Kapitel 14

19 4 1
                                    

Die nächsten Wochen vergehen wahnsinnig schnell. In der Woche sind Till und ich arbeiten und die Wochenenden verbringen wir allein an den verschiedensten Orten. Seine Familie und auch sein gemurmeltes >> heirate mich << ist in der ganzen Zeit nicht zur Sprache gekommen. Immer wieder wollte ich ihn auf die beiden Sachen ansprechen, habe mich jedoch nicht getraut.

Er trägt mich regelrecht auf Händen und verwöhnt mich. Wir waren im Kino, Theater, sogar in die Oper ist er mit mir gegangen. Ich weiß jetzt, dass Arien nicht zu meinen Favoriten zählen und obwohl auch er sie nicht mag, hat Till mich dahin begleitet, weil ich es mal sehen wollte.

Es ist leider schon wieder Sonntag und unser gemeinsames Wochenende fast wieder vorbei. Ich fühle mich heute nicht besonders wohl, als wir Arm in Arm durch den Schlosspark spazieren. Till sieht mich besorgt an: „Liebes, was ist los? Du bist heute so ruhig." Ich zucke mit den Schultern und kuschle mich, während wir langsam weiter gehen, an ihn: „Ich weiß auch nicht. Ich fühle mich heute nicht sehr wohl." Er drückt mich mehr an sich und spricht mit den Lippen in meinem Haar: „Dann lass uns nach Hause gehen. Ich mache den Kamin an und wir kuscheln uns auf die Couch." Ich nicke: „Das klingt gut." Er ist so rührend und fürsorglich, dass mir sofort wieder warm ums Herz wird.

Nach einem langen Fußmarsch erreichen wir endlich die Treppe vor Till's Haus. Plötzlich versagen meine Beine und ich sacke nach unten. Till verstärkt seinen Griff und hält mich vom Fallen ab: „Himmel Aurora, was war das denn?" Ich versuche das schwindlige Gefühl weg zu blinzeln: „Ich... ich weiß es nicht. Mir war plötzlich schwindlig und dann haben meine Beine einfach versagt." Sein Blick wandelt sich in Besorgnis: „Ich werde sofort einen Arzt rufen, der Dich untersucht!" Ich lege meine Hand an seine Wange: „Schatz, das ist nun wirklich nicht nötig. Ich bin nur etwas müde und habe heute noch nicht viel getrunken. Das ist alles!" So ganz scheint er nicht beruhigt zu sein und hebt drohend den Finger. „Hhm, okay, aber wenn es morgen nicht besser ist, rufe ich den Arzt!" sagt er bestimmend. Ich muss wenig schmunzeln über seine drohende Geste: „Jawohl Sir."

Wir kuscheln uns auf dem Sofa vor das flackernde Kaminfeuer. Kaum liege ich in seinen Armen, schlafe ich auch schon ein. Irgendwann schrecke ich aus dem Schlaf hoch und stelle nicht nur fest, dass ich bereits im Bett liege, sondern auch, dass mir furchtbar schlecht ist und ich mich übergeben muss. Ich springe aus dem Bett und renne ins Bad.

Mein Gott, so schlecht ging es mir schon lange nicht mehr. Gott sei dank schläft Till tief und fest und bemerkt von dem hier nichts. Doch plötzlich hockt er neben mir und reißt besorgt die Augen auf, seine Haare stehen in alle Richtungen: „Liebes, was ist denn nur los mit Dir?" Mit dem Gesicht über dem Toilettenbecken, auf meinen Arm gestützt, traue ich mich nicht ihn anzusehen. Ich hebe lediglich den anderen Arm, um ihn wegzuschicken: „Geh bitte, ich will nicht, dass Du mich so siehst." Gerade als ich die Worte ausgesprochen habe, kommt die nächste Übelkeitswelle und ich würge.

„Aurora, ich lasse Dich nicht allein, in guten, wie in schlechten Zeiten, heißt es doch." Was hat er gerade gesagt? Schon wieder eine Andeutung. Ich möchte gerade etwas erwidern, als ich mich erneut übergebe. Behutsam streicht er mir mit der Hand über den Rücken. „Außerdem sehe ich Dich nicht zum ersten Mal so."

Nachdem die Übelkeit etwas nachgelassen hat, lehne ich mich mit dem Rücken an die kühle Wand und muss über das Letzte, was er gesagt hat lachen: „Ha ha, sehr witzig." Er streicht mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und ich schmiege meine Wange in seine Hand. „Du siehst furchtbar aus Liebes. Ich hole Dir ein Glas Wasser."

Als er das Bad verlassen hat, bin ich froh ein paar Minuten allein zu sein. Ich stehe vorsichtig auf und gehe zum Wachbecken, um mir den Mund auszuspülen. Anschließend schlürfe ich zurück ins Schlafzimmer und setze mich gerade auf das Bett, als Till mit dem Glas Wasser zur Tür herein kommt. „Hier, trink einen Schluck." Ich schüttle den Kopf: „Nein danke, ich mag jetzt nicht." Ich schiebe seinen Arm mit dem Glas beiseite. Er stellt es auf dem Nachtschrank ab, setzt sich neben mich und legt seinen Arm um meine Schultern: „Du gehst morgen nicht zur Arbeit. Ich werde gleich morgen früh den Arzt herholen." Ich verdrehe die Augen und winke mit der Hand ab: „So ein Quatsch, mir geht es schon viel besser. Ich habe bestimmt nur etwas falsches gegessen." Ich versuche zu lächeln, befürchte jedoch, dass es mir nicht gelingt. „Du siehst aber wirklich krank aus Liebes." Er streicht mit dem Daumen über meine Wange. „Mach Dir keine Sorgen, ich bin nur müde. Morgen ist es sicher besser."

Die Macht seiner Augen -neu überarbeitet-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt