19.

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Bis zu meinem Feierabend sah ich Vanessa nicht und packte schließlich meine Sachen zusammen.

Ich war schon am Fahrstuhl, als eine Hand nach meiner griff und mich zurück ins Büro zog. Ich hörte das Klicken des Türschlosses und spürte im nächsten Moment Vanessas Lippen auf meinen. Nach einem intensiven Kuss flüsterte sie: „Danke." Ich lächelte und sie küsste mich fordernder, sodass ich Gänsehaut bekam. Meine Hände fanden den Weg unter ihre Bluse und mit einer schnellen Bewegung öffnete ich ihre Haare. Sie hob mich in ihre Arme und ich schlang meine Beine sofort um ihre Hüfte. Ich liebte es, ihr so nah zu sein und es beflügelte mich. Sie ließ sich auf ihrem Stuhl nieder und platzierte mich auf ihrem Schoß. Sehnsüchtig rieb ich mich an ihr und brachte sie damit dazu lustvoll aufzustöhnen. Sie riss mir förmlich meine Bluse vom Leib und küsste meinen Ausschnitt. „Untergrab nie wieder so meine Autorität", raunte sie und küsste meinen Hals. Ich seufzte genüsslich und murmelte: „Eigentlich hat es dir doch gefallen." Sie brummte nur als Antwort, doch ihre Finger krallten sich in meinen Rücken und bestätigten mich. Als es plötzlich klopfte, versteifte sich Vanessas Haltung schlagartig. Sie stand ruckartig auf und schob mich von sich weg. Mit einer schnellen Bewegung steckte sie ihre Haare wieder hoch. Sie musterte mich und ihr wurde wohl bewusst, dass man mein Outfit nicht so schnell retten konnte. Ihre Augen scannten das Zimmer ab und ihr Blick fiel auf die Couch in der Ecke. Sie verzog entschuldigend das Gesicht, doch jetzt war nicht die Zeit, um mich aufzuregen. Schnell versteckte ich mich hinter dem Möbelstück und hörte, wie Vanessa die Tür öffnete. „Rosie, du bist es nur", hörte ich meine Freundin sagen und erkannte deutlich die Erleichterung in ihrer Stimme. Sofort ertönte die Stimme der Sekretärin: „Ist Lia gar nicht mehr da? Ich hatte sie gar nicht gehen sehen." Zum Glück schaltete Vanessa schnell und meinte: „Sie kopiert noch etwas für mich. Was kann ich für dich tun?" Die Art, wie Vanessa mit Rosie sprach, gab mir das Gefühl, dass die beiden sich schon länger kannten. Rosie war die Einzige, bei der mir bisher aufgefallen war, dass Vanessa sie duzte. Außerdem war ihr Ton nicht so streng, wie wenn sie mit den anderen Angestellten sprach. „Peter Smith kam vorhin zu mir und wollte ein Gespräch mit dir, aber ich habe ihm gesagt, dass es sich erledigt hat. Ich denke, das ist in deinem Interesse?" Vanessa schnaubte und ich hörte, wie sie sich gegen ihren Schreibtisch lehnte: „Es ist besser, wenn ich den erstmal nicht sehe, ja." Als ich Rosies Stimme wieder hörte, stand sie dichter an der Couch, hinter der ich kauerte und den Atem anhielt. „Ach ja, ich habe noch etwas herausgefunden", meinte sie, kam jedoch nicht dazu weiterzusprechen. „Lass uns das morgen bei einem Kaffee besprechen, ich habe noch einiges zu tun", unterbrach Vanessa sie und wirkte irgendwie hektisch. Vermutlich war Rosie noch dichter an das Sofa gekommen und hatte dadurch die Panik ausgelöst. „Okay, ich mache vorne zu, ja?", flötete Rosie noch und verschwand dann durch die Tür. Vanessa ließ sich auf die Couch sinken und atmete erleichtert aus. Ich kletterte über die Lehne und ließ mich neben ihr nieder. „Das war knapp", murmelte sie und rieb sich die Stirn. Ich nickte nur stumm und dachte darüber nach, dass es immer so sein würde. Vanessa würde sich nie zu mir bekennen und wir würden nie eine normale Beziehung führen. Ich stand auf und kramte meine Sachen zusammen. Als ich gehen wollte, hielt Vanessa mein Handgelenk fest. „Kann ich mitkommen?", fragte sie und für einen Moment war ich so überrascht, dass ich lachen musste. „Was?", fragte ich verwirrt. Sie seufzte und rieb sich ihren Arm: „Ich will jetzt nicht nach Hause, aber ich verstehe, wenn da eine Grenze für dich ist." Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf: „Ich zeige dir gerne mein Zuhause, aber Kayla kommt bald heim." Ich hatte Vanessa schon von meiner Mitbewohnerin erzählt und hatte das Gefühl, dass sie irgendwie eifersüchtig auf Kayla war. Sie schien kurz abzuwiegen, ob es das Risiko wert war und lächelte dann. Sie klaute mir meine Mütze aus der Hand und zog sie sich über. Tatsächlich sah sie damit völlig verändert aus und vermutlich würde sie niemand auf der Straße erkennen. Sie schnappte sich ihren Mantel und schaltete die Lichter aus. Wir verließen die Firma durch einen Hintereingang und gingen zügig die wenigen Straßen bis zu meiner Wohnung. Vanessa sah sich dabei ständig um und wirkte angespannt.

In meiner Wohnung merkte ich schnell, dass Kayla noch nicht zuhause war und sofort entspannte meine Freundin sich. Ich zeigte ihr die kleine Wohnung und ihre Augen strahlten, als sie die Küche sah: „Hier wird also immer gezaubert." Sie probierte ein paar der Gewürze und war von jedem Neuen noch begeisterter. Ich schmunzelte, nirgends war mehr die strenge Chefin zu sehen. Sie wirkte eher wie ein kleines Kind an Weihnachten, das endlich die Geschenke öffnen durfte. „Bist du für das Essen hier oder für mich?", fragte ich grinsend und sie zuckte die Achseln. „Vielleicht beides", meinte sie und kam zu mir. Viel zu stürmisch warf sie sich in meine Arme, sodass ich das Gleichgewicht verlor und wir zusammen auf der Couch landeten. „Du Depp", meinte ich lachend und sie begann mich zu kitzeln. Wir kämpften ein bisschen gegeneinander, bis wir auf den Boden fielen und Vanessa aufstöhnte: „Wieso habt ihr keinen Teppich?". Ich sah sie an und sie fing an zu lachen, weil sie die Antwort wusste. Wenn sie so lachte, konnte ich meinen Blick nicht von ihr abwenden. Dann wusste ich, dass sie mir viel zu wichtig war, um sie loszulassen. Selbst wenn ich nicht wirklich ihre Freundin sein konnte, ich wollte jeden kleinen Moment, den ich kriegen konnte. Als ich einen Schlüssel in der Tür hörte, sprang ich schnell auf und zog Vanessa in mein Zimmer. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, drückte sie mich von innen dagegen und küsste mich. Sie biss mir leicht in die Lippe und knurrte: „Ich muss dir ja noch zeigen, wer hier das Sagen hat." Sofort schoss eine Gänsehaut über meine Haut und ich spürte die Lust in mir. Wie sehr stand ich darauf, wenn sie so dominant war. Bestimmend schob sie mich in Richtung Bett und diesmal zögerte sie keine Sekunde.

Ich ließ mich fallen und vergaß alles um mich herum, es gab nur mich und Vanessa.

Show me your dark linesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt