Dann ging auf einmal alles ganz schnell. Ein silbernes Licht leuchtete auf, der Griff um sein Bein lockerte sich, und jemand packte ihn am Hemd und zog ihn hinter sich her durch das Wasser.
Das nächste, was er spürte, war harter Stein unter seinem Rücken. Und Luft. Er konnte wieder atmen, und das erleichterte ihn im ersten Moment so sehr, dass er fast vergessen hätte, dass er sich hier eventuell in Gefahr befand. Etwas bewegte sich neben ihm. Sanji konnte hören, wie etwas mit lautem Platschen aus dem Wasser stieg, und danach das rhythmische Geräusch von Tropfen auf Stein. Er schlug die Augen auf.
„Zoro", krächzte er. Seine Stimme hörte sich an, als hätte jemand seine Stimmbänder durch Drahtseile ersetzt. Er wusste nicht, ob er träumte oder nicht, doch das da neben ihm war eindeutig Zoro, am Ufer direkt neben dem See, wo sie beide zu drei Seiten von fünfzehn Meter hohen Steinwänden und auf der vierten Seite vom See umgeben waren. Er war nass von Kopf bis Fuß. Wasser tropfte ihm aus den Haaren und lief ihm über das Gesicht, wobei es die Narbe über seinem Auge zum Leuchten zu bringen schien. Seine Schwerter hatte er achtlos neben Sanji auf den Boden geworfen.
Sanji hätte sich selbst geohrfeigt, wenn er dafür nicht viel zu schwach gewesen wäre. Er war gerade beinahe gestorben, und trotzdem hatte er nichts Besseres zu tun als Zoro anzustarren. Urgh. Wenn das jemals jemand herausfand, dann könnte er sich gleich zurück in diesen See werfen und unten bleiben.
Doch im Moment war ihm jeder Gedanke an Seen und dunkles Eiswasser zuwider. Er war so froh, dass er wieder draußen war, dass er Zoro um den Hals hätte fallen können. Wahrscheinlich ein genauso dämlicher Einfall wie das Ertränken, aber sein Hirn schien in seinem derzeitigen Zustand nicht einwandfrei zu funktionieren.
„Hey", sagte Zoro leise und stieg vollends aus dem Wasser. „Alles okay?"
Nicht unbedingt. Wie gesagt, er wäre gerade beinahe in einem unterkühlten unterirdischen See gestorben. Und in diesem Moment merkte er auch, dass er so sehr zitterte, dass er sich beinahe die Zunge dabei abbiss. Vermutlich könnte er kein lächerlicheres Bild abgeben als gerade jetzt, wie er da kraftlos auf dem Stein lag, durchnässt bis auf die Knochen und zitternd wie Espenlaub. Doch seltsamerweise war ihm das alles in diesem Moment so ziemlich egal. Er lebte. Zoro war hier. Seine Freunde waren vermutlich in Sicherheit oben auf dem Steinsims, und so, wie er Zoro einschätzte, würde das Biest sie nicht noch einmal belästigen können.
„Ja, alles okay."
„Wir müssen dich nach oben bringen", sagte Zoro. „Lysop knüpft gerade eine Leiter aus dem Seil, er müsste gleich fertig sein."
Sanji schüttelte den Kopf. „Braucht er nicht. Ich komme schon selbst wieder rauf." Doch als er versuchte, sich aufzurichten, merkte er, dass er diese Ankündigung vermutlich nicht ganz einhalten konnte. Die schwarzen Flecken tauchten wieder auf und wirbelten dermaßen vor seinen Augen herum, dass ihm ganz schummrig wurde. „Okay, vielleicht wäre eine Leiter doch nicht so schlecht."
Zoro grinste, wurde dann jedoch gleich wieder ernst. „Du warst ganz schön lange da unten. Ich habe zu lange gezögert, ich dachte..."
„Hey", unterbrach Sanji ihn sanft. „Die Hauptsache ist doch, dass du da warst. Ich fasse es nicht, dass ich das sage, aber – ohne dich wäre ich da unten ganz schön aufgeschmissen gewesen."
Er sah, dass Zoro sich noch immer Vorwürfe machte, doch die würde Sanji ihm nicht ausreden können. Der Eindruck, den er seit seinem Gedächtnisverlust von Zoro erhalten hatte, bewahrheitete sich mal wieder: Zoro zeigte sich anderen gegenüber meist gefühllos und kalt, doch im Grunde sorgte er sich genau wie alle anderen um die, die er zu seiner Familie zählte. Vielleicht sogar mehr als alle anderen.
DU LIEST GERADE
Memories - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossen
أدب الهواةAls Sanji die Augen aufschlägt, erinnert er sich an nichts mehr. Ein großer Teil seiner Selbst scheint sich spurlos in Luft aufgelöst zu haben, und die Strohhüte müssen sich auf eine gefährliche Reise begeben, um ihn wieder zurückzuholen. Doch manch...