Kapitel 4

42 7 0
                                    

Ich bin den ersten Tag wieder auf dem Weg zur Arbeit und durchquere gerade den Schlosspark. Es ist bereits zwei Wochen her, dass ich Till das letzte Mal gesehen habe.

Seitdem er meine Wohnung Hals über Kopf verlassen hat, gab es keinen Besuch, keinen Anruf oder eine Nachricht von ihm. Okay, anrufen oder schreiben geht auch nicht, denn wir haben nie Nummern ausgetauscht.

Mein inneres Ich tippt sich mit dem Finger an die Stirn und sieht mich kopfschüttelnd über Rand seiner Lesebrille an.

Meine Hoffnung auf ein Wiedersehen oder zufälliges Treffen im Park schwindet immer mehr.

"Aurora, find Dich endlich damit ab, er hat es ernst gemeint mit seiner Verabschiedung!" schreit Mein inneres Ich mich förmlich an und ich weiß es entspricht der traurigen Wahrheit.

Vor Wut über diese negative Entwicklung meines Liebeslebens, schieße ich sauer einen kleinen Stein vor mir weg.

Es ist unglaublich, wie ein eigentlich Fremder, mir so sehr fehlen kann?!

Ich habe seitdem er gegangen ist fünf Kilo abgenommen, vergrabe mich nur noch zuhause und suhle mich in Selbstmitleid. Meine Augen sind dunkel gerändert vom vielen weinen und ich habe die Lust an Unternehmungen oder ausser häuslichen Aktivitäten vollends verloren. Jeder Versuch Sandra's mich aus dem Haus zu locken ist fehlgeschlagen.

Ich gestehe mir selbst ein:

Ich bin ein emotionales Wrack!

Aber so kann es einfach nicht weiter gehen!

Ich straffe die Schultern.

„So Schluss damit, das Leben geht weiter und andere Mütter haben auch schöne Söhne!" sage ich laut zu mir selbst.

Wie sehr habe ich diesen Spruch gehasst, wenn meine Mutter ihn zu mir sagte. Doch nun muss ich ihr Recht geben. Mein Verstand sagt mir, diese Denkweise ist genau richtig.

Mein Herz sagt mir jedoch, solch einen Mann gibt es kein zweites Mal!

Trotzdem beschließe ich von nun an nach vorne zu schauen und ihn aus meinen Gedanken zu verbannen...

Der Arbeitstag vergeht wie im Flug. Sandra und ich haben alle Hände voll zu tun, mit dem bevorstehenden Charity-Event zu Gunsten elternloser Kinder mit Erbkrankheiten.

„Sandra, mit dem Caterer hast Du alles abgestimmt?" frage ich sie.

Sie schaut von den Bestellformularen, die vor ihr auf dem Schreibtisch ausgebreitet sind, hoch: „Ja sicher, nur das Angebot von dem Champagner-Futzi fehlt noch. Aber den rufe ich jetzt noch einmal an."

Sie greift zum Hörer.

„Hey Aurora, ich soll Dir das Angebot vom Floristen überreichen." höre ich Marcos Stimme hinter mir.

Ich drehe mich zu ihm: „Hey Marco, vielen Dank. Jetzt ist fast alles komplett."

Marco ist ein junger und durchaus attraktiver Mann mit dunklen Haaren und einem markanten Gesicht. Ich kenne ihn, seit circa zwei Jahren, als er hier in der Firma angefangen hat. Sandra und ich haben bereits öfter mit ihm zu Mittag gegessen. Er ist humorvoll und sehr hilfsbereit. Aber ich bin nie auf seine vorsichtig formulierten Avancen eingegangen. Ich wollte das Ganze immer im beruflichen Rahmen halten und nicht in den privaten ausdehnen.

Ich schaue ihn an und sehe seine leicht geröteten Wangen. Eigentlich sieht er ganz süß aus und ich werde das Gefühl nicht los, dass er auch nach so langer Zeit, die wir uns nun kennen, noch immer verlegen ist, wenn er mit mir spricht.

„Das klingt gut... Du Aurora, ich... ich wollte Dich etwas fragen..." stottert er und ich versuche ihm die Unsicherheit zu nehmen.

„Ja klar schieß los, was hast Du auf dem Herzen?".

Die Macht seiner Augen -neu überarbeitet-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt