Eine Woche später...
Alecs POV
"Guten Abend, werte Herren. Auf welchen Namen haben Sie reserviert?", begrüßte uns freundlich eine junge Dame in einem grünen Paillettenkleid. Und obwohl sie wirklich äußerst elegant aussah, stahl Magnus neben mir, in seinem bordeauxfarbenen Anzug, ihr jede Show. Ich konnte kaum meinen Blick von ihm abwenden.
Tatsächlich hatte ich es mit Magnus' Hilfe geschafft, einen ähnlich edlen Anzug für mich zu finden, der gerade noch im bezahlbaren Rahmen war. Der perfekt sitzende und tiefblaue Stoff schmeichelte mir und ließ mich wie einen ganz anderen Menschen aussehen. An dem Sprichwort 'Kleider machen Leute' war wohl wirklich etwas dran.
"Lightwood und Bane", erwiderte Magnus prompt und hielt noch immer meine Hand. Auf dem ganzen Weg hierher hatte er sie nicht einmal losgelassen.
"Magnus, ein normales Restaurant in der Innenstadt hätte auch vollkommen genügt", flüsterte ich meinem Freund leise ins Ohr. Ich hoffte, er wusste, dass er mich mit solchen edlen Restaurants nicht beeindrucken musste. Denn schließlich lebte ich in völlig einfachen Verhältnissen, fern von jedem Prunk.Schon als wir die Brooklyn Seabridge betraten und ich dieses gläserne Gourmetrestaurant entdeckte, war ich völlig von den Socken. Hier speisten vermutlich nur Leute, die nicht jeden Penny umdrehen mussten.
"Auf keinen Fall, es ist schließlich Silvester. Ein krönender Abschluss eines völlig unerwarteten Jahres", ließ mich Magnus wissen und zwinkerte mir zu. Unerwartet war es wirklich und obwohl ich nach dem Bruch mit meinen Eltern völlig am Boden war, stand ich nun hier - zuversichtlich, glücklich und mit dem wunderbarsten Menschen, der mir je begegnet war.
"Ah, ja. Da haben wir sie ja. Die anderen Herrschaften sind auch schon da", erwiderte die Empfangsdame. Verdutzt blickten Magnus und ich uns an.
"Die anderen Herrschaften?", sprachen wir fast synchron."Ja, es gibt noch eine weitere Reservierung auf den Namen Lightwood. Wir nahmen an, dass sie zusammen gehören, daher haben wir sie nebeneinander platziert." Mir schwankte nichts Gutes und augenblicklich beschleunigte sich mein Puls. Hastig lockerte ich meine Krawatte, weil ich das Gefühl bekam, nicht genügend Luft zu bekommen.
"Alexander, willst du gehen?", erkundigte sich Magnus besorgt. Vehement schüttelte ich den Kopf und antwortete ihm: "Vielleicht sind es ja gar nicht meine Eltern." Ich glaubte meinen Worten selbst kaum, denn diese Situation war so typisch für mein Leben.
"Ist alles in Ordnung?", erkundigte sich die junge Dame, der jetzt offensichtlich bewusst wurde, dass Magnus und ich nur einen Tisch für Zwei im Sinn hatten. "Alles okay", versicherte ich sowohl ihr als auch Magnus. Während wir zu unserem Tisch geführt wurden, spürte ich mehr und mehr die Panik in mir hochsteigen.
Ich konnte mich kaum auf die festliche und höchst elegante Atmosphäre konzentrieren, denn unentwegt sah ich mich nach meiner Familie um. 'Wie konnten sie hier als Familie sein, ohne ihren verstoßenen Sohn und dabei ungeniert das Leben feiern?' Allein der Gedanke machte mich wütend.
Mein Blick wurde verschwommen, als ein Junge mit braunen Locken eilig auf mich zugerannt kam und sich in meine Arme stürzte. "Alec! Was machst du denn hier?" Die Stimme meines kleinen Bruders zu hören schmerzte und erfüllte mich zugleich mit Freude.
"Max!", wisperte ich fassungslos, nachdem ich ihn seit fast einem halben Jahr wieder in die Arme schloss. Ich drückte ihn so fest ich konnte. Wer wusste schon, wann ich ihn wiedersehen würde.
"Okay, wessen Idee war das? Raus mit der Sprache?!", hörte ich die aufgebrachte Stimme meines Vaters, der sich unweit von mir und von seinem Tisch erhob. Seine Wangen waren stark gerötet, so wie sie es immer waren, wenn er sich über etwas aufregte.
"Deine Familie?", vergewisserte sich Magnus zögerlich, obwohl er die Antwort vermutlich schon kannte. "Ich glaube, das war Ironie des Schicksals, Mr. Lightwood", sprach Magnus ungeniert in die Runde und nahm mit erhobenen Kopf an unserem Tisch Platz, der direkt neben meiner Familie war. Noch immer hielt ich Max im Arm und beobachtete diese absurde Szenerie vor mir.
"Und Sie sind?", tobte mein Vater ohne sich selbst vorzustellen. Zudem schien es ihn nicht zu kümmern, dass er dabei die ganze Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich zog, die hier heute einfach einen schönen Silvesterabend verbringen wollten.
"Magnus Bane, der Partner Ihres Sohnes", erwiderte Magnus stolz und lächelte mich an. Er schaffte es noch immer, mir mit diesem Lächeln Hoffnung und Zuversicht zu schenken. Beides konnte ich im Moment mehr als gebrauchen.
"Glauben Sie mir, Alexander und ich haben uns den Abend auch anders vorgestellt. Wir sollten also alle versuchen, das Beste daraus zu machen", fügte er hinzu. Meinem Vater verschlug es die Sprache, ebenso meiner Mom, Izzy, Jace und ihren Partnern.
Widerwillig ließ ich meinen Bruder Max los, als mein Vater ihn zurück zum Tisch winkte. Tief atmete ich durch und gesellte mich zu meinem Freund, stellte mich diesem Silvesterabend und der überraschenden Wendung.
Vielleicht kam heute endlich mal alles auf den Tisch. Vielleicht konnte ich heute meinen Eltern mal all das sagen, was mir auf der Seele lag. "Es ist schön, dich zu sehen, Alec", murmelte meine Mutter mit einem milden Lächeln. Die anderen winkten unbeholfen und wussten offensichtlich nicht, wie sie sich Magnus und mir gegenüber verhalten sollten.
"Es tut mir leid, Magnus." "Weshalb entschuldigst du dich bitte?", fragte er überrascht. "Weil dieser Silvesterabend ganz sicher in einer Katastrophe enden wird." Ein anderes Szenario kam in meiner Vorstellung gar nicht vor. Mein Dad würde sich nicht zurückhalten können und meine Mom war ihm zu gehörig, als dass sie sich gegen meinen Dad auflehnen würde.
"Vielleicht aber auch nicht. Lass uns heute einfach einen schönen Abend verbringen und nachher das Feuerwerk genießen. Und wenn du doch früher gehen möchtest, ist das auch in Ordnung", erklärte mir Magnus mit sanfter Stimme und griff nach meiner Hand.
"Du hast Recht. Solange wir zusammen sind, ist alles gut. Mir ist ganz egal, ob das manchen Leuten nicht in den Kram passt. Denn du hast mein Leben verändert, Magnus. Ich liebe dich und bin froh, dass uns das Schicksal zusammengeführt hat", sprach ich so laut, dass auch meine Eltern jedes Wort deutlich verstehen konnten. Jetzt lag es an ihnen, ob sie ihrem Sohn und seinem Freund eine Chance gaben oder mich für immer verloren.
Fortsetzung folgt...
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Searching for Love
FanfictionKann eine einzige Begegnung ein ganzes Leben verändern? Rückblickend betrachtet kann ich dem nur zustimmen. Ich hatte nichts und hoffte jeden Tag aufs Neue auf ein bisschen Glück und Liebe. Vielleicht klingt das kitschig, aber sind das nicht die Din...