielleicht war er es ja auch.

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Zwei Tage später konnte Sanji sich zwar noch immer nicht an alles erinnern, doch er fühlte sich nicht mehr so entsetzlich leer deswegen. Seine Crew brachte ihm ungeheuer viel Verständnis entgegen und hatte ihm so gut es ging alle seine Fragen beantwortet. Mit jedem Namen, jedem Detail, das er erfuhr, war es, als ob ein kleines Stück des Puzzles zurückkehren würde, das sein Gedächtnis bildete. Es klafften zwar noch immer große Lücken darin, doch so langsam ließ sich ein zusammenhängendes Bild erahnen.

Doch von diesen Puzzleteilen war nichts selbstständig zurückgekommen, sondern nur durch die Hilfe seiner Freunde, und das machte sowohl ihm selbst als auch Chopper langsam Sorgen. Das und die Tatsache, dass er keinerlei Verletzungen aufwies. Laut dem kleinen Schiffsarzt rührte eine Amnesie meist von einem Sturz oder einem harten Schlag auf den Kopf her, doch nichts deutete darauf hin, dass Sanji sich auf irgendeine Art und Weise den Kopf gestoßen haben könnte. Er hatte einfach nur bewusstlos auf dem staubigen Feldweg gelegen, als wäre er dort einfach zusammengesunken.

Und als wäre es nicht schon frustrierend genug, sich durch seinen verfluchten Gedächtnisverlust nicht an den Grund dafür erinnern zu können, musste es auch noch ausgerechnet Zoro sein, der ihn in diesem Zustand gefunden und zurück auf das Schiff gebracht hatte. Aka der Kerl, der noch immer nicht gerade mit freundlichem Verhalten punktete.

Doch was Sanji wirklich erleichterte, war, dass er wenigstens das Kochen nicht vergessen hatte. Seine Rezepte waren zwar futsch, da er scheinbar die unpraktische Angewohnheit hatte, sie nicht aufzuschreiben, doch nach ein wenig Herumprobieren hatte er festgestellt, dass seine Intuition in diesem Gebiet hervorragend funktionierte. Auf diese Weise konnte er sich wenigstens nützlich machen, anstatt die anderen alles machen lassen zu müssen und Ballast für die Crew zu bilden. Die anderen hätten zwar Verständnis dafür, da war er sich sicher, doch trotzdem war er froh, dass er etwas tun konnte.

Memories - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt