Noch immer stand ich wie angewurzelt vor Magnus' Haustür und verstand die Welt nicht mehr. Das Grinsen meines Gegenübers wurde breiter, ehe sie lachend entgegnete: "War doch nur ein Scherz, Alec! Du hättest dein Gesicht sehen sollen. Herrlich! Ich bin übrigens Camille."
Völlig verdattert ließ ich mich von dieser Camille ins Innere von Magnus' Wohnung ziehen. Kaum, dass ich sie betreten hatte, kam auch schon mein Freund mit schnellen Schritten auf mich zu. Bei seinem Anblick verschlug es mir förmlich die Sprache. Musternd betrachtete ich sein schwarzgoldenes Hemd, das viel von seiner makellosen Haut freigab, denn die obersten drei Knöpfe waren offen.
Vielleicht würde er noch ein paar mehr Knöpfe für mich öffnen, wenn ich ihn ganz darum bat. Sicher hätte Magnus nichts dagegen, wenn ich meine Hände über seine samtweiche Haut gleiten lassen würde. Meine Gedanken schweiften ab.
"Alexander! Da bist du ja endlich!", begrüßte mich Magnus lautstark und küsste mich stürmisch. Meine Augen blieben offen, so überrumpelt war ich. Noch mehr fühlte ich mich in diesem Augenblick äußerst unbehaglich, obwohl ich das Gefühl von Magnus' Lippen auf meinen sonst immer berauschend fand. Doch die Blicke der anderen Partygäste, die ich zwar nur im Augenwinkel erhaschen konnte, bohrten sich förmlich in mich hinein.
Als sich Magnus wieder von mir löste, hielt ich ihm verlegen sein Geschenk hin und lächelte leicht. "Happy Birthday, Magnus. Ich hoffe, es gefällt dir." Camille spitzte bei meinen Worten die Ohren und rückte näher an Magnus und mich heran. Anstand und Diskretion waren für sie wohl Fremdwörter.
"Oh, da bin ich mir sicher. Ich mach es gleich auf", versicherte mir Magnus und nahm sein Geschenk an sich. Für mich war dieses Bild von Magnus, welches ich gemalt hatte, sehr intim. Ich wollte nicht, dass es die anderen begafften. "Vielleicht öffnest du es lieber, wenn du allein bist." Meine Stimme war nur noch ein Flüstern.
Augenblicklich spürte ich zarte Finger an meiner Wange. Sanft streichelten sie über meine Wangenknochen. "Ganz wie du magst, auch wenn ich vor Ungeduld fast platze", gestand mir Magnus und küsste die Stelle auf meiner Haut, auf der ich gerade noch seine Finger spürte.
"Na komm, ich stell dir alle vor. Meine gute Freundin Camille hast du ja schon kennengelernt." Euphorisch zog mich Magnus ins gigantische Wohnzimmer, das mit dutzenden goldenen Luftballons geschmückt war. 'Ob Magnus sein heutiges Outfit passend mit der Geburtstagsdeko abgestimmt hatte?' Wundern würde es mich nicht.
Nachdem ich mich krampfhaft bemühte, mir alle Namen von Magnus' Freunden zu merken, gab ich nach fünfzehn auf, denn es folgten mindestens noch einmal so viele. Es war irre, wie viele Freunde Magnus offenbar hatte. Dennoch konnte ich mich nicht daran erinnern, dass mein Freund schon einmal über sie gesprochen hatte, auch nicht über diese Camille. So wie sie ihn ansah, schienen die beiden eine intensive Freundschaft zu pflegen.
Sicher waren Magnus und ich noch nicht allzu lange zusammen gewesen, sodass es immer noch Seiten an dem anderen gab, die für uns neu waren. Für Magnus wollte ich mir heute meine Unbehaglichkeit nicht anmerken lassen und stattdessen einen guten Eindruck bei seinen Freunden machen.
Natürlich wusste ich, dass Magnus und ich aus verschiedenen Welten kamen. Dafür brauchte ich nur hier im Wohnzimmer seines riesigen Apartments stehen und mit seinen vornehmen Freunden Champagner trinken. Ich passte nicht hierher und doch verhielt sich Magnus so, als ob ich schon immer dazugehörte. Er stand zu mir, das machte mich unsagbar stolz.
"Okay, Alexander. Ich werde kurz mal verschwinden und mein Geschenk auspacken, ich muss es einfach sehen. Bin gleich wieder da", flüsterte mir Magnus ins Ohr und dirigierte mich zur Bar, wo ein junger Mann mit Hemd und schwarzer Fliege eifrig Cocktails mixte. Er schien dabei äußerst geschickt zu sein. "Bestell dir, was du möchtest."
Mir war nicht wohl dabei, dass mich Magnus hier allein ließ, aber seine unbändige Neugierde auf sein Geschenk war schon sehr süß. "Haben Sie auch Martini?", erkundigte ich mich beim Barmann. "Alles, was du möchtest, Hübscher."
Seine offene Art machte mich nervös. Gedanklich fing ich an zu zählen und hoffte, dass Magnus bald wieder bei mir sein würde. "Du und Magnus also?", hakte der Mann vor mir schmunzelnd nach. 'War es nicht offensichtlich, dass ich mit Magnus zusammen war, nachdem er mich allen Gästen als einen festen Freund vorgestellt hatte?'
Ich nickte stumm und betete, dass keine weiteren Fragen folgten. "Sei mir nicht böse, aber du bist so ganz anders als Magnus' bisherige Verflossene", erzählte er mir frei heraus und steigerte damit mein Unbehagen nur noch mehr.
"Magnus und ich sind sehr glücklich", machte ich ihm klar und griff nach dem Stiel meines Martiniglases, welches mir der Barmann zuschob. "Wirklich? Wurdest du nicht von deinen Eltern rausgeworfen, die dir darüber hinaus noch den Geldhahn zugedreht haben und dein geplantes Studium nicht finanziert haben?" Ich war fassungslos. 'Hatte Magnus das seinen Freunden über mich erzählt? Glaubten sie jetzt, dass ich ihn nur ausnutzen würde?'
"Ich wüsste nicht, weshalb ich mit Ihnen darüber sprechen sollte", murmelte ich beschämt und nahm einen großen Schluck von meinem Martini. Er schmeckte bitter und trocken, sodass sich meine Mimik leicht verzog. Der Martini von Magnus schmeckte eindeutig besser.
"Musst du auch nicht. Magnus hat genug erzählt, damit wir alle hier unsere eigenen Schlüsse ziehen konnten." Die Stimme meines Gegenübers triefte nur so vor Hohn und ich spürte, dass er mit seinen Demütigungen noch lange nicht fertig war. 'Magnus, wo bleibst du nur so lange?'
"Hör mal zu, Alexander. Magnus ist uns sehr wichtig. Wir beschützen ihn. Keine Ahnung, was er in dir sieht, aber ich bin mir sicher, dass das nur eine Phase ist. Er wird wieder zu Sinnen kommen. Das mit euch wird keine Zukunft haben. Glaub mir, also mach dir keine Hoffnung, dass ihr beide glücklich in den Sonnenuntergang reitet."
Auch wenn ich noch vor wenigen Sekunden dachte, mich könnte kein weiteres Wort mehr treffen, als das vorherige, so war es jetzt geschehen. 'Dachten etwa alle von Magnus' Freunden so von mir? Glaubten sie, ich würde Magnus nur ausnutzen?
Mit flauem Gefühl im Magen sah ich mich im Wohnzimmer um. Jeder einzelne Partygast musterte mich skeptisch. Niemand von ihnen schenkte mir eine Lächeln. Sie waren also alle nur in Magnus' Gegenwart freundlich zu mir gewesen. Ich war so naiv.
"Vielleicht solltest du lieber gehen. Du merkst doch selbst, dass du hier nicht hergehörst", flüsterte mir der Barkeeper mahnend ins Ohr. Ich bekam kaum noch Luft und spürte ein heftiges Stechen in meiner Brust.
Dieser Typ hatte recht. Ich gehörte hier nicht her. 'Was, wenn Magnus genauso falsch war wie seine Freunde? Was, wenn er genauso war wie sie?' Ich hatte mich in Magnus binnen weniger Tage verliebt. Er wusste das. Und auch wenn er mir immer wieder beteuerte, wie viel ich ihm bedeutete, so konnte er meine Liebe nicht erwidern. Vielleicht war ich nicht dazu bestimmt glücklich zu sein. 'Sollte meine Geschichte nun so enden?'
Fortsetzung folgt...
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Searching for Love
FanfictionKann eine einzige Begegnung ein ganzes Leben verändern? Rückblickend betrachtet kann ich dem nur zustimmen. Ich hatte nichts und hoffte jeden Tag aufs Neue auf ein bisschen Glück und Liebe. Vielleicht klingt das kitschig, aber sind das nicht die Din...