Teil 14

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Louis' Pov

Draußen ist es Sommer, doch im inneren dieses Unterschlupfes, tief unter der Erde Londons, scheint der Winter eingebrochen zu sein.

Ich sitze auf einem der Stühle gegenüber von Simons riesigem Ledersessel. Zwischen dem Sessel und mir befindet sich sein pechschwarzer Schreibtisch. Auf diesem liegen zahlreiche Papiere.

Ich warte jetzt schon seit genau einer Stunde und nichts scheint sich zu verändern. Simon ist nie unpünktlich...

Dann als ich es fast schon aufgebe, dass er noch kommt höre ich in der Ferne Schritte, welche von den Wänden wiederhallen. Langsame und schwere Schritte. Zusammen vermischen sie sich mit dem leisen Pfeifen des Windes und dem knacken und knistern der Fackeln an der Wand.

Wenige Augenblicke später kommt er um die Ecke. Schwarzer Anzug, geschniegelt und geschnagelt. Doch irgendetwas ist anders an ihm... irgendetwas ist...

,,Tomlinson. Wie ich sehe, hast du dich dazu entschieden zu Leben. Bravo." ,unterbricht seine dunkle Stimme meine Gedanken.

Langsam geht er um den hölzernen Schreibtisch herum und lässt sich im Sessel nieder. Dann schaut er mich an.

Diese Augen. So kalt und leer. Sie erinnern mich an einen Hai. Und dieser scheint mir gerade direkt in meine Seele zu starren.

Mich überkommt eine Gänsehaut und es scheint noch kälter zu werden.

Ich fühle mich, als sei ich ein wehrloses kleines Tier. Was von seinem Jäger in die Falle gelockt wurde und nichts mehr dagegen tun kann, außer seinem Schicksal mitten ins Gesicht zu blicken.

,,Also" ,fährt er fort. ,,Du kannst dich sicher noch an unsere Abmachung erinnern. Du hast etwas unterschrieben bevor wir zu unserem größeren Raub übergegangen sind. Nun ja, ich schätze das wird jetzt in Kraft treten."

Wie jetzt? Was meint er mit in Kraft treten. Mir fallen die Belohnungen ein, die mir versprochen wurden. Aber ich habe den Auftrag garnicht erledigt. Was soll dann in Kraft treten?

,,Ich, entschuldige Sir, ich verstehe nicht ganz..."

Mein Satz wird von einem Rascheln unterbrochen. Simon wühlt in einem der Papierstapel herum und zieht ein Blatt, welches in einer Folie steckt, hervor. Dann packt er es behutsam aus, so als könnte es bei jeder Berührung zerbrechen.

,,Natürlich verstehst du nicht. Du bist und bleibst einfach ein dummer, naiver Straßenjunge. Hat man dir nicht beigebracht immer das Kleingedruckte zu lesen, wenn man etwas derart Wichtiges unterzeichnet? Aber nein, für dich war ja nur die Geldsache interessant. Pech gehabt Tomlinson, so läuft das in diesem Geschäft aber nicht!"

Mir wird schwindelig von seinem Gerede und ich kann mich an kein Kleingedrucktes erinnern...in meinem Kopf hallt sein scheußliches Lachen wieder.

In diesem Augenblick leckt er mir unseren Vertrag vor die Nase.

,,Lesen!"

Ich lese ihn einmal sorgfältig durch, doch nichts fällt mir auf.

Also lese ich ihn noch einmal. Und dann komme ich an eine Stelle, die ich vorher tatsächlich übersehen hatte. Eine Stelle, die mir den Atem raubt und die mir fast schwarz vor Augen werden lässt.

Forderung an Herrn Louis Tomlinson:
Louis Tomlinson, Sie haben die ehrenvolle Aufgabe der Auftragskiller von mir zu sein. Sie werden mein Kind töten. 《

Mir gefriert das Blut entgültig in meinen Adern, als ich auch das letzte Kleingedruckte in meinen Augen sehe.

Konsequenz:
Wenn Sie sich weigern sollten, diesen Auftrag folge zu leisten und in irgendeiner Hinsicht Einspruch gegenüber dieses Vertrages erheben, geschweige denn, wenn Sie sich dazu entschließen sollten zur Polizei zu gehen, werde ich mir einmal noch die Hände schmutzig machen. Und zwar mit dem Blut meines Kindes und dem von Louis Tomlinson, also Ihrem. 《

,,Da Sie aussehen, als hätte Sie jemand angeschossen, haben Sie es sicher jetzt gelesen. Ihnen bleibt eigentlich keine andere Wahl, als mir meinen Auftrag zu erfüllen."

Nach dieser Aussage legt er eine Waffe auf den Tisch. Ich weiß, dass sie geladen ist und ich weiß auch, dass er sie ohne Zweifel benutzen wird, wenn ich nein sage.

Vielleicht ist sein Kind ja auch ein Krimineller oder sowas. Vielleicht ist es kein Unschuldslamm.

Komm schon, Tomlinson. Du hast schon viele Erwachsene Gangster getötet. Einmal wirst du es noch hinbekommen, ein letztes Mal.

Danach will ich nie wieder was mit dem ganzen zu tun haben. Nie wieder.

,,Okay, ich stehe zu Ihren Diensten."

,,Sehr schön. Sehr schön. Ich habe den Jungen gestern von Mailand hierher befördert. Er ist jetzt also schon dort, wo er hingehört und verbringt seine letzten Stunden in einem Drecksloch, so wie er es verdient hat."

Ein Junge... denke ich. Von Mailand hierher befördert... hallen seine Worte in meinem Kopf nach.

,,Wir treffen uns heute Abend um Mitternacht am Ufer. Du kennst diesen Ort, Tomlinson. Also versuch mich garnicht erst übers Ohr zu hauen. Ich werde dir immer einen Schritt voraus sein."

Ich nicke nur. Zu tief steckt der Schock in meinem Körper.

Langsam und völlig verstreut erhebe ich mich aus seinem Stuhl und gehe den kalten Gang entlang Richtung Ausgang.

Draußen scheint die Sonne, doch mir ist eiskalt. Die Kälte frisst sich durch jedes Mark meiner Knochen bis zu meinen Zehenspitzen. Ich habe das Gefühl zwischen all den Menschen muss ich hier und jetzt ersticken.

Ich kann nicht richtig atmen.

Nichtmal, als ich mir zu Hause meinte 8te Zigarette anzünde, habe ich mich berührt. Nichtmal das Nikotin hilft mir mehr.

,,Scheiße man. Was ist los mit dir?!" ,sage ich wütend zu mir selber. Mit meiner Handbewegung, die ich dabei mache, treffe ich meinen Aschenbecher und schleudere ihn vom Tisch. Dabei schneide ich mich.

Die Wunde ist tief und brennt. Blut sickert heraus und tropft auf den Boden. Eiserner Geruch steigt mir in die Nase.

Jetzt weiß ich, was vorhin anders an ihm war. Deshalb hatte er auch Handschuhe an. Seine Hände waren voller Blut. Es hatte nach Blut gerochen.

Für einen kurzen Moment lang kommt mir ein grausamer Gedanke. Aber nein, das kann nicht sein.

Er kann ihn nicht meinen, oder ? Er kann nicht den Jungen meinen. Nein, das kann nicht sein.

Um Mitternacht also. Ich werde da sein.

Verbrechen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt