Der Montagnachmittag und Dienstag vergeht schnell, da ich vollauf mit Lernen beschäftigt bin. Am Mittwoch ist es auch nicht viel besser, aber wenigstens haben wir akzeptable Fächer, sodass der Vormittag ebenfalls schnell vorbei geht. Da es in den Moment klingelt, packen wir unsere Französischsachen zusammen. Als alle, bis auf Jasmine, Naira und ich, aus dem Klassenraum stürmen, atme ich erleichtert auf. Es ist immer noch anstrengend. Zwar reden jetzt nicht mehr alle über die Party, dafür zerreißt sich aber die Schule das Maul darüber, wie Loreen so schön geschrieben hat, dass Jasper und ich "zusammen" sind und ob wir zusammen sind und wie es dazu kam und so weiter. Ich weiß wirklich nicht, wie ich das noch dreieinhalb Wochen aushalten soll.
Gerade einmal drei Stunden und dreiundzwanzig Minuten -ich habe nachgerechnet- hat es, nachdem es Jasper ihr auf die Nase gebunden hatte, am Montag gebraucht, bis Loreen einen neuen Post über uns veröffentlicht hat, in dem sie unsere Beziehung "bestätigt" hat. Und gerade einmal zwei Tage hat es gebraucht, bis es die ganze Schule gelesen hat.
"Läufst du mit uns nach Hause?", holt mich Naira aus meinen Gedanken.
"Nee, ich habe ja jetzt noch Chemienachhilfe hier in der Schulbibliothek", erkläre ich.
"Dann haben wir einmal früher Schule aus und du kommst nicht mit! C'est très dommage!" Jasmine zieht beleidigt eine Schnute.
"Oui, c'est vrai... Mais on se voit bientôt", antworte ich auf Französisch zurück.
"Tu as raison. Alors, à demain!", verabschiedet sich Jasmine von mir.
"A demain!" Die Beiden laufen winkend aus dem Klassenzimmer.
Ich packe lächelnd meine letzten Sachen zusammen und mache mich dann auf den Weg in Richtung Bibliothek. Jasmine und ich sprechen gerne Französisch, auch wenn wir es natürlich nicht perfekt beherrschen Aber wir mögen das Fach, zumindest mit Madame Dupont.
In der Schülerbibliothek ist es nicht ansatzweise so schön wie bei Mrs Jones, aber hier gibt es Computer zum Recherchieren und es ist trotzdem still. Zu mir nach Hause wäre keine Option wegen meiner nervigen Schwestern gewesen und außerdem wäre das mir viel zu schnell gegangen. Jasper bei mir zu Hause...
Zu den Kings wäre ich auch nicht unbedingt so gerne gegangen, denn wenn Jasmine dagewesen wäre, wüsste ich nicht, wie ich mich dann zu dritt richtig verhalten sollte. Mittlerweile habe ich erfahren, dass Jasmine heute erst zu Hause ist, um zu lernen und danach noch mit ihrer Mum einkaufen geht. Trotzdem wäre ich auch nicht gerne allein mit Jasper bei den Kings gewesen. Dann wüsste ich genauso wenig, wie ich mich verhalten sollte. Er meinte zwar, wenn niemand dabei ist, ist alles wie wie immer. Aber was ist denn "wie immer"?
Ach, warum ist das alles nur so kompliziert...
In der Bibliothek sitzt Jasper schon an einem PC, den er bereits hochgefahren hat. Als ich ihm entgegenkomme, sieht er auf und lächelt mich an. Es ist ein schönes Lächeln. Aber würde er mich auch so anlächeln, wenn wir nicht "zusammen" wären?
"Hi", begrüße ich ihn.
"Hi."
Ich setze mich auf den Stuhl neben ihn. Es ist gut, die Bibliothek ausgewählt zu haben. Ein neutraler Ort. Hier sind wir nicht ganz allein, aber werden auch nicht gestört. Hoffentlich.
"Ich hab hier schonmal mehrere Webseiten geöffnet, die wir benutzt haben und noch benutzen können. Auch mit dem neuen Stoff sind wir ja jetzt fast durch. Hast du noch irgendwelche Fragen?"
Ich schüttele den Kopf. "Im Moment nicht. Dann können wir endlich mit der Präsentation anfangen, oder?"
Er nickt und holt einen Collegeblock heraus. Dann öffnet er eine Datei auf dem Computer, die mir die Sprache verschlägt.
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Higher Love
Teen Fiction"Ich könnte meine Meinung noch ändern." "Wirklich?" Hoffnungsvoll sehe ich ihn an. "Wenn du mir einen Gefallen tust." "Was für einen Gefallen?" Grace und ihre beste Freundin Jasmine sind von klein auf unzertrennlich. Schon seit dem Kindergarten ken...