Don't touch...

Teil19

Im Stadion wehte eine frische Brise. Es war vielleicht doch keine so gute Idee mein kurzes Sommerkleid und meine Pumps anzuziehen. Aber da muß ich jetzt durch. Wie gut das man auf der Osttribüne meistens in der Sonne saß.

Als ich die Stufen zu meinem Platz hinunterging sah ich schon Jonas mit seinen Freunden und einer etwas älteren Frau. Ich war spät dran, die Mannschaft hatte sich bereits schon aufgewärmt und war schon wieder im Tunnel zum Einlauf.

„Hey" sagte ich grinsend zu Jonas. Er drehte sich um, sah mich strahlend an und meinte „Heyyyy Flora, ich dachte schon Du kommst doch nicht mehr" Er nahm mich in den Arm zur Begrüßung und wir setzten uns. Er beugte sich zu mir rüber, stupste mich an, zeigte auf die ältere Frau die neben ihm saß und flüsterte „Das ist meine Mum" Ich sah zu ihr rüber grinste freundlich und reichte ihr meine Hand „Hallo" sagte ich leise „schön Sie kennenzulernen, mein Name ist Flora" Sie sah wirklich sehr freundlich aus und lächelte mich mit einem Strahlen an „Ich freue mich auch sie kennenzulernen Flora, nennen sie mich Ulla. Ich bin die Mutter der beiden"

Wir flüsterten noch eine Weile hin und her, ich fragte sie ein paar Sachen, was ihre Söhne belangt, wie sie damit umgeht als Mutter und sie erzählte mir stolz und mit so viel Sonne in ihren Augen, dass ich lächeln musste. Sie ist so stolz auf ihre Söhne das sieht man ihr an. Und mir geht das Herz auf, wenn ich ihr zuhöre. Manche Dinge sind zwar dem Jonas etwas peinlich und ich muß mich so zusammenreißen, dass ich nicht laut über Jonas lache, wenn er versucht seiner Mutter das Wort abzuschneiden. „Muuuum, das will sie nicht hören" „Muuum, hör auf damit, das ist peinlich" „Oh Mum, schau mal da drüben" Aber alle seine Versuche sie zu stoppen versagten. Und schließlich stieg er in das Gespräch mit ein und wir kicherten viel miteinander.

Aber als die Einlaufmusik ertönte und ich dann auf das Feld sah, als die Mannschaft den Rasen betrat verblasste mein Lächeln. „Wo ist dein Bruder?" fragte ich Jonas. „Soweit ich weiß, wird er geschont und sitzt erstmal auf der Bank" gab er mir zur Antwort. Sofort ging mein Blick Richtung Bank. Wir saßen ja nun wirklich nur drei Meter davon entfernt und ich konnte seitlich reinschauen, aber da saß noch niemand. Erst als die Mannschaften auf dem Rasen waren, kamen die Ersatzspieler aus dem Tunnel. Mein Herz schlug schneller und meine Augen suchten wie irre jeden Spieler ab, bis ich ihn sah. Ich hielt die Luft an. Er ging ohne eine Miene zu zücken auf die Bank zu und verschwand. Ich sah ihn erst wieder, als er saß, weil er sich ganz ans Ende setzte direkt am Fenster. Jaaaaa, ich gebe zu, ich habe nicht wirklich den Anstoß mitbekommen, weil ich immerwieder zu ihm runterschauen musste. Ein paar mal schaute er auch verstohlen in unsere Richtung, aber er konnte nicht sehen, dass ich ihn anschaute, da ich meine Sonnenbrille aufhatte. Außerdem schaute er auch immer ziemlich unauffällig. Entweder kratzte er sich am Hinterkopf und drehte sich dabei in unsere Richtung oder er tat so als ob er seinen Nacken dehnen musste :o) Es durfte ja auch niemand mitbekommen dass hier seine Freunde und vor allem heute seine Familie saß. Nicht auszudenken, was hier los wäre, wenn es jemand mitbekommen würde.

Huiiii, mir wurde langsam kalt und ich rieb mir meine Arme. Mist.....noch die ganze zweite Halbzeit, ich hätte mir echt noch meine Jeansjacke mitnehmen sollen. Ups, mein Handy vibriert.

Eine Nachricht von Mats? Ich schaute Ruckartig zu ihm runter als ich die Nachricht öffnete

M: Ist Dir kalt?

Da ich nicht wollte dass er sich mehr auf meine Dusseligkeit keine Jacke mitzunehmen konzentriert anstatt auf das Spiel, antwortete ich ihm nur

F: Nein, nein, alles gut.

Aber kaum ein paar Minuten später als Halbzeit war, tickte mich ein Ordner an und hielt mir eine BVB-Tüte entgegen. Ich sah ihn entgeistert an. „Soll ich ihnen von Herrn Fligge geben" sagte er leise und zwinkerte mir beim Weggehen zu. Ich schaute hinein und sah eine Trainingsjacke. Ich drehte mich um, bevor ich sie rausnahm, ob mich auch niemand beobachtete. Jonas und seine Ma waren kurz weg und auch alle anderen unterhielten sich angeregt, so dass ich die Jacke rausholen konnte.

Es war Mats Trainingsjacke, das sah ich sofort an seinen Initialen . Wie kommt die denn hier her?

Huch, ein Zettel fiel zu Boden, ich hob ihn auf und laß ihn. „Sollst Du lügen? M." stand drauf. Ich musste grinsen. >Och Gotte wie niedlich< dachte ich als ich dann auf den Rasen blickte. Die Jacke immernoch in der Hand. Die Ersatzspieler machten sich gerade warm und ich fand Mats in einer kleinen Gruppe, die gerade wieder Rückwärts von der Seitenlinie wegliefen. Er grinste auch und ich wußte dass er mich beobachtet hatte.

Ich zog schnell die Jacke an und setzte mich wieder hin. Kurz nach dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit kamen auch Jonas und Ulla wieder. Ihm fiel natürlich auf dass ich eine Jacke trug und er frage leise „Wo hast Du die denn her?" Er kannte sie natürlich, also warum sollte ich ihn anlügen. „Die hat mir wohl Dein Bruder hochbringen lassen" antwortete ich ihm unschuldig. Er hob seine Augenbrauen und sah mich etwas länger an, schmunzelte und meinte nur „Na DAS ist aber nett von ihm"

Ich bekam seine Reaktion gar nicht weiter mit denn ich war voll in Gedanken. Es tut mir leid, aber ich bin auch nur eine Frau und wenn ein Mann, der mir eh schon blöderweise so komische Gedanken bereitet hat in der letzten Zeit, dann auch noch so Aufmerksam ist, bringt mich das sehr aus dem Konzept und mein Herz geht auf. Er ist eigentlich ein Profi unter dem Herren, er würde sich sonst nie während eines Spiels so ablenken lassen oder die Gefahr auf sich nehmen, dass irgendein Reporter oder Fan so eine Aktion mitbekommt.