14. Do you love me?

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Magnus'Pov

"Ich liebe dich, Magnus." Alexander hatte es wirklich gesagt. Noch immer hielt er mich fest in seinen starken Armen und gab mir das Gefühl für ihn der einzige Mensch auf dieser Welt zu sein. Vielleicht stimmte das sogar.

Auch wenn mein Herz in diesem Augenblick vor Glück zu zerspringen drohte, fühlte es sich irgendwie nicht richtig an. Noch vor wenigen Minuten hatte mein Freund völlig aufgelöst seine Wohnung verlassen, nachdem er seiner Schwester klipp und klar die Meinung gesagt hatte.

Mich beschlich das Gefühl, dass Alexander nicht oft derart direkt mit seinen Mitmenschen sprach. Doch in dem Augenblick, in dem er das tat, spürte ich wie stark sein Wille war ein Leben nach seinen Wünschen zu führen. Alexander wollte seine Träume nicht aufgeben, ganz gleich wie hoffnungslos es derzeit schien, dass sie eines Tages in Erfüllung gehen würden.

Izzy war völlig überfordert mit der Situation und verließ mit Tränen in den Augen kurz nach Alexander seine Wohnung. Obwohl ich gut mit Worten umgehen konnte, fehlten mir bei ihr die richtigen, um sie zu trösten und zu beruhigen. Die ganze Zeit dachte ich nur an  Alexander und wohin er wohl gegangen war. Derart aufgewühlt sollte niemand allein draußen und im Dunkeln umherlaufen.

Ich rannte so schnell ich konnte nach draußen und erkannte von weitem Alexanders Gestalt auf der anderen Straßenseite, seinen typischen Gang, seine langen Beine, die sich immer schneller in Bewegung setzten und Richtung Central Park zu gingen schienen.

Unbeirrt folgte ich ihm und ignorierte dabei das zunehmende Stechen in meinen Seiten. "Alexander! Jetzt bleib doch mal stehen!", rief ich ihm zu. Abrupt stoppte er und drehte sich zu mir um. So viele Emotionen mussten gerade in ihm toben. Alexanders Leben war wirklich ein ständiges Auf und Ab.

"Du bist ganz schön schnell, Alexander", keuchte ich schwer und stützte mich mit den Händen auf meine Oberschenkel. 'Wie konnte dieser Abend nur so eskalieren?' Alexander war so aufgeregt gewesen und ohne es zu wollen, hatten sich seine Ängste und Sorgen bewahrheitet.

"Es tut mir leid, Alexander. Keine Ahnung, wie das so eskalieren konnte", sprach ich meine Gedanken ganz offen und laut aus. "Dich trifft keine Schuld, Magnus. Mir tut es leid, dass du das mit ansehen und mit anhören musstest. Ich bin so froh, dass ich dich habe, Magnus", gestand er mir.

Wenn Alexander wüsste, wie viel auch er mir bedeutete, wie froh ich war, dass er mich bei unserer ersten Begegnung fast um den Haufen gerannt hatte und somit in mein Leben getreten war. Alexander brachte Farbe und Sonne in mein Leben und war sich dessen offenbar noch immer nicht einmal bewusst.

Und nun sagte er diese großen drei Worte zu mir. Sie drangen tief in mein Herz ein, ich fühlte es so heftig, dass mir die Luft wegblieb. Ich wollte diese Liebe erwidern und dabei das Leuchten in Alexanders Augen sehen. Doch ich brachte kein Wort heraus. Ich schaffte es nicht. Stattdessen drückte ich Alexander noch fester an mich und hoffte, dass er seine Worte nicht bereute. Wir gehörten zusammen. Davon war ich felsenfest überzeugt.

"Gehen wir wieder zurück? Es ist ziemlich kalt hier draußen", erkundigte ich mich vorsichtig und durchbrach die drückende Stille. "Vielleicht gehe ich lieber allein", erwiderte Alexander räuspernd. Er löste unsere Umarmung und wich bedrückt meinem fragenden Blick aus.

"Was, warum?" Das letzte, was ich wollte war, Alexander vor den Kopf zu stoßen. "Ich brauche etwas Zeit für mich", erklärte er sich mir. "Heute bin ich sicher keine angenehme Gesellschaft mehr." "Das ist gar nicht möglich, Alexander", beharrte ich und nahm seine Hand. Sie war eiskalt. Kräftig massierte ich sie mit beiden Händen und brachte die Wärme für ihn zurück.

"Alexander. Bitte stoß mich nicht weg. Wenn ich es jetzt sagen würde... Diese Worte..." Ich war ein Feigling. "Schon gut, Magnus. Ich hätte das nicht sagen dürfen", murmelte Alexander betrübt. Ich konnte es nur schwer ertragen, ihn unglücklich und traurig zu sehen. Dieser wunderbare Mann hatte alles Glück dieser Welt verdient.

"Doch, natürlich. Du glaubst gar nicht, war mir das bedeutet." 'Ich möchte doch nur, dass es perfekt ist, wenn ich es auch sage', dachte ich mir im Stillen. Das erste Mal in meinem Leben wünschte ich mir, dass jemand meine Gedanken lesen konnte. Denn die richtigen Worte wollten einfach nicht über meine Lippen kommen.

"Ich will bei dir sein, Alexander", machte ich deutlich und führte seine Hand an meine Wange, ehe ich sie mit zarten Küssen bedeckte. Ich spürte, wie Alexander mit sich haderte. Es gab nun diese kleine Barriere zwischen uns, die ich selbst geschaffen hatte und die meinen Freund nun an meinen Gefühlen zweifeln ließen.

"Lass uns gehen", verkündete Alexander mit einem schweren Seufzen und rang sich zu einem milden Lächeln durch. Es kostete ihn vermutlich Unmengen an Kraft, denn es wirkte nicht vollkommen aufrichtig.

"Wie geht es jetzt weiter?", fragte ich ihn unsicher. Zusammen traten wir den Rückweg an. "Keine Ahnung. Ich möchte heute nicht mehr an Morgen denken, sondern einfach diesen Tag überstehen", verriet mir Alexander und blickte hinauf zum dunklen Himmel. Stoßweise kam die Luft aus seinen Lungen und formte sich zu kleinen Bällchen.

"Und was würde dir dabei helfen?" "Ganz ehrlich? Malen." Seine Antwort war simpel und klang entschlossen. Darauf hätte ich auch kommen können. Ich erinnerte mich noch gut an unsere erste gemeinsame Malstunde und wie glücklich Alexander dabei gewesen war.

"Na dann, haben wir doch schon das Heilrezept gefunden." "Und was machst du in der Zeit?", erkundigte sich Alexander überrascht. "Modell stehen?", witzelte ich. Das wollte ich schon immer mal machen. Zu gern würde ich sehen, wie Alexanders Wangen dabei eine verführerische Röte annehmen.

Alexander zögerte. "Nicht gut? Du sagtest doch neulich, dass du mich gerne zeichnen würdest." "Das stimmt. Du musst aber nicht." "Ich will es aber und es wäre das perfekte Geburtstagsgeschenk", sprach ich voller Euphorie.

Mein Freund blieb abrupt stehen und starrte mich nun mit riesengroßen Augen an. "Oh Gott! Sag mir jetzt bitte nicht, dass du heute Geburtstag hast." Ich lachte über die Vorstellung, auch wenn es gemein gewesen wäre, Alexander auf diese Weise ins Messer laufen zu lassen. "Nein, keine Sorge. Erst in sechs Tagen", beruhigte ich ihn.

"Ich wollte es dir heute sagen und dich offiziell zu meiner Geburtstagsfeier einladen. Es kommen nur ein paar Freunde. Ich würde mich wirklich freuen, wenn du kommst", erzählte ich ihm. Alexanders Mimik erhellte sich wieder und er nickte zustimmend.

"Okay zum Porträt oder okay zur Party?", hakte ich nach und setzte den Rückweg mit Alexander fort. Ich griff nach seiner Hand und genoss das vertraute Gefühl. Die Stimmung zwischen uns schien sich wieder aufzulockern und ich hoffte inständig, dass mir Alexander mein Verhalten nicht böse nahm.

"Beides", antwortete mein Freund neben mir. "Ich muss doch nicht nackt sein, wenn du mich malst oder?" "Nein", murmelte Alexander sichtlich verlegen über meine Äußerung. Ich verkniff mir so gut es ging ein herzhaftes Lachen.

"Bist du jetzt enttäuscht?", wollte Alexander wissen und brachte mich jetzt doch noch zum Lachen. "Vielleicht ein bisschen. Heben wir uns das lieber für ein anderes mal auf." Gewiss würde ich ihn daran erinnern.

"Alexander?" "Mmhh?" "Du bedeutest mir so unglaublich viel. Vergiss das nie", sprach ich plötzlich ernst und ruhig, weil ich in diesem Moment wieder einmal merkte, wie lebendig und leicht ich mich in Alexanders Gegenwart fühlte.

"In Ordnung." Doch das reichte mir nicht. Jedes Wort meinte ich ernst, auch wenn es vielleicht nicht genau diejenigen Worte waren, die er besonders gern hörten wollte.

"Versprich es mir", forderte ich und setzte alles auf unsere junge Liebe. Sie würde wachsen und eines Tages so mächtige Wurzeln schlagen, dass nichts auf dieser Welt ihr etwas anhaben konnte.

"Ich verspreche es dir."


Fortsetzung folgt...

Searching for LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt