7. What the Heart wants

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Magnus'POV

Traurig betrachtete ich die dunklen Tränentropfen auf dem weißen Papier in Alexanders Händen. Krampfhaft hielt er den Brief seiner Eltern umklammert, ehe er ihn kraftlos zu Boden fallen ließ und nun die leicht verwischten Worte aus Tinte ausdruckslos anstarrte. Ich konnte es kaum ertragen, Alexander so zu sehen. Auch wenn ich nicht wusste, was in diesem Brief stand, so hatte ich doch die Vermutung, dass es keine Höflichkeiten waren, die Alecs' Eltern nun plötzlich mit ihrem Sohn austauschen wollten. 'Wer tut so etwas seinem eigenen Kind an und lässt es auf diese Art leiden?' Ich konnte das einfach nicht verstehen.

Ich spürte ein beklemmendes Ziehen in meiner Brust. Zu sehen, wie dieser wunderbare Mann neben mir immer wieder enttäuscht wurde, zerriss mich innerlich. Dennoch wollte ich mir meine eigene Besorgnis nicht anmerken lassen. Ich wollte stark sein, für Alexander.

"Alexander", wisperte ich leise und legte sanft meine flache Hand auf Alexanders' Rücken, malte kleine Kreise darauf. Ich konnte seine starken Muskeln unter seinem Hemd deutlich spüren. Ich mochte Alexanders' athletischen Körper, der eine natürliche Eleganz ausstrahlte.

"Du kannst ihn lesen, wenn du willst", entgegnete Alexander mit ungewohnt kühler Stimme. Unschlüssig starrte ich auf den Brief, der noch immer auf dem Boden meines Wohnzimmers lag. "Ich weiß nicht, ob ich die Worte lesen will, die dich nun so traurig werden haben lassen. Was kann ich tun, damit dein Lächeln zu mir zurückkehrt, Alexander?"

Vielleicht klang ich in diesem Augenblick egoistisch, aber wenn ich es nicht für uns beide war, würde unser erstes Date als traurigstes in der Geschichte aller Rendezvous eingehen. Alexander schien mir noch nicht viel Erfahrung mit Verabredungen zu haben, daher wollte ich umso mehr, dass dieser Tag besonders für ihn wird. Doch seine Eltern, hatten uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.

"Eigentlich sollten mich die Worte meiner Eltern nicht mehr schocken können, nachdem sie mir damals all diese furchtbaren Dinge an den Kopf geworfen hatten. Meine Mutter hofft immer noch, dass meine Homosexualität nur eine Phase ist und ich irgendwann mit einer Frau vor der Tür meines Elternhauses stehe. Sie brauchen Zeit und wollen mich noch nicht sehen. Unfassbar", erzählte mir Alexander mit gesenktem Blick. Weitere Tränen liefen über sein schönes Gesicht und plötzlich spürte ich einen heftigen Ruck durch meinen Körper jagen.

Ich umfasste mit beiden Händen Alexanders' feuchte Wangen und stützte meine Stirn gegen seine, blickte ihm dabei tief in die Augen. Das sonst so kräftige Blau seiner Iriden schimmerte nun unter einem wässrigen Tränenschleier fast Grau. "Du hörst mir jetzt genau zu, Alexander. Du bist wunderbar, genauso wie du bist. Versprich mir, dass du dich niemals für jemand anderes verbiegen lassen wirst. Es ist dein Leben, niemand hat das Recht, dir vorzuschreiben wie du es leben, geschweige denn wen du lieben sollst."

"Dafür wäre es ohnehin schon zu spät", murmelte Alexander mit zittriger Stimme und wich meinem Blick verlegen aus. "Was meinst du?", fragte ich ihn verwundert und begann einzelne seiner Tränen weg zu küssen. Er ließ mich ungehindert gewähren. Niemand sollte wegen solcher Unmenschen so viele Tränen vergießen. 'Natürlich war Familie wichtig, aber wenn sie einen verstieß und jegliche Liebe und Unterstützung verwehrte?'

"Nichts, schon gut. Das hier ist wohl kaum der passende Moment." "Sag, was dein Herz sagen will. Du brauchst dich bei mir nie zurückhalten", versicherte ich Alexander, als meine Lippen die letzte seiner Tränen hinfort gescheucht hatte. "Ich habe Angst." "Wovor?", hakte ich weiter nach. Ich würde Alexander beschützen, mit aller Macht und bei allem, was mir lieb und teuer war.

"Angst, dich zu verlieren." "Das wird nicht passieren", beharrte ich felsenfest. Alexander wich wenige Zentimeter von mir zurück und betrachtete mich erstaunt. 'War es so abwegig für ihn, dass ich ihn in meinem Leben wollte? Wie konnte ich ihn überzeugen, dass es mir ernst mit ihm war?'

"Wie kannst du dir da so sicher sein? Wir kennen uns kaum." Er hatte Recht. "Und doch fühlt es sich so an, als würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen, oder?" Zustimmend nickte Alexander und schenkte mir sogar ein kleines Lächeln. Es bestand also noch Hoffnung, dass ich meinen Alexander zurückbekam und er nicht von dem tiefen Abgrund verschlungen wurde, in den ihn seine Eltern gestoßen hatten.

"Magnus, ich...", stammelte Alexander mit geröteten Wangen und plötzlich begriff ich, was Alexander mir sagen wollte. Er fühlte dasselbe wie ich und setzte nun alles auf eine Karte. Ich wollte diese Worte so unheimlich gern von ihm hören, doch ich wusste auch, dass ich dem Ganzen Zeit geben musste. Vielleicht mussten wir beide lernen, Schritt für Schritt dieses Großprojekt Beziehung anzugehen.

Es war schon eine Weile her, dass ich mich auf eine feste Bindung eingelassen hatte. Jedes Mal, wenn ich mich auf jemanden einließ, hoffte ich, dass es dieser eine Mensch sein würde, der perfekt für mich war. Ich wollte das, was meine Eltern miteinander hatten. Eine unsterbliche und bedingungslose Liebe. Und als ich Alexander begegnete oder besser gesagt, er förmlich in mein Leben und über mich stolperte, wusste ich, dass ich den Menschen fürs Leben gefunden hatte. Wenn es passierte, wusste man es, ich wusste es. Mein Herz flüsterte es mir immer und immer wieder zu: 'Er ist es, Magnus. Endlich. Halt ihn fest.'

"Alexander", murmelte ich leise und blickte ihm noch einmal in seine umwerfenden Augen, die allmählich wieder das Blau des Ozeans zurückgewannen, ehe ich meine Lippen sanft auf seine legte. Dieser Kuss würde ihm alles sagen, was mein Herz gerade empfand. Es war nicht nötig, etwas zu sagen. Ich fühlte es doch. 'Würde das Alexander vorerst reichen?'Ich hoffte es so sehr.

Zärtlich und vorsichtig bewegten sich unsere Lippen aufeinander und bildeten nun das perfekte Bild einer Einheit. Wir ließen uns Zeit füreinander und verbannten jegliche Hektik und Dominanz aus unserer Welt. In diesem Augenblick gab es nur uns beide. Ich genoss Alexanders Nähe so sehr und schlang meine Arme um seinen Hals. Ich wollte ihn nie wieder gehen lassen. Ihm schien es genauso zu gehen. Seine Hände legten sich um meinen Oberkörper und drückten mich noch näher gegen seine Brust.

'Ob sein Herz ebenso heftig schlug wie meins?' Ich war verliebt bis über beide Ohren. Daran gab es nichts zu rütteln. 'War ich unvernünftig und verrückt, weil ich mich von diesen Gefühlen übermannen ließ?'Definitiv. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und Alexander in meinem Leben, fühlte sich wie der größte Lottogewinn überhaupt an.

"Du willst das mit uns ganz sicher?", keuchte Alexander, als er sich eine kurze Atempause gönnte. Zufrieden betrachtete ich seine roten und vollen Lippen, die so verboten süß schmeckten, dass ich nicht genug davon bekommen konnte. "Nichts, könnte mich jetzt noch davon abhalten", erwiderte ich entschlossen und stahl mir einen weiteren unvergesslichen Kuss von Alexanders Lippen.

Fortsetzung folgt...

Searching for LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt