Kapitel 13

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Dienstag, 31. August

Es ist 8:15 Uhr. Im selben Moment erblicken wir unseren Mathelehrer Herr Jung eilend auf uns zukommen. Er begrüßt uns rasant und schließt dann die Tür zum Matheraum auf, wobei ich der letzte bin, der reingeht. Zumindest dachte ich das, bis ich Miriam - die Neue - sah, wie sie mit ihrem dicken Mathebuch zur Tür läuft. Anscheinend habe ich reichlich Kurse mit ihr. Ob das vielleicht ein Zeichen ist? Keine Ahnung. Jedenfalls trete ich als letzter ein und sehe, wie noch niemand das Licht angemacht hat. Welch Ironie: Alle haben Mathe LK gewählt, aber keiner vermag es das Licht anzuschalten? Ohne weiter darüber nachzudenken, schalte ich das Licht an und laufe zu meinem Platz ganz vorne - direkt vor dem Pult - hin. Rechts neben mir sitzt Yasin und links- naja da sitzt unser Mathe Ass. Sir Karl himself. Er ist einfach nur ein Genie und hilft uns allen in Mathe. Dafür sind wir ihm sehr dankbar. Während Yasin noch für Herr Jung ein paar Sachen erledigt, fängt dieser schonmal an zu reden.

"Guten Morgen Mathe LK. Wie ihr seht, habe ich heute schlechte Laune. Das mag wohl daran liegen, dass wir heute kein Mathe machen werden."

Der gesamte Kurs fängt an seine Freude zu verkünden, indem einige rumschreien, lachen oder wie ich einfach nur ein Grinsen im Gesicht tragen. Herr Jung schaut entsetzt.

"Dass ihr den LK gewählt habt...", nuschelt er und schüttelt konsterniert den Kopf. "Wie dem auch sei. Wenigstens seid ihr ehrlich!", lobt er uns und schenkt uns ein Lächeln. "Heute besprechen wir das weitere Vorgehen zur Kursfahrt, die ja - soweit sollten es alle mitbekommen haben - am Sonntag um 22:00 Uhr beginnt. Und dabei betone ich ausdrücklich: Vergesst eure Pässe nicht! Auch wenn Frankreich ein EU Land ist und man meinen könnte, dass es dort ja nicht von Wichtigkeit wird, DOCH, das wird es. Seid euch hierbei mal sicher!" Er wendet den Blick zu Yasin. "Fertig?" Er nickt. "Ja, prima. Dankeschön.", sagt Herr Jung sanft. "Nicht der Rede wert.", streitet Yasin ab. Über der Tafel ist nun eine Power Point abgebildet. Das kann ja mal was werden.

"Kommen wir zu allererst zum Sonntag. Wie eben schon erwähnt, fahren wir um punkt- ich betone: punkt - 22:00 Uhr los. Keine Minute später! Wer da nicht da ist, der brauch nicht mehr mitzukommen. Heißt also: Früh kommen! Was ihr alles mitnehmen müsst, steht da oben. Ich lade euch die PP auch auf Moodle hoch, wo ihr nachlesen könnt. Ebenfalls wisst ihr ja, das wir mit dem Deutsch LK von Frau Meyer gemeinsam fahren und habt daher heute die Möglichkeit, euch mit euren Freunden aus dem anderen Kurs -wenn der Wille besteht- auszutauschen und entweder mir oder Frau Meyer noch diese Woche Bescheid zu sagen, mit wem ihr denn nun auf ein Zimmer geht. Erstmal fragen hierzu?" Herr Jung nimmt einen Schüler dran.

"Wie groß sind die Zimmer?", fragt er. "Dazu komme ich jetzt.", teilt Herr Jung ihm belustigt mit und setzt seine Ansprache fort.

"Montag. Wenn meine Berechnungen stimmen, so kommen wir Montag Morgen gegen 6:00 Uhr morgens im Camping Port'land in Port-en-Bessin-Huppain an. Dann werdet ihr mit euren Koffern zu euren Bungalows laufen. Eure Schlüssel bekommt ihr dann ebenfalls. Wie die Zimmer in etwa aussehen, seht ihr auf diesem Bild." Er zeigt auf die Powerpoint. Wir staunen nicht schlecht. "Diese sind für drei bis vier Personen geeignet. Bedenkt aber bei der Anzahl, dass ein Ehebett und zwei Einzelbetten vorhanden sind. Okay, das war es erstmal zu den Bungalows." Yasin drückt weiter auf dem Laptop herum, damit die nächste Seite erscheint. "Ah ja und damit euch das nochmal klar ist, Jungs und Mädchen schlafen in getrennten Bungalows. Wenn also irgendwer auf die Idee kommt, noch nach 22 Uhr seinen Lover im Zimmer zu halten, der wird direkt nach Hause gefahren und kann den Grund selbst seinen Eltern erzählen." Unsere aller Augen weiten sich. "Ja, was? Schaut mich nicht so an. Wir können das nicht zulassen." "Aber was wenn jemand so paar Minuten zu spät bei sich im Zimmer ist?", fragt ein Mädchen aus dem Kurs. "Valencia, mach dir drum keine Sorgen. Wir sind auch keine Unmenschen. Es geht uns einfach nur darum, die Geschlechter bei Nacht nicht zu mischen. Auf das, was du meinst, kommt es erst gar nicht an." Plötzlich gretscht ein anderer wieder ein. "Warum eigentlich?", fragt er. "Wie warum?", fragt Herr Jung entrüstet. "Das ist doch diskriminierend oder nicht? Schwule oder Lesben können bei ihren Partnern sein, aber Heteroleute nicht?" Herr Jung haut sich fassunglos auf die Stirn und murrt. Wir fangen alle an kurz zu lachen. "Wer erklärt's ihm?", fragt er in den Raum. "Mädchen, Junge, Bio. Hast du da aufgepasst?", fragt Herr Jung leicht belustigt. Wir alle müssen uns ein Lachen verkneifen. "Achso wegen Ge-" "Ja, genau deswegen. Gut auf den Punkt gebracht.", lobt ihn Herr Jung. "Können wir dann jetzt weitermachen?" Wir nicken.

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