Kapitel 10

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Jack
Heute war es soweit. Der erste Tag meines neuen Lebens würde beginnen. Ich hoffte das nichts schief laufen würde. Ich brauchte das, wir mussten letzte Woche aus dem Motel raus, weil auch dort die Bullen angefangen haben zu schnüffeln. Die letzten Tage hatten George und ich an einem abgelegenen Campingplatz in einem Wohnwagen verbracht. Wir waren dort eingebrochen, es war nicht ideal, es war kalt und klein aber es war ja nicht für lange.
Freddie ging es besser ich hatte gestern mit ihm gesprochen, unsere Tante kümmerte sich gut um ihn. Er sagte das es sich dort anfühlte wie im Urlaub. Vielleicht brauchen wir alle etwas Urlaub.

Von George hatte ich Daria noch nichts erzählt, es würde ihr nicht gefallen. Aber ich wusste nicht wohin mit ihm. Sobald sie alles mit mir geklärt hatte würde ich George unterbringen. Es würde schon alles klappen. Es war dumm ich legte meine Zukunft in die Hände dieser Frau. Der Frau die meinen kleinen Bruder angeschossen hatte, ich war vollkommen verrückt. Aber anscheinend hatte sie auch was zu verlieren.

Ich wachte heute spät auf, gestern hatten George und ich etwas getrunken und viel geredet. Ich putzte mir meine Zähne und aß unsre letzten Cornflakes auf, die Milch musste ich mit Wasser verdünnen, weil es sonst nicht gereicht hätte. Ich fühlte mich schmutzig und Erbärmlich arm, hätte mein Vater mich so gesehen wäre er enttäuscht. Aber ich würde uns alle wieder hochholen. Darauf schwör ich.

Gegen 15 Uhr machte ich mich auf den Weg zu Daria. Vom Campingplatz war es weit bis dahin. Ich verabschiedete mich von George und er wünschte mir viel Glück.
Als ich angekommen war war es schon 16 Uhr. Ich stand wie üblich auf der gegenüberliegenden Straßenseite, als sich die Tür öffnete und Daria mich zu sich winkte. Ich ging auf ihr Haus zu. „Kommen sie rein." sagte sie. Ich folgte ihr.
Sie trug eine weise Jogginghose und ein braunes T-shirt. Ihre Haare waren zu einem Zopf gebunden und sie war wie immer stark geschminkt.
Ich hätte nicht gedacht, dass sie mich zu sich rein bitten würde.
Der Flur des Hauses war im altmodischen Stil und die Wände waren hoch und alles war weiß gestrichen. Es hatte was von diesen Palästen die man sich damals bei Schulausflügen angeschaut hatte. Ich folgte ihr bis ins zweite Obergeschoss, dort öffnete sie die Tür ihrer Wohnung.
„Setzen sie sich ruhig, möchten sie was trinken?" Daria zeigte auf eine kleine Couch.
Die Wohnung hatte genauso hohe weiße Decken wie der Flur. In der Mitte des Raums stand die Couch, an der wand war ein goldenes Regal auf dem der Fernseher stand. Links stand ein großes Bücherregal, welches auch goldene Akzente hatte. Es roch nach Blumen in ihrer Wohnung. Ich war lange nicht mehr in so einer sauberen Umgebung gewesen. Ich fühlte mich als würde ich ihre Couch verschmutzen als ich mich setzte. Alles hier drinnen sah unberührt und neu aus.
„Ja bitte, wenn sie kein Whisky haben nehme ich ein Wasser."
Sie seufzte. „Ich könnte ihnen höchstens Wodka anbieten."
Sie ging in einen anderen Raum und kam mit einem Glas Wasser zurück. Ich nahm es ihr ab und bedankte mich.
Ich fühlte mich unwohl in ihrer Wohnung. Sie stellte sich vor mich. „Jack sie sehen grauenvoll aus."

Ich verschluckte mich fast an meinem Wasser.
„Dankeschön."
Sie lächelte. Das war das erste mal das sie mich anlächelte. Und es brachte mich dazu das erste mal ihrem Blick auszuweichen.
„Ich meine es ernst, aber daran kann man arbeiten."
Sie ging wieder aus dem Raum und kam mit einer großen Tüte und einem Handtuch zurück.
„Kommen sie mit ich zeige ihnen wo die Dusche ist."
War sie verrückt geworden?
„Ich werde doch nicht bei ihnen duschen" sagte ich empört.
„Seien sie nicht zu stolz. Sie stinken wie ein Aschenbecher und sie wollen doch nicht auf ihren neuen Bildern so aussehen?" sie zeigte auf mich.
Sie hatte recht ich roch tatsächlich wie ein Aschenbecher, wir hatten im Wohnwagen geraucht. Meine Haare hatte ich einige Tage nicht gewaschen ich sah wirklich grauenvoll aus. „So viel wollte ich von ihnen eigentlich nicht bekommen." sie verdrehte die Augen. „Doch genau das wollten sie. Und jetzt folgen sie mir."

Sie führte mich einen schmalen Flur zu einem großen Bad welches mit einer freistehenden Badewanne und einer großen Dusche ausgestattet war. Selbst das Badezimmer hatte überall goldene Akzente. Ich wollte hier gar nichts anfassen es sah aus wie in einem Museum. Wieso hatte ich das nochmal gewollt? Sie reichte mir das Handtuch. „Hier hab ich Klamotten für sie, die können sie danach anziehen. Und bevor sie dazu ein Kommentar abgeben, sie sind ab heute nicht mehr Jack, sie kriegen eine neue Identität, deshalb verabschieden sie sich als erstes von ihren Klamotten." Sie drückte mir eine Tüte in die Hand. Ich starrte sie sprachlos an. Sie hatte sogar an Klamotten gedacht, an sowas hätte ich als letztes gedacht.
„Wie eine Dusche funktioniert wissen sie hoffentlich ." damit Verlies sie das Bad.

Die Dusche tat mir echt gut, die war langsam wirklich fällig gewesen. Ich trocknete mich ab und nahm die Tüte in die Hand. Es war eine Tüte von Zara, wenigstens hatte sie mir nicht irgendwelche Markenklamotten gekauft. Ich holte einen dunkel blauen Strickpullover und eine schwarze Jeans raus. Sogar Socken fand ich in der Tüte. Ich zog mich an, es fühlte sich Scheiße an. Außerdem war dort in der Tüte noch ein schwarzer Mantel, den ich rausholte damit ich meine „alten" Sachen in der Tüte verstauen konnte.
Ich lachte kurz auf als ich feststellte, dass sie mir keinen neuen Boxershorts gekauft hatte. Das war dann wohl doch ein Schritt zu unangenehm für sie. Ich stellte mir vor wie sie sich darüber Gedanken machte ob sie welche kaufen sollte oder nicht.
Ich ging aus dem Bad zurück in Darias Wohnzimmer. Sie hatte sich ebenfalls umgezogen, jetzt trug sie einen dicken grauen Rollkragenpullover und ebenfalls eine schwarze jeans. Sie schaute zu mir rüber als sie mich bemerkte und musterte mich. „Schon viel besser."
„Mit neuen Unterhosen wäre es noch um einiges besser."
Ihre Wangen wurden leicht rot. „In ihrer Wohnung werden sie welche finden."
Meiner Wohnung. Es klang so unrealistisch. Ich nickte. Erst jetzt bemerkte ich die Braune Perücke in ihrer Hand. „Wofür ist die?"
Sie hielt sie hoch, es war eine braune, schulterlange, gewellte Perücke. „Die ist für mich, mich soll keiner erkennen wenn ich mich in solchen Kreisen rumtreibe."
Klug. Daria verlies den Raum um sich zu Ende fertig zu machen. Ich widmete mich meinem neuen schwarzen Mantel. Ich zog ihn an und ging zu einem Spiegel rüber der sich neben der Eingangstür befand. Es waren nur Klamotten, trotzdem machten sie mich zu einem anderen Menschen. Es stand mir, ich musste sagen Daria hatte das gut ausgesucht. Ich passte jetzt etwas mehr in ihre Wohnung. Das einzige was noch etwas unpassend war, waren meine Bartstoppeln.
So etwas einfaches lies mich schon weniger kriminell wirken. Vielleicht lag es daran, dass man kein bisschen meiner Tattoos sehen konnte. Ich konnte mich an den Anblick nicht gewöhnen. „Fühlt sich komisch an hm?" hörte ich Darias stimme.
Sie stand mit ihrer Brauen Perücke im Türrahmen und beobachtete mich. „Fühlt sich nicht wie ich an." entgegnete ich.
„Dieses ich gibt es ab jetzt nicht mehr." Sie schaute mich kurz traurig an, dann wechselt sie das Thema.
„Kommen sie jetzt, unser Taxi müsste jeden Moment da sein."

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