„Was zum Teufel war das denn?"
„Na, glaubst du uns jetzt, Sanji?", fragte Franky. „Irgendetwas hat ihn erwischt und in einen – na ja, was ist er jetzt überhaupt? Eine Mischung aus Ninja, Gespenst und Leuchtstoffröhre? Jedenfalls ist er nicht mehr er selbst, und wir müssen rausfinden, wie wir ihm helfen können. Oder zumindest, wie wir ihn uns vorerst vom Leib halten. Der Typ hat echt was drauf, wenn er sich nicht gerade vor Angst in die Hose macht."
„Oh, das ist schlecht, das ist ganz furchtbar schlecht", jammerte Chopper. „Es könnte wer weiß was gewesen sein, das ihm das angetan hat. Wir haben keine Ahnung, was hier unten alles rumläuft, und wir kommen auch nicht an Lysop ran – wir sollen wir ihm da jemals helfen können?"
Nami legte ihm beruhigend die Hand auf den Kopf. „Uns fällt schon was ein. Erstmal ist es wichtig, dass er noch am Leben ist. Wie wir ihm helfen, finden wir schon noch heraus."
Ihre Taktik bestand dann schließlich daraus, zwei von ihnen als Vorhut nach draußen zu schicken, damit diese herausfinden konnten, wo Lysop sich aufhielt und wie man ihn dingfest machen konnte. Viel Hoffnung setzte niemand in diese Expedition, doch sie konnten auch nicht einfach herumsitzen und nichts tun, wenn einer ihrer Kameraden am Rad drehte und eindeutig ihre Hilfe brauchte.
Bei den beiden Glücklichen handelte es sich schließlich um Sanji und Zoro. Sanji konnte nur immer wieder über sein Glück und die Ironie dahinter staunen. Aber da Ruffy zum einen verletzt und zum anderen von Nami zum Schutz der Gruppe abkommandiert worden war, waren er und die Moosbirne die nächstliegende Wahl. Mit ihren leuchtenden Steinen und den Glückwünschen ihrer Crewmitglieder ausgerüstet machten sie sich auf den Weg in den düsteren Hauptgang.
Zoro war seltsam schweigsam. Er war ja sowieso nicht gerade mitteilungsbedürftig, aber seit Sanji mit seiner Gruppe zurückgekommen war, hatte der Schwertkämpfer kaum ein Wort gesagt. Als sie außer Hörweite waren, fragte er deshalb: „Zoro. Ist alles okay?"
Zoro sah ihn nicht an. „Ja." Dann hielt er einen Moment inne, als würde er sich innerlich auf etwas wappnen, und meinte schließlich: „Okay, nicht ganz. Ich mache mir Sorgen um Lysop, das ist alles."
„Du meinst wohl eher Vorwürfe. Du denkst, dass du schuld daran bist, was ihm passiert ist, aber das stimmt nicht. Lysop war für die Wache nach dir eingeteilt. Dass ausgerechnet dann etwas passiert ist, liegt nicht an dir."
„Trotzdem, ich..."
„Du hast geschlafen", erinnerte Sanji ihn sanft. „Das haben wir alle. Es ist genauso wenig deine Schuld wie die von irgendeinem von uns."
Zoro sah aus, als ob er noch etwas sagen wollte, da fiel sein Blick auf etwas hinter Sanji. „Runter!"
Instinktiv ließ Sanji sich zu Boden fallen und rollte sich ab. Die Warnung war keine Sekunde zu früh gekommen. Etwas flog über ihn hinweg und knallte mit einer solchen Wucht gegen die Wand, dass Schutt und scharfkantige Gesteinsstücke durch die Luft wirbelten.
Noch bevor Sanji wieder auf die Füße gekommen war, hatte Zoro bereits in unmenschlicher Geschwindigkeit seine Schwerter gezogen und ein zweites Geschoss mit einer silbrigen Energiewelle abgewehrt, die die Wand hinter ihnen in zwei Teile spaltete. Als die Bruchstücke in sich zusammenfielen, wurde hinter ihnen ein schwarzer Abgrund sichtbar, der ins Nichts zu fallen schien.
Sanji stieß sich an der Wand neben ihm ab und nutzte den Schwung, um sich selbst in die Luft zu befördern. Dort hielt sich auch ihr Gegner auf. Sanji widerstrebte es zwar zutiefst, Lysop als seinen Gegner zu betrachten, aber diese Gestalt dort oben war nicht mehr nur Lysop. Er wurde von irgendetwas beherrscht, und wenn sie ihm helfen wollten, dieses etwas loszuwerden, wäre es gut, wenn sie dazu am Leben waren und nicht von einem halben Gespenst in Stücke geschossen wurden.
Er holte aus und kickte Lysop aus der Luft, doch noch bevor er auf dem Boden auftraf, war er auf einmal verschwunden. Er verschmolz so nahtlos mit den Schatten, dass man ihm mit bloßen Augen nicht folgen konnte, und tauchte am anderen Ende des Ganges wieder auf, unversehrt und mit gezogenem Kabuto. Sanjis Haki schrillte beinahe mit den Sirenen, so eine bedrohliche Aura strahlte der Kerl aus. Er hätte nicht gedacht, dass er das jemals sagen würde, aber in diesem Moment hatte er wirklich Respekt vor der Langnase.
„Mist", knurrte Sanji, als er neben Zoro wieder auf dem Boden aufkam. „So kriegen wir ihn nicht. Er ist zu schnell."
„Wir dürfen ihn nicht in den Seitengang lassen", sagte Zoro und wehrte einen neuen Angriff mit seinen Klingen ab. Er hatte Recht. Ihre Crew war dort hinten, und wenn Lysop sie dort erreichte, sahen die Chancen schlecht für sie aus. Sie wären eingekesselt, mit massiven Steinwänden auf drei Seiten und einem besessenen Scharfschützen auf der vierten.
Auf einmal stoppte das Feuer. Als es wieder anfing, stand seine Quelle plötzlich unmittelbar hinter ihnen. Sanji fuhr herum. Eine der Kugeln streifte ihn am Arm, dort, wo er zuvor schon von dem Gesteinsbrocken getroffen worden war, und ließ die alte Wunde wieder aufreißen. Neben ihm fiel ein Stück der Decke krachend zu Boden und verfehlte Sanji nur um Zentimeter. Eine riesenhafte Venusfliegenfalle erhob sich plötzlich aus dem Nichts und schien die Piraten als nahrhaftes Frühstück zu sehen. Sanji schickte sie mit einem gut gezielten Tritt ins Jenseits.
Er verlor in dem aufgewirbelten Staub und den überall um ihn herum einschlagenden Geschossen komplett den Überblick, doch auf sein Haki konnte er sich auch dann noch verlassen, wenn seine Sicht eingeschränkt war. Es zeigte ihm zwei Bedrohungen an; eine ein paar Meter neben ihm, die sich allerdings nicht gegen ihn richtete, und eine vor ihm, die sich sehr wohl gegen ihn richtete und gerade versuchte, ihn mithilfe von Bleikugeln und mutierten Topfpflanzen auszuschalten.
Sanji holte aus und trat Lysop mit einem befriedigenden wump gegen die Rippen. Der Scharfschütze löste sich abermals im Fallen auf und tauchte ein paar Meter weiter wieder auf. Noch immer konnte Sanji ihn nicht sehen, aber sein Observationshaki leistete gute Dienste. Doch noch bevor er zu einem weiteren Angriff ansetzen konnte, durchbrach ein flammender Vogel die Staubwolke um sie herum. Eines von Lysops Geschossen. Es traf Zoro ungebremst in den Rücken. Er stöhnte auf und schlitterte durch den Aufprall ein Stück nach hinten. Ein Stück zu weit. Seine Füße verloren am Rand des Kraters den Halt und er stürzte rückwärts in die Tiefe.
Und Sanji sprang ohne zu überlegen hinterher.
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Memories - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossen
FanfictionAls Sanji die Augen aufschlägt, erinnert er sich an nichts mehr. Ein großer Teil seiner Selbst scheint sich spurlos in Luft aufgelöst zu haben, und die Strohhüte müssen sich auf eine gefährliche Reise begeben, um ihn wieder zurückzuholen. Doch manch...