Die Monate vergingen wie im Flug, es war Herbst und der BVB hatte nicht mehr viele Spiele zu absolvieren. Mats und ich hatten uns einige Male gesehen. Meistens in einer kleinen Kneipe wo uns niemand erkennen konnte. Aber überwiegend haben wir getextet oder telefoniert. Wir verstehen uns super und können uns alles erzählen. Das war schon sehr merkwürdig. Wenn ich ihn traf oder mit ihm sprach war er Mats Hummels, einer meiner besten Freunde. Aber wenn ich ihn im Fernsehen oder auf dem Platz sah, war er Mats Hummels der Profifußballspieler, der so unnahbar war.
Es war an einem Dienstag als ich auf der Arbeit eine Nachricht von ihm bekam.
M: Hey Du, kannst Du mir einen Gefallen tun?
F: Na klar, was denn?
M: Ich muß meine Unterlagen für das Werbeshooting bei Dir im Auto liegengelassen haben. Kannst Du sie mir zum Training bringen? Sascha weiß bescheid, er wartet dort auf Dich.
F: Na klar, kein Problem.
Ich legte mein Handy gerade zurück als meine Chefin mich mit einem scharfen Ton zu sich rief. Ich rollte mit den Augen und wußte schon was kommt. Der nächste Einlauf. Man konnte ihr einfach nichts Recht machen. Egal was man tat. Hat man ihre Anweisungen genauestens verfolgt, war es hinterher falsch. Bekam man eine Anweisung sich um etwas zu kümmern, erfuhr man bei der Klärung der Sache, dass sie es schon selber gemacht hatte. Ich bekam Arbeit über Arbeit und manchmal wusste ich gar nicht mehr wo mir der Kopf stand, aber ich schaffte es. Sie lobte mich nie. Höchstens mal wenn sie einen guten Tag hatte und alles so lief, wie sie es wollte. Einmal lobte sie mich in Gegenwart einer Kollegin. Ich war schon sprachlos und total verwundert. Ich hatte schon wieder das Gute in ihr gesehen, bis sie mir dann hinterher, als ich mit ihr alleine war gesagt hatte „Ich hab das Kompliment vorhin nur in Gegenwart von Frau Schmidt gesagt, damit die nicht denkt, ich würde so etwas nicht machen. Bevor die wieder zur Personalabteilung läuft und sich über mich beschwert."
Tja, so war sie. Frauen in der Führungsposition musste kämpfen um Anerkennung zu bekommen, das ist mir bewußt. Aber sie sollten nie den Kampf auf den Rücken der Mitarbeiter ausfechten. Aber das konnte ich ihr natürlich nicht sagen.
Nach der Arbeit fuhr ich direkt zum Trainingsgelände, die Dokumentakte lag tatsächlich auf dem Rücksitz. Dort angekommen schnappte ich sie mir. > Fuck, heute ist auch noch öffentliches Training< Ich ging zum Platz und suchte Sascha, aber ich fand ihn nicht. Also beschloß ich mich beim Training zuzuschauen. Ich bahnte mir den Weg durch die Fans und setzte mich ein bißchen Abseits auf eine kleine Mauer. Die Spieler waren schon fertig und gaben schon fleißig Autogramme. Und ich amüsierte mich deswegen schon ein wenig. Als dann aber auch noch Marco Reus ein Mädchen umarmte und alle anfingen zu kreischen und heulen. Mußte ich schon ungläubig mit dem Kopf schütteln. Dabei sah ich Sascha Fligge am Seitenrand stehen. Ich packe meine Tasche und ging auf ihn zu. „Hi Sascha, ich sollte Dir was bringen" sagte ich als ich auf ihn zusteuerte. „Oh Hey Flora, ja Danke, ich weiß schon bescheid" sagte er, als wir uns kurz zur Begrüßung umarmten. Ich gab ihm die Mappe von Mats und sah im rechten Augenwinkel, dass Mats auf uns zusteuerte. Doch bevor er ankam, hörte ich von links eine kreischende piepsige schrille Stimme seinen Namen rufen. Unsanft wurde ich mit einem Schubser zur Seite gestoßen und taumelte nach hinten. Ich sah nur noch dass ein gewisses „Etwas" durch Sascha und mich durchrannte um dann in Mats Armen zu landen und ihn wild zu küssen. Es war Cathy.... Mats schlang seine Arme um sie und zog sie zu sich hoch. Was dann mit mir geschah....mein Gott.....scheiße. Es zog sich alles in mir zusammen. Mein Magen verkrampfte sich mein Herz schmerzte und ich bekam keine Luft mehr. „Flora?" ich ballte meine Hände zu Fäusten „Flooora!" und ich biss mir auf meine Zähne. „Flooora, Hallo" Ich erschrak als Sascha mich mit beiden Händen am Arm packte und mich leicht schüttelte. Ich sah ihn an und ruckartig wurde ich wieder in das Hier und Jetzt gerissen. „Ähm sorry, was ist?" fragte ich ihn noch leicht benommen." Geht's dir gut? Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen?" Ich blickte zu Mats und Cathy >Nein eher ein wandelndes Skelett< „Nein, alles gut, ich muß jetzt auch los" sagte ich, immernoch auf die Beiden blickend. Dann sah ich zu ihm und er schaute auch auf die Beiden aber sein Blick ging schnell wieder zu mir zurück „Nur Freunde, was?" dabei sah er mich verschmitzt aber auch ein bißchen mitleidig an. Sofort drehte ich mich von ihm weg „Ich muß los" kam nur noch von mir ohne auch nur einen von den Dreien nochmal anzusehen und lief mit schnellen Schritten zu meinem Wagen. Ich rannte fasst. Aber ich zwang mich ein bißchen langsamer zu werden. Es sollte auf keinen Fall so aussehen, als würde ich hier hysterisch davon laufen. In meinem Auto angekommen verlor ich dann doch kurz die Fassung. Ich atmete schnell ein und aus und meine Augen brannten. >Was war das denn Flora? Warum bringt dich das so aus der Fassung? Du kennst Mats nun schon fast ein dreiviertel Jahr und Du weißt dass er eine Freundin hat. Also reiß Dich zusammen<
Zu Hause angekommen lies ich mich erschöpft auf meine Couch fallen, deckte mich mit meiner Decke zu und starrte an die Decke. Ich bekam grad so mit, dass mein Handy vibrierte. Nachricht von Mats
M: Hey alles klar? Danke für die Unterlagen.
F: Kein Problem, gerne
M: Du warst vorhin so schnell weg. Sorry, wusste nicht dass sie kommt
F: Macht nichts, musste eh nach Hause
M: Wirklich alles gut?
F: Ja
M: Klingt nicht so
>Ist es ja auch nicht, man Mats<
F: Hatte nen scheiß Tag auf der Arbeit
M: Magst Du mir erzählen?
F: Nein
M: Du bist doch sonst nicht so kurz ab.....
F: Mag halt nicht
M: Ok, verstehe
>Nix verstehst Du, ich versteh es ja grad selber nicht<
M: Aber wenn du mich brauchst, dann melde Dich
>Na klar brauchte ich jemanden, aber Du bist bestimmt nicht der Richtige dafür. Aber irgentwie ist es in dieser Situation gar keiner. Scheiße<
F: Mach ich
M: Meld Dich morgen wenn es besser ist. Ok?
F: OK
M: Dann schlaf gut
F: Du auch
Gut Schlafen? Gut Schlafen, war das sein ernst? Schieße ich habe schon lange nicht mehr so beschissen geschlafen wie diese Nacht. Was war das blos? War das Eifersucht? Oder war das weil ich sie nicht mochte? Ich mochte sie wirklich nicht. Ach quatsch, ich kann sie nicht ausstehen. Wie sie sich gibt, wie sie sich in die Presse drängelt und dann hinterher einen auf armes Opfer macht. Mich schüttelte es jedesmal wenn ich an sie dachte. Was wollte er nur von ihr? Sah er das alles nicht?
Aber fragen konnte ich ihn auch nicht. Wir haben ein Abkommen: Wir sprechen niemals über unsere Beziehungen. Wir hatten beide etwas Angst, dass wir uns deswegen mal Streiten würden, da er wusste was ich von ihr hielt.....