Als sie wieder in dem kleinen Seitengang ankamen, fiel der Empfang reichlich stürmisch aus. Chopper schien überzeugt gewesen zu sein, dass sie ihren kleinen Ausflug nicht überleben würden, und fiel Zoro freudestrahlend und mit Tränen in den Augen um den Hals, als wären sie soeben von einer Weltreise zurückgekehrt und nicht von einem fünfhundert Meter weiten Kontrollgang.
Sie setzten sich alle gemeinsam im Kreis zusammen, und Sanji und Zoro berichteten von ihrem Aufeinandertreffen mit Lysop. Sie erzählten von dem plötzlichen Verschwinden des Scharfschützen, jedes Mal, wenn dieser einen Treffer eingesteckt hatte, von der ungewöhnlichen Kraft, die er auf einmal besaß, und von seiner Absicht, seine beiden Nakama am Grund eines bodenlosen Abgrundes zu Mus zu verarbeiten. Was darauf gefolgt war, ließ Sanji geflissentlich aus, und er war froh, dass auch Nami es nicht weiter erwähnte.
Ruffy runzelte die Stirn, als er den Teil mit der Grube hörte. „Das hört sich ganz so an, als ob er euch wirklich umbringen wollte. Wir müssen ihn so schnell wie möglich einfangen, bevor er noch etwas dummes tun kann."
„Das stimmt, Ruffy." Brook kratzte sich abwesend am Handgelenk, was ein seltsam schrappendes Geräusch verursachte. „Aber wie sollen wir das anstellen? Wenn nicht mal Zoro und Sanji mit ihm fertig werden... Nichts gegen euch, Jungs."
Robin sah forschend zu den beiden hinüber. „Ihr sagtet, dass ihr ihn treffen konntet?"
„Ja", bestätigte Zoro. „Aber er hat sich jedes Mal wieder aufgelöst. So bekommen wir ihn nicht zu fassen."
„Vielleicht doch. Ich denke, ich habe eine Idee, wie wir ihn überlisten könnten. Aber vorher..."
Sie setzte sich zu ihnen in den Kreis. „Ich weiß jetzt, was mit unserem Scharfschützen passiert ist."
Die anderen drehten sich erwartungsvoll zu ihr, als sie erklärte: „Er ist von einem Einhorn gestochen worden." Ihre Miene war todernst, als sie das sagte.
Zoro schnaubte. „Ich glaube eher, dich hat ein Einhorn gestochen. Wie kommst du denn auf den Blödsinn?"
„Hey!", unterbrach Sanji ihn. „Sei nicht so respektlos, lass sie doch erst mal ausreden."
„Respektlos? Hast du sie nicht vorhin erst gruselig genannt?"
Sanji lief rot an, doch noch bevor er zu einer bissigen Antwort ansetzen konnte, unterbrach Nami ihn. „Seid still, alle beide." Ihr Blick ruhte noch einen Moment auf den beiden, dann wandte sie sich Robin zu. „Und wie kommst du darauf, dass es hier unten Einhörner gibt?"
„Na ja", meinte Robin und deutete in den anderen Gang. „Da draußen sitzt eines."
Sieben Köpfe wandten sich gleichzeitig nach links, wo ihre kleine Sackgasse in den Hauptweg mündete. Im Schatten der Wände saß ein Wesen, dass ausgesprochen wenig Ähnlichkeit mit einem Einhorn hatte.
„Äh, Robin, bist du sicher, dass...", fragte Franky. Als das Wesen allerdings ein Stück aus den Schatten heraustrat, wurde ein silbriges Horn auf seiner Stirn sichtbar. „Okay, vergiss die Frage."
Doch bis auf das Horn erinnerte es Sanji immer noch nicht wirklich an ein Einhorn. Da war zum einen die Tatsache, dass es gerade einmal dreißig Zentimeter hoch war, wenn man das spiralförmige Horn nicht mitrechnete. Oder das braune, weiche Fell, das bei einem Einhorn ja eigentlich weiß sein sollte. Oder, na ja – dass es ein Hase war.
„Das ist... ein Kaninchen", fasst Ruffy das Offensichtliche zusammen. „Mit einem Horn auf der Stirn. Und du glaubst wirklich, dass das da dafür verantwortlich ist, dass Lysop durchgedreht ist?"
Robin nickte. „Sie dir doch sein Horn an. Die Wunde an Lysops Bein weist auch so ein Spiralmuster auf. Er muss von diesem Tier stammen."
Ruffy ließ die Fingerknöchel knacken. „Dann schalten wir das Vieh einfach aus, vielleicht wird Lysop dann wieder normal."
Er wollte schon losstürmen, doch Brook hielt ihn an der Schulter zurück. „Warte mal, Ruffy. Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Wenn es dich auch noch mit seinem Horn erwischt, dann haben wir ein gehöriges Problem. Mit Lysop werden wir gerade noch fertig, aber wenn du auch noch durchdrehst..."
Er beendete seinen Satz nicht, aber Sanji wusste, was er damit andeuten wollte. Dann haben wir keine Chance.
„Brook hat Recht", sagte er. „Keine Alleingänge. Wir brauchen einen Plan, wie wir weiter vorgehen. Immerhin wissen wir jetzt, was an Lysops Verhalten schuld ist, aber mit kopflosen Aktionen bringen wir uns nur selbst in Gefahr." Sanji sah zu Chopper hinüber. „Trotzdem wäre es vermutlich gut, wenn wir es irgendwie einfangen könnten. Chopper, dir würde es doch sicher helfen, wenn du mal einen genaueren Blick auf das Tier werfen könntest, oder?"
„Mm-hm", machte Chopper. „Sein Horn muss mit einer Art Gift versehen sein. Wenn ich es mir genauer ansehen kann, finde ich vielleicht heraus, wie man Lysop helfen kann."
Ruffy sprang bereits voller Tatendrang auf. „Gut, dann lasst uns mal anfangen. Wir müssen ein schönes großes Netz bauen. Hat jemand noch Schnur?"
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Es stellte sich heraus, dass Schnur ihr geringstes Problem war. Das eigentliche Risiko in ihrem Plan, mit dem niemand wirklich gerechnet hatte, war der Hase. So blöd es sich anhörte, aber das Vieh war echt gruselig. Schlimmer sogar noch als Lysop.
Franky hatte zusammen mit Robin, die hierbei wunderbar ihre Teufelskräfte einsetzen konnte, ein Netz aus ihren schier unerschöpflichen Seilvorräten geknüpft, und Brook war damit losgeschickt worden, um das seltsame Geschöpf einzufangen. Erstens, weil er definitiv ebenfalls unter diese Kategorie fiel, und zweitens, weil er durch seinen – na ja, nennen wir es mal Zustand – vermutlich nicht gestochen werden konnte und dadurch keine unmittelbare Gefahr lief, auf die gleiche Weise zu enden wie ihr Scharfschütze.
Brook war alles andere als begeistert gewesen. Mit Tränen in den Augen, schlotternden Knien und dem zur Verteidigung vor sich gehaltenen Netz war er dann schließlich zum Kaninchenfangen aufgebrochen, allerdings erst, nachdem Nami ihn 'überredet' hatte. Sie konnte sehr überzeugend sein, wenn sie erstmal die Zähne fletschte.
Darin war das Einhornkaninchen allerdings auch sehr gut. Sobald Brook sich ihm auf einige Meter genähert hatte, stellte es die Ohren auf und musterte das verängstigte Skelett aufmerksam. Als Brook dann noch immer keine Anstalten machte, einen respektvollen Abstand zu wahren, fletschte es in einer Drohgebärde die Zähne, und zeigte dabei eine beeindruckende Auswahl an Reißzähnen, die jeden Säbelzahntiger neidisch gemacht hätten. Dazu fauchte es wie ein Puma und verengte die Augen zu bösartig funkelnden Schlitzen.
Brook schluckte. Er warf einen Blick auf das Killerkaninchen vor sich. Dann blickte er nach hinten, wo seine Freunde standen, sah Nami ins Gesicht und entschied sich dann für das kleinere der beiden Übel. Er warf das Netz nach dem Kaninchen.
Normalerweise hätte das eng geknüpfte Netz ausreichen müssen, um das Vieh dingfest zu machen. Das Kaninchen war allerdings eindeutig anderer Meinung. Es sprang in die Luft, noch bevor das Netz es überhaupt berühren konnte, fuhr die Zähne aus und hatte ihr mühsam geknüpftes Netz innerhalb von Sekundenbruchteilen in kleine Fetzen verwandelt. Dann setzte es sich wieder in die Schatten, entschied scheinbar, dass Brook nun keine Bedrohung mehr darstellte, und begann, sich in aller Seelenruhe die Ohren zu putzen.
Ebenfalls in Sekundenbruchteilen stand Brook wieder in ihrem Lager, wobei er eine Spur aus aufgewirbeltem Staub hinter sich herzog.
„Mein Gott, was ist denn das für ein Vieh?", keuchte er und stützte sich mit den Händen auf seine knochigen Knie. „Mir ist das Herz in die Hose gerutscht! Da fällt mir ein, ich habe ja gar kein Herz mehr! Yo ho! Yo ho!" Er sah aus, als stünde er kurz vor einem Nervenzusammenbruch. „Ich brauche eine Pause."
Und er setzte sich neben die Feuerstelle auf die ausgebreiteten Decken, wohl darauf bedacht, seine Freunde zwischen sich und das Kaninchen zu bringen.
Robin rieb sich die Hände. „Dann sieht es so aus, als würde es Zeit für meinen Plan. Wir lassen das arme Kaninchen in Ruhe und holen uns Lysop auch ohne es."
„Und wie willst du das anstellen?", fragte Zoro. „Er ist unfassbar schnell. Man kann ihm nicht einfach ein Netz drüberwerfen und hoffen, dass er es nicht zerfleischt."
„Das weiß ich." Robin lächelte düster. „Ich habe eine bessere Idee."
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Memories - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossen
Fiksi PenggemarAls Sanji die Augen aufschlägt, erinnert er sich an nichts mehr. Ein großer Teil seiner Selbst scheint sich spurlos in Luft aufgelöst zu haben, und die Strohhüte müssen sich auf eine gefährliche Reise begeben, um ihn wieder zurückzuholen. Doch manch...