Kapitel 4

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Daria
Es waren einige Tage vergangen und ich hatte mich beruhigt. Heute haben wir in der Galerie in der ich arbeite, die Eröffnung einer großen Kunstausstellung, eines französischen Künstlers. Alle sollten weiße Kleidung tragen. Die Gemälde des Künstlers waren alle hauptsächlich mit Weiser Acryl Farbe gemalt.
Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich hatte mich für einen weißen Blazer und eine Hose im selben Ton entschieden. Den Blazer hatte ich offen gelassen und drunter ein enges Oberteil aus weißer Spitze angezogen. Dazu trug ich Roségoldenen, offene high heels, mit denen ich bestimmt 1,80 m groß war. Meine Haare hatte ich mit dem Glätteisen gewellt. Ich nahm mein Namensschild und klippte es an den Blazer. Ich packte meine Tasche und machte mich auf den Weg zur Galerie.
Die letzten Tage hatte ich viel über die Murray Brüder nachgedacht, sie gingen mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich hatte mir sogar im Internet alle möglichen Berichte durchgelesen und ein Familien Foto angeschaut. Auf dem Bild waren die Brüder noch Kinder, es waren wirklich hübsche kinder. Mit großen blauen Augen. Wie ich herausfand war Jack der älteste der Brüder, er grinste auf dem Foto und sah aus wie ein sehr glücklicher junge.
Fred, der jüngste war auf dem Bild erst ungefähr 3 Jahre alt und mir ist bei dem Gedanken, dass ich ihn angeschossen hatte übel geworden. Er müsste jetzt erst 21 Jahre sein, ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen ihm. Die andern beiden Brüder hatten vielleicht ein Jahr unterschied, sie blickten unzufrieden in die Kamera. Der Vater Thomas Murray stand links neben den Jungs und lächelte stolz in die Kamera. Sein Haar war kurz rasiert, sein Gesicht kantig, er hatte anders als die Jungs, dunkele Augen. Von ihm gab es mehrere Bilder im Netz. Er war ein attraktiver Mann. Ein krimineller aus Manchester, der bei einem Überfall vor 10 Jahren ums Leben kam. Danach übernahmen die Jungs seinen Job. Ich hatte aus irgendeinem Grund Mitleid mit dieser Familie, wenn ich mir das alles durchlas.
Ein Stoß gegen meine Schulter holte mich aus meinen Gedanken. „Aua!" Jemand war gegen mich gelaufen. Freitag Abend waren die Hauptstraßen immer voll belaufen. Ich drehte mich um aber es gingen so viele Leute hinter mir, ich konnte nicht erkennen wer gegen mich gelaufen war. Ich fasste kurz an meine Schulter und ging weiter.
Ich kam an der Galerie an, es war eine Stunde vor Eröffnung.
„Daria, schön da bist du ja." begrüßte Oliver mein Chef mich. Er war ein Mann Ende Vierzig mit grauem Haar. Ihm und seinem Ehemann gehörte die Galerie. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu ihm, er war definitiv der netteste Chef für den ich gearbeitet hatte.
Er kam zu mir rüber und legte einen Arm um mich. „Du kommst ja immer noch zu Fuß zur Arbeit, du solltest lieber ein Taxi nehmen. Es ist gefährlich auf den Straßen. Hast du nicht gehört in der Gegend gab es einen Überfall und es wurde sogar geschossen!" Er sah mich besorgt an.
„Machst du dir sorgen, das deine beste Verkäuferin Überfallen wird und du keine Bilder mehr verkauft kriegst?" neckte ich ihn. Er lachte „ich wüsste nicht was ich ohne dich hier machen würde."
Ich lachte und machte mich auf den Weg zur umkleide um meine Tasche abzulegen und mit der Arbeit zu beginnen.
Die Wahrheit war, er sollte keine Angst um mich sondern vor mir haben.

Jack
Die letzten Tage hatte ich versucht etwas über die Frau, die auf meinen Bruder geschossen hatte, herauszufinden. Es war nicht so einfach, ich wusste nicht viel über sie. Sie war relativ groß, blond, hatte Geld, konnte schießen und einen Akzent. Englisch war nicht ihre Muttersprache, dass hörte ich deutlich als sie sprach. Ich vermutete das sie vielleicht Polin, Russin oder vielleicht Tschechin war. Mit diesen paar Fakten jemanden zu finden war nicht leicht. Mittwochs traf ich mich mit einem Kollegen, der mir immer meine nötigen Informationen beschaffte. Er nannte sich Knox und war Hacker. Er hatte Zugang zu allen staatlichen Akten, er prüfte alle Frauen die in den letzten 10 Jahren für die Polizei tätig waren, sie war nicht dabei. Mir kam die Idee, dass vielleicht ein Verfahren gegen sie läuft und sie deswegen nicht genannt werden wollte. Aber auch dabei hatte ich keinen Treffer.
Abend ging ich durch die Stadt und ging an all möglichen Läden vorbei. Überall wo sich reiche Leute eben aufhalten könnten. Ich hatte gehofft, dass ich sie in der Umgebung des Ladens den wir überfallen hatten zufällig sehen würde. Sie musste in dieser Umgebung leben. Das dachte ich mir, weil sie kurz vor Ladenschluss dort einkaufen war, vermutlich war sie auf dem weg nachhause gewesen. Ich verbrachte Stunden damit die Leute in dieser Umgebung zu beobachten. Ohne Erfolg.
Abends wieder im Motel angekommen musste ich fest stellen, dass sich Freddies Wunde infiziert hatte. Er hatte Fieber, und war ganz blass. George und ich beschlossen ihn nach Manchester, zu unsrer Patentante Ann zu schicken. Sie war Krankenschwester und wusste was zu tun ist. Es war viel zu gefährlich zurzeit, wir konnten nicht alle die Stadt verlassen dafür hatten wir nicht mehr genug Geld. Mit Zügen konnten wir nicht fahren, weil sie dort einen pass beim Kauf eines Tickets verlangten. Einem Taxi Fahrer vertraute ich nicht. Wir wurden überall gesucht, sie hatten zwar keine Gesichter aber sie wussten einer von uns war verletzt. Ich beauftragte einen Mann, der schwarz Leute in einem Transporter transportierte. „Sei vorsichtig Freddie und sei nicht so ein idiot wie Michael. Sobald sich die Lage beruhigt hat und es dir wieder besser geht, kommen wir dich holen."  sagte ich ihm zum Abschied. Ich versuchte kalt wie immer zu klingen und hoffte das er meine Sorge nicht raushören konnte.
Den Donnerstag spazierte ich den ganzen Tag durch die Straßen in der Umgebung. Ich hatte nicht mehr viele Anhaltspunkte, ich verfolgte jede blonde Frau die an mir vorbei ging, bis ich ausschloss das sie es war. Einer klaute ich sogar die Brieftasche aus der Jacke, ohne das sie es bemerkte. Für eine reiche Frau hatte sie wenig dabei, nur 100 Pfund. Der Tag hat mir nicht viel gebracht.
Am Freitag schlief ich den Vormittag aus. Mittags machte ich mich auf den Weg. Ich verbrachte paar Stunden vor all möglichen Läden. Zum Abend hin wurden die Straßen viel zu voll und ich gab auf. Ich würde sie hier niemals finden ich sehe die Hälfte der Leute nichtmal. Ich dachte darüber nach was ich jetzt tun sollte, ich musste mir einen Überfall ausdenken bei dem wir eine Chance haben zu entkommen. Doch in der Gegend wimmelt es nur so von Bullen, seit dem letzten Überfall. Ich ging durch die Masse von Leuten und zündet mir eine Zigarette an. Dabei lief jemand, nicht gerade sanft, gegen mein Ellenbogen. Ich wollte dem gar keine Beachtung schenken und zog einfach an meiner Zigarette und ging weiter. Doch da hörte ich dieses „Aua!"
Da war der Akzent. Ich drehte mich schnell um und sah wie sich eine Blonde, in weiß gekleidete Frau, an die Schulter packte. Konnte sie es sein?
Ich machte kehrt und ging ihr mit einem gewissen Abstand hinterher.

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