Kapitel 21

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Ich höre Stimmen, als ich mich dem Schlafzimmer nähere.

„Wie sieht es aus Dr. Miller?" fragt Alvin. Till antwortet, mit leicht gequälter Stimme, bevor Dr. Miller es tun kann: „Mach Dir keine Sorgen Onkel Al. Es geht mir gut. Morgen bin ich wieder auf den Beinen."

Ein „Tzz" entweicht aus meinem Mund, als ich im Türrahmen zum Schlafzimmer ankomme und mir Dr. Miller die Worte aus dem Mund nimmt: „Das sehe ich anders. Und wenn Sie erlauben, ich habe Medizin studiert, nicht Sie Mister Warner! Oder irre ich mich da etwa?"

Er sieht Till strafend über den Rand seiner Brille an. Ich betrete den Raum und sehe, wie Till die Augen zusammen kneift und sich an den Kopf greift: „Nein Dr. Miller, Sie irren natürlich nicht. Bitte entschuldigen Sie." Dr. Miller nickt: „Gut! Also die Platzwunde ist groß, und da Sie sich weigern ins Krankenhaus zu gehen, habe ich Sie verklebt. Zudem möchte ich noch untersuchen, ob Sie eine Gehirnerschütterung haben."

Till stöhnt genervt: „Ist das wirklich notwendig? Es geht mir wirklich gut, bis auf etwas Kopfschmerzen." Ich trete zu ihm ans Bett: „Ja das ist notwendig! Und es geht Dir nicht gut, das kann ein Blinder mit Krückstock sehen. Also bist Du jetzt still und lässt Dich untersuchen!"

Die Worte kommen schroffer aus meinem Mund als geplant und ich habe unbemerkt die Hände in die Hüften gestemmt. Till schaut mich erstaunt an: „Ja Mam!" Er muss etwas lachen, bereut es jedoch sofort: „Autsch..."

Ich trete zur Seite, um Dr. Miller Platz zu machen, der auch sofort mit seiner Untersuchung beginnt: „Haben Sie ein Schwindelgefühl? Wird Ihnen gelegentlich schwarz vor Augen? Oder ist Ihnen übel?"

Till antworte, so hoffe ich zumindest, wahrheitsgemäß: „Also ein wenig schwindelig ist mir schon. Aber Übelkeit oder schwarz vor Augen, nein." Dr. Miller nickt und fährt mit weiteren Untersuchungen fort.

Al kommt zu mir und flüstert mir ins Ohr: „Aurora, es tut mir alles so leid. Ich hätte früher schon etwas gegen die Beiden unternehmen sollen, dann wäre das alles nicht passiert!" Er senkt seinen Blick zu Boden und schüttelt langsam Kopf. „Aber Al, das ist doch nicht Deine Schuld und mir tut es leid, dass das alles hier Deine Party ruiniert hat." versuche ich ihn zu beruhigen.

Er schaut mit einem Lächeln zu mir auf: „Ach das ist nicht schlimm, wirklich." Ich atme kurz durch: „Darf ich Dich etwas fragen?" Al schaut mich verwundert an: „Aber natürlich, Aurora."

Ich muss ihm diese Frage stellen und sicher gehen, dass ich das richtig verstanden habe: „Colin ist wirklich nicht Dein leiblicher Sohn?" Und wieder schauter mich traurig an und gesteht: „Nein. Und nach heute bin ich zum ersten Mal ein wenig froh darüber." Ich nicke verständnisvoll: „Hhm, wie lange weißt Du das schon?" Er lacht kurz auf: „Seit Jahren!"

Ich schlage die Hand vor den Mund: „Und Du hast all die Jahre mit dieser Lüge gelebt? Warum?" Er lässt sich rückwärts auf den Stuhl, der neben der Kommode steht, fallen: „Ich habe sie geliebt. Und ich wollte nicht, dass meine Familie zerbricht. Also habe ich dies verdrängt und mich auf Till konzentriert. Ich wollte immer, dass sie ihn ebenso als Familienmitglied sehen. Ich wollte ihm das Gefühl geben geliebt zu werden, da der arme Junge so früh seine Eltern verlor."

Bei seinen Worten geht mir das Herz auf, blutet jedoch auch zeitgleich, da ich spüre, wie verletzt er ist: „Warum hassen sie Till so? Ich verstehe das nicht." Wieder schaut er zu Boden und schüttelt langsam den Kopf: „Ich habe keine Ahnung. Ich habe es all die Jahre nicht herausfinden können. Der Hass begann erst mit dem Tod meines Bruders und meiner Schwägerin. Ich verstehe es bis heute nicht." Ich kann nicht anders, als ihn in den Arm zu nehmen, um ihm Trost zu spenden. Er drückt mich kurz und löst sich dann wieder von mir: „Ich werde mal nach unten gehen und die Party beenden. Nach feiern ist heute sicher keinem mehr zumute." Mit gesenkten Schultern verlässt er das Schlafzimmer und ich schaue ihm mitfühlend hinterher.

Die Macht seiner Augen -neu überarbeitet-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt