Kapitel 8

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Daria
Quinn kam kurz nachdem Jack das Kaffee verlassen hatte. Ich war gar nicht richtig bei der Sache, in meinem Kopf spielten verschiedene Szenarien meiner Zukunft. Ich hörte Quinn gar nicht zu. Sie sprach mich drauf an, frage ob mir was fehlte.
Ich sagte ihr, dass mir von dem Kaffee übel geworden war. Sie sagte, ich sähe gar nicht gut aus und überredete mich mit einem Taxi nachhause zu fahren.
Zuhause angekommen schaute ich auf meine Uhr. Ich hatte noch eine Stunde bis Jack vor meinem Haus auftauchen würde.
Ich lief in meiner Wohnung auf und ab. „Scheiße,  Scheiße, Scheiße!" schrie ich und zog an meinem Haar.
Ich war kurz davor komplett durchzudrehen, das konnte nicht wahr sein wie hatte er mich überhaupt finden können? Wieso bin ich nicht einfach wie eine normale Bürgerin, weinend in der Ecke während des Überfalls sitzen geblieben?
Ich hatte seinen Bruder angeschossen, er will mich mit Sicherheit am Boden sehen.
Verdammt, ich werde ihm mein ganzes Geld überlassen. Er soll es alles haben, ich habe ein Job ich verdiene wieder neues, ich hab sowieso viel mehr als ich brauchte.
Okey, ich hoffte jetzt also, dass ihm mein Geld einfach reichen würde. Ich setzte mich auf meine Couch und versuchte mich zu beruhigen.

Jack
Es war 22 Uhr, genau zwei Stunden später und ich stand vor Darias Haus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das Licht im Flur ging an und einige Minuten später kam sie raus. Sie blickte zu mir und überquerte die Straße.
Sie hatte das selbe an wie im Kaffee, ihre Haare waren anders als davor offen und durcheinander. Nicht so perfekt wie ich sie die letzten Male gesehen hatte. Bei mir angekommen sagte sie: „gehen wir ein Stück." Sie würdigte mich dabei keines Blickes.
Wir gingen still nebeneinander her bis sie nach einigen Metern auf einen kleinen Spielplatz zusteuerte. Dort lies sie sich auf einer Bank nieder, ich tat es ebenfalls.
„Wie viel wollen sie haben für ihr schweigen?" Ihre Stimme war trocken. „Hören sie, ich weis ich hab ihrer Familie leid zu getan, ich habe ihren Bruder verletzt und kann ihre Wut auf mich vollkommen nachvollziehen. Aber ich bitte sie, mischen sie sich nicht in meine Angelegenheiten ein. Ich gebe ihnen so viel Geld wie sie brauchen, für ihr schweigen."
Ich schaute sie an, sie schaute gerade aus auf einen leeren Punkt, ich erkannte ihre Besorgnis.
„Wer sagt den das ich ihr Geld will, Miss Bilk?"
Normalerweise würde ich niemals jemanden siezen, es war gar nicht meine Art. Schon beim Überfall hatte sie mich gesiezt, ich fand es seltsam. Wer dachte in so einem Moment darüber nach? Jetzt hatte das alles irgendwie etwas spielerisches für mich.
Sie blickte kurz verwirrt zu mir auf. „Was wollen sie dann?"
Darüber hatte ich die letzten Tage nachgedacht, klar ich konnte ihr Geld nehmen aber das Geld würde wieder ausgehen. Ich kam zu einer viel besseren Idee. „Ihr Geld würde mir nicht viel nutzen, ich möchte dasselbe was sie haben."
Sie blinzelte und sah mich wieder an. „Wie meinen sie das?"
Ich legte mein rechtes Bein über das linke und breitete die Arme aus. Dabei berührte ich sie mit dem Ellenbogen, was sie zusammenzucken lies.
„Ihrer Geschichte nach zu urteilen, haben sie gewisse Kontakte. Leute die ihnen eine neue Identität verschafft haben."
Ich holte aus dem inneren meiner Jacke meine Zigarettenschachtel raus und nahm eine in den Mundwinkel. Ich hielt ihr die Schachtel fragend hin. Sie nahm sich ebenfalls eine Zigarette raus.
Ich schaute sie kurz verblüfft an.
„Manche Situationen im Leben verlangen nach einer Zigarette." sagte sie schulterzuckend.
„Verschaffen sie mir Kontakt zu diesen Leuten, verschaffen sie mir eine neue Identität, ein neues Leben, einen Job alles was sie haben. Helfen sie mir dabei vernünftig unterzutauchen." fuhr ich fort während ich meine Zigarette anzündete.
Ich hielt ihr mein flammendes Feuerzeug hin. Daria beugte sich vor und machte ihre ebenfalls an. Sie schaute mir in die Augen und pustete den Rauch aus. „Das ist nicht so einfach und außerdem könnte es mich in Gefahr bringen."
Welche Gefahr sie wohl meinte? „Es ist einfach, keiner kennt mein echtes Gesicht. Ich brauche nur eine neue Vergangenheit und ein neues jetzt. Ich weiß nicht ob ihnen sonst lieber wäre das ich sie verrate." ich hielt kurz inne. „Außerdem könnten wir uns gegenseitig helfen, ich könnte ihnen bei möglichen Gefahren helfen."
„Was ist mit ihren Brüdern?"
„Die hälfte von ihnen ist nicht mehr in der Stadt." ich drückte meine Zigarette an der Bank aus und knipste sie mit den Fingern weg.
Daria schaute einige Minuten nachdenklich auf den Boden. „Könnten sie mir einige Tage Zeit lassen zum nachdenken? Ich müsste schauen was ich organisieren kann und wie ich es am besten mache. Dann kann ich ihnen Bescheid geben ob das was sie verlangen realistisch ist."
Ich nickte. „Ich lasse ihnen zwei Tage dann komme ich um die selbe Zeit wieder an ihr Haus."
Ich war natürlich nicht dumm, ich würde sie die Tage beschatten lassen, damit sie nicht auf die Idee kommt abzuhauen. Wir standen auf und gingen schweigen zu ihrem Haus zurück.
Dort angekommen drehte sich Daria um und schaute zu mir hoch. „Der letzte Überfall, war dann für sie der aller letzte gewesen. Sie müssen mit den Überfällen und ihren anderen Aktivitäten ab sofort aufhören." Sie war nicht viel kleiner als ich, keine zehn Zentimeter.
„Vielleicht überlegen sie sich das eines Tages nochmal anders und arbeiten mit mir zusammen auf der anderen Seite."
Sie beugte sich etwas vor, blickte mir tief in die Augen und sagte „niemals." Dann drehte sie sich um und verschwand in ihrem Haus.
Ich hätte es ihr geglaubt, wäre dort tief in ihren Augen nicht dieser kleine Wilde Flimmer aufgeleuchtet.

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