Kapitel 23

37 5 3
                                    

Nach einer unruhigen Nacht sitzen wir am nächsten Morgen im Esszimmer und nehmen schweigend unser Frühstück zu uns. Die Erkenntnisse des gestrigen Tages haben bei uns beiden Spuren hinterlassen.

„Guten Morgen meine Lieben."durchbricht Alvin's Stimme unser Schweigen. Er setzt sich zu uns und ich bin sicher, dass Till genauso wenig wie ich mitbekommen hat, dass Alvin hereingekommen ist.

„Guten Morgen" antworte ich und lächle Al zu. „Guten Morgen Onkel Al, entschuldige bitte, aber ich habe Dich gar nicht reinkommen hören." gibt Till ehrlicherweise zu.

Alvin legt eine Hand auf seine Schulter und drückt sanft zu: „Schon gut mein Junge. Mir ist klar, dass Du viel zu verarbeiten hast!" Till nickt stumm, sein Blick ist leer. Ihn so zu sehen schmerzt unheimlich, ich wünschte es gäbe eine Möglichkeit, wie ich ihm seinen Schmerz abnehmen könnte. Durch das Klingeln von Till's Handy, werde ich aus meinen Gedanken gerissen.

„Entschuldigt mich bitte, aber da muss ich ran gehen." Mit dem Handy am Ohr verlässt er den Raum.

Mein Blick schweift zu Alvin und ich sehe ihm an, dass ihn offensichtlich mehr bedrückt, als wir zunächst wahrgenommen haben. „Was ist los, Al?" frage ich und nippe an meinem Tee.

Er schnaubt und schließt die Augen: „Ich finde es furchtbar, Till so leiden zu sehen. Aber ich habe gestern von Samantha alles erfahren und..." Ich falle ihm ins Wort: „Alles? Das klingt nicht gut. Was hast Du denn noch erfahren?" Ich bin ungeduldig und habe Angst vor dem, was Al uns noch offenbaren wird.

„Sie hatte ja bereits hier angedeutet, dass es noch mehr gibt, von dem sie uns erzählen muss. Und als ich sie gestern zuhause abgesetzt habe, habe ich mir alles von ihr angehört..."

Mir friert das Blut in den Adern, als er sein gequälten Blick direkt auf mich richtet. „Und...?" frage ich vorsichtig und bin unsicher, ob ich die Antwort überhaupt hören möchte.

„Die Lügen, Intrigen und sogar Straftaten von meiner Frau und meinem Sohn, reichen bis weit in die Vergangenheit zurück. Sogar bis hin zum Tod von Till's Eltern!" Ich schlage die Hand vor den Mund: „Mein Gott!"

„Was ist mit meinen Eltern?" Till steht mit weit aufgerissenen Augen, wie angewurzelt im Türrahmen und starrt Alvin fragend an. Alvin dreht sich auf seinem Stuhl in Till's Richtung: „Junge, komm setz Dich. Ich werde Euch alles erzählen, was ich gestern erfahren habe!" Till folgt Alvin's Aufforderung, setzt sich jedoch nicht auf seinen ursprünglichen Platz, neben Alvin, sondern direkt neben mich. Er legt seine Hand auf meinen Schenkel und ich umschließe sie mit meiner, in der Hoffnung ihm Halt und Unterstützung geben zu können.

Alvin fährt fort: „Zunächst möchte ich Euch sagen, dass es harter Tobak ist, was ich Euch erzählen werde. Daher meine Frage, fühlt ihr Euch dem gewachsen?" Ich nicke und Till stellt eine Gegenfrage: „Wird es mir helfen zu verstehen, warum alles ist, wie es ist?" Alvin nickt langsam und in seinen Augen erkenne ich Sorge, Trauer und Mitleid. Till drückt meinen Schenkel und strafft die Schultern, während eines tiefen Atemzugs: „Dann leg los!"

Alvin reibt sich das Kinn: „Also gut, Till Deine Eltern starben früh, doch wie ich gestern erfahren musste, starben sie nicht an einer Krankheit, wie es uns beiden aufgetischt wurde!"

Till schaut verwundert: „Nicht? Sondern?" Alvin antwortet langsam und vorsichtig: „Sie starben bei einem schweren Autounfall!"

Till schluckt schwer und reißt die Augen auf. Ich bin so schockiert, dass sich mir nur eine Frage stellt: „Und das hast Du nicht gewusst?"

Till springt auf, läuft fassungslos im Raum hin und her, sagt jedoch kein Wort. Alvin schüttelt langsam den Kopf und antwortet ohne uns anzusehen: „Nein, auch ich wurde arglistig getäuscht. Ich war damals geschäftlich im Ausland, als ich vom Tod der Beiden erfuhr. Sophie rief mich an und erzählte, sie wären an einer Erbkrankheit verstorben. Ich brauchte drei Tage um nach Hause zurückzukehren..."

Die Macht seiner Augen -neu überarbeitet-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt