Kapitel 27

225 6 0
                                    

Demet Akalın - Hayalet {Geist}

Freitag, 1. Oktober

"Dann dürft ihr jetzt gehen." Auf diese Worte von Frau Bothe haben wir nur noch so gewartet. Die heutige Stunde war eher langweilig, da wir nur Aufgaben bearbeitet und sie am Ende kurzerhand besprochen hatten. Wir packen unsere Sachen ein, ehe ich zusammen mit Kerim aus dem Physikraum laufe. Wir laufen zu unseren Schließfächern und legen die Physikbücher hinein, ehe wir wie immer nach Draußen laufen. Es ist Hofpause. Wir laufen auf eine Bank zu, wo unter anderem Şirin und Aras sowie paar andere aus der Stufe sitzen. Wir setzen uns zu ihnen. "Hast du gesehen wie ich es diesem Miststück gezeigt habe?", fragt Şirin eine ihrer Freundinnen. "Die denkt auch, sie kennt sich mit der Desoxyribonukleinsäure aus, obwohl das mein Spezialgebiet ist! Sie hat sich so blamiert, das hättet ihr sehen müssen.", sagt sie lachend in unsere Richtung. "Du bist die Bio-Beste, das weiß die ganze Stufe.", sage ich und verdrehe belustigt die Augen. Sie nickt stolz. "Emin, wir wollen es nicht übertreiben.", meint Aras vorsichtig in meine Richtung. Şirin und ich schauen ihn gleichzeitig mit zusammengezogenen Augenbrauen an. "Nenn mir nur eine Person, die besser ist als ich.", will sie wissen. Er überlegt. "Imran." "Was?!", rufen Şirin und ich gleichzeitig. "Nein, hinter euch.", grinst er, ehe ich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Ich drehe mich um und blicke in das lächelnde Gesicht von Imran. Ich erwidere es. "Emo, kommst du kurz mit zu Rewe?", fragt er mich höflich. Ich benutze bewusst dieses Wort, da es nicht diese verspielte, sondern eine nette Art von Imran ist. Ich kann es nicht beschreiben. Es ist so, als ob Imran reifer geworden ist. Er blickt zu Şirin rüber, schaut sie kurz an, in der Hoffnung, dass sie sich zu ihm dreht, doch sie ist gerade mit ihrem IPhone beschäftigt. Imran senkt seinen Blick und schaut mich abwartend an. Ich sehe in seine Augen und spüre das Verlangen nach Şirins Nähe. Ich nicke. "Ja. Wollt ihr mitkommen?", frage ich die Tischgemeinschaft. "Wir waren schon.", teilen sie uns mit. Ich nicke mit zusammengepressten Lippen. Das hat Imran enttäuscht. Ich sehe, wie er traurig zu Boden guckt, wonach wir beide gerade losgehen wollten, doch da hören wir plötzlich eine Stimme. "Wartet, ich komme doch mit! Mein Wasser ist bald alle, da hole ich mir lieber noch etwas mit." Sofort strahlt Imran und schaut Şirin ebenso an, nachdem sie sich uns zugesellt hat. Verwirrt schaut sie uns an. Ich winke nur ab und gebe Imran unauffällig Stubser, damit er sich zusammenreißt. Wir laufen los. "Wie-, wie geht's dir?", fragt Imran sie leicht stotternd. "Fabelhaft, habe gerade ein Mädchen in Bio zerstört.", sagt sie leicht süffisant. Imran schmunzelt. "Anders hätte ich es nicht erwartet.", lächelt er. Ist das Imran? Er ist so anders geworden! Er ist immer noch der liebe Junge, aber seine Verspieltheit ist irgendwie verschwunden. Hat ihn die Liebe vielleicht reifer gemacht? Hat er jetzt vielleicht eine andere Sicht auf die Welt bekommen? Eine, die ihn verändert hat. Şirin schaut verdutzt zu ihm. "Imran, was ist mit dir passiert? Du bist irgendwie so anders geworden." Er schaut sie fragend an. "Gefällt dir diese Art nicht?", fragt er unsicher. Sie schüttelt den Kopf. "Nein, es ist nur komisch. Wir alle haben uns an deine alte Art gewöhnt. Wie kam es, dass du anders wurdest?", fragt sie interessiert. "Eine Person hat mich verändert.", gesteht er und schaut mich kurz bedeutsam an. Şirin ist verwirrt. "Okay und willst du uns vielleicht sagen, wer diese Person ist?" Imran schaut sie eindringlich an. Kurz wandert sein Blick zu mir, ehe er wieder zu ihr schaut. Seine Blicke zeigen Bewundern. Oh nein, nicht jetzt! Es ist noch zuu früh!! "Noch nicht, aber sehr bald.", sagt er kryptisch und lächelt daraufhin. Ich atme erleichtert aus. "Okay.", sagt sie verwirrt. "Wie du willst."

"Wie waren eigentlich eure Klausuren?", fragt Şirin, als sie sich aus dem Regal eine Redbull-Dose herausholt. Wir laufen weiter in Richtung der Chips, wo ich mir eine mit Paprika-Sorte aus dem Regal hole. "Mathe ging und Päda war eigentlich einfach." Sie nickt und schaut daraufhin zu Imran. "Englisch war einfach, nur Päda hat mich auseinander genommen." Ich schaue Imran verdutzt an. "Du hättest einfach nur das Eisberg-Modell, das psychosexuelle Phasenmodell und die Abwehrmechanismen des ICH erwähnen müssen. Zu allem konnte man etwas sagen." "Emin, so einfach war das nicht.", grinst er seufzend. "Es kam dir bestimmt so vor, aber ich stand voll unter Druck und hab' fast alles vergessen." Ich schüttele nur tadelnd den Kopf. Wir laufen zur Kasse. "Und bei dir?", frage ich Şirin. "Mathe hat meinen Kopf gefickt und Deutsch habe ich gut gemeistert. Also denke ich mal." Sie lacht am Ende. Imran schließt sich ihr an, was mich auch nicht unberührt zurücklässt. Er liebt sie wirklich und mag es Zeit mit ihr zu verbringen. Auch wenn ihre Konversationen vielleicht nicht mit viel Sinn gefüllt sind, so erfüllen sie die Zufriedenheit Imrans. Es muss echt ein wunderschönes Gefühl sein, eine Person zu lieben. So wundervoll und so unbeschreiblich!

VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt