Prolog

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Es ist düster und kühler Wind weht mir in mein Gesicht. Eine Laterne flackert und in der Ferne jault ein Hund. Vor mir schlängelt sich ein schmaler Pfad Richtung Ufer eines Sees. Ich betrete ihn und unter mir knacken lauter kleine Äste. Meine Zigarette ist fast aufgeraucht, dennoch nehme ich einen kräftigen Zug, als wäre es das einzige, dass für immer bleibt.

Ich drehe mich um, in der Hoffnung ein letztes Mal Londons Lichter sehen zu können. Doch diese habe ich schon längst hinter mir gelassen.
Das einzige, was mich an jene Lichter erinnert, sind die Sterne über mir.

Ich ziehe meine Kapuze noch tiefer in mein Gesicht und erreiche das Ufer. Der See vor mir ist klar und still. Der Mond taucht ihn in ein glänzendes Silber. Und Bäume des Waldes, der mich umgibt, spiegeln sich in ihm.

Ich scanne die Umgebung einmal gründlich ab, ehe ich mein Handy aus meiner Jackentasche nehme. 23:52Uhr. ,,Fuck, noch 8 Minuten. Du kannst noch Umdrehen Tomlinson.", melden sich meine Gedanken zu Wort. Diese verdränge ich jedoch wieder, da ich nicht Umdrehen kann und will. Es ist zu einem Teil von mir geworden und so bin ich. Ich muss die Dinge zu Ende bringen, die ich begonnen habe. Und so auch dieses.

Das nächste Mal, als ich auf mein Handy schaue ist es 23:55Uhr. Die Zeit vergeht so langsam, wie eine Schnecke. Und nun habe ich den Kampf gegen die Zeit verloren. Es war mir klar, tief im Inneren war es mir schon immer klar gewesen. Ich wusste es, von Anfang an, wusste ich es.
Die Zeit kann entweder dein Freund sein, oder dein Feind. Es ist jedem seine eigene Sache, was er daraus macht.

Ich werfe meine bereits bis zum letzten Zug aufgebrauchte Zigarette in das nasse Gras am Rand des Ufers. Sofort verglüht der letzte Rest.

Mein Blick scannt noch einmal aufmerksam die Umgebung und ich bemerke, dass der See kein großer See ist. Eher ein kleiner Ort zum runterkommen. Ein ruhiger, ja fast schon magischer Ort.

Nervös trete ich von dem einen auf das andere Bein. Meine Hände frösteln leicht. ,,Jetzt mach dich mal locker! Du hast bisher alles geschafft. Verhalte dich doch mal wie ein Mann Tomlinson!", meldet sich mein Gewissen wieder. Nur diesmal mit mehr aufbauenden Worten, als zu vor.

Das nächste Mal brauche ich garnicht mehr auf die Uhr schauen, denn da sehe ich auch schon am Anfang des Pfades den, mir nur zu bekannten, schwarzen Range Rover. Er parkt, lässt aber die Scheinwerfer an. Diese blenden mich.

Es steigen zwei Menschen aus. Zuerst ein größerer und dann ein etwas kleinerer. Sie biegen nacheinander in den Pfad ein und gehen Richtung Ufer.

Als sie aus dem Lichtkegel treten, gefriert mir das Blut in den Adern.

,,Tomlinson!", höre ich ihn schreien. Seine Stimme ist laut und tief und schreckt ein paar Raben auf.

Die beiden kommen näher und ich erkenne, was ich die ganze Zeit schon wusste.

Seine Haare wehen im Wind. Seine Lippen sind eisblau. Seine Augen haben jegliche Farbe verloren. Sein Gesicht ist blass und sein Körper ähnelt einem Skelett.

Da ertönt grausames Gelächter. Dieses bösartige Gelächter kann nur dem Teufel persönlich gehören. Ich hasse ihn so sehr!

Ein letztes Mal begegnen sich seine und meine Augen.

Dann lade ich meine Waffe. Es gibt nur noch eines zu tun...

Verbrechen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt