Kapitel 3

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„Wo bin ich?"

Ich schrecke hoch und die Panik ergreift mich.

Was ist passiert?

Mein verschwommener Blick wird langsam schärfer und als ich feststelle, dass ich in meinem Bett liege, beruhige ich mich allmählich.

Es scheint bereits Mittag zu sein, denn die Sonne fällt durch die Fenster in meine Wohnung.

„Oh mein Gott Süße, es tut mir so leid, wie geht es Dir? Kann ich Dir etwas bringen?" Sandra überschlägt sich geradezu vor Sorge.

Sie kauert auf Knien neben meinem Bett und hat ihre Hände fest um meine geschlossen. In ihren Augen sehe ich Angst, Mitleid und Bedauern.

Ich entziehe ihr eine meiner Hände und lege sie an meine Schläfe: „Hey, mein Kopf tut weh. Was ist denn nur passiert? Und wie bin ich hierher gekommen?"

Die Tränen laufen meiner besten Freundin über die Wangen.

„Ich... ich habe Dich alleine gelassen und mich nur um Benji gekümmert. Ich bin eine schreckliche Freundin und mache mir furchtbare Vorwürfe." schnieft sie und hält kurz inne

„... und dann sehe ich Dich auf den Armen eines wildfremden Mannes, der Dich nach draußen trägt... Ich bin so schnell ich konnte hinterher. Wir haben Dich ins Krankenhaus gefahren, sie haben Dich gründlich untersucht und für eine Nacht, zur Beobachtung, dabehalten. Dann haben wir..."

Ich falle ihr ins Wort und hebe die Hand: „Stopp, wer zum Teufel ist wir? Du und Benjamin?"

Immer noch schniefend wischt sie sich die Nase mit dem Ärmel ihres Pullovers ab, typisch Sandra, bevor sie weiter spricht:

„Nein, ich und Till? Erinnerst Du Dich nicht mehr daran?"

Sie versucht ein finsteres Gesicht zu machen.

„... darüber reden wir noch, wenn es Dir besser geht mein Fräulein!"

Schuldgefühle packen mich und ich habe ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Sie spricht weiter:

„Naja, auf jeden Fall haben wir uns jeden Tag abgewechselt, um auf Dich aufzupassen, bist Du aufwachst."

Ein schüchternes Lächeln umspielt ihre Lippen, bevor sie mir ohne Vorwarnung um den Hals fällt und schluchzt.

„Autsch, mir ist schwindlig, ich muss mich wieder hinlegen. Aber hey, es geht mir wirklich gut. Schhh..." ich streiche ihr kurz über den Rücken, bevor ich mich wieder vorsichtig auf mein Kissen herabsenke.

Ich muss mir leider eingestehen, dass ich alles Andere als fit bin.

Doch dann lasse ich ihre Worte noch einmal Revue passieren und frage verwirrt nach: „Moment mal, wie ihr habt abwechselnd auf mich aufgepasst?"

Sie schaut mich verwundert an und hebt die Arme zur Seite, die Handflächen nach oben und die Schultern hochgezogen:

„Na Till und ich haben uns abgewechselt. Er kam abends, ist über Nacht geblieben und ich bin morgens und tagsüber da. Die erste Nacht haben wir Dich beide nicht aus den Augen gelassen."

Mir steht der Mund offen und sie spricht weiter:

„Ich hätte Dich niemals gleich mit ihm alleine gelassen. Immerhin wusste ich ja nicht einmal, dass ihr Euch vorher schon einmal begegnet seid."

Sie schaut beleidigt zur Seite und trommelt mit den Fingern auf ihrem Arm rum. Aus der Nummer komme ich nicht mehr so einfach raus:

„Ach man, es tut mir leid, dass ich es Dir nicht erzählt habe, aber ich dachte, ich sehe ihn nie wieder!"

Die Macht seiner Augen -neu überarbeitet-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt