Teil 13

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Pov Harry

Ich wache mit einem schweren Kopf auf. Es fühlt sich an, als würden jemand auf mich einhämmern. Langsam öffne ich meine Augen, um mich an das Licht, welches mein Zimmer durchflutet, zugewönnen.

,,Was für eine Nacht..." , schießt es mir in meine Gedanken und ich erinnere mich an gestern Abend.

Das Konzert, die vielen Menschen und der Anschließende Besuch in einem Club mit meiner Crew. Ich muss wohl zu viel getrunken haben, denn ich erinnere mich weder wie ich nach Hause, noch wie ich in mein Bett gekommen bin.

Als ich aus dem großen Fenster am anderen Ende des Zimmers sehe, erscheint etwas glitzerndes am Horizont. Es sieht aus wie das Meer.

Moment mal, von meinem Hotelzimmer aus in Mailand konnte man nicht das Meer sehen und das sah auch ganz anders aus...

Nach kurzen Augenblicken des Verstehens besinne ich mich und merke, dass ich garnicht im Hotelzimmer liege, sondern in einem Schlafzimmer.

In meinem Schlafzimmer.

In LA.

Beim herumschnellen meines Kopfes, durchzuckt mich ein höllischer Schmerz.

,,Diese verdammten Kopfschmerzen." , denke ich mir und verfluche den gestrigen Abend.

Bei meinem Versuch an das Handy auf der Kommode zu gelangen, entdecke ich einen kleinen Zettel.

Wir haben dich zu Hause abgeliefert, weil dein Terminplan voll ist. Du kannst es dir nicht leisten länger als eine Nacht in Mailand zu verbringen.

Niall&Liam

Was ist das denn...? Liam würde doch immer anrufen und Niall wäre schon längst hier aufgekreutzt.

Hier ist etwas anders. Ein Gefühl von Unbehagen macht sich in meiner Brustgegend breit. Erst ist es ganz klein, wie ein Stern am Horizont. Doch es wächst, als wäre der Stern kein Stern, sondern ein Komet der immer größer zu werden scheint.

Ich stehe auf. Langsam tapse ich durch mein Haus. Aus irgendeinem Grund erinnert mich das an damals, als ich meine Fanilie tot aufgefunden habe.

Ich betrete mein Ankleidezimmer und mir überkommt eine Gänsehaut. Das Fenster ist offen... ich höre das Zwitschern der Vögel und das Rauschen des Meeres. Salzhaltiger Geruch steigt mir in die Nase und für einen kurzen Augenblick entspanne ich mich.

Ich sehe mich um. Nichts ungewöhnliches und gehe heraus, um mir die anderen Zimmer anzusehen.

Langsam steige ich die Glastreppe hinunter, wobei ich nur meinen Atem hören kann. Das kühle Glas unter meinen Füßen lässt mich etwas spüren. Mein Körper hat so lange nichts mehr gespürt.

Bis auf den einen Moment. Den Moment, als ich Louis traf...

Unten angekommen halte ich inne.

Warum ist mein Fenster geöffnet, wo ich doch in Mailand war?

Mich trifft es wie ein Schlag ins Gesicht...

Liam, der nicht angerufen hat. Niall, der nicht hier aufgetaucht ist, obwohl es schon Mittag ist. Der Zettel, das geöffnete Fenster.

Ich sprinte die Treppe nach oben, wobei ich mich an der Glaskante der Treppenstufe schneide. Mein Fuß beginnt zu bluten und die Treppenstufen werden mit dunklem Rot verziert. Ich hinterlasse meine Spuren...

Oben angekommen krame ich die Kiste aus meinem Ankleidezimmer hervor. Es ist eine Kiste von Louis Vitton. Sie sieht aus wie eine ganze normale Klamottenkiste. Doch im inneren befindet sich alles, worauf sich mein Leben stützte, nach dem Tod meiner Familie. Mein Vermögen.

Langsam hebe ich den Deckel an und spähe hinein.

Sie ist leer.

Das Gefühl von Unbehagen nimmt zu. Der Komet scheint jeden Moment einzuschlagen, ohne Rücksicht. Mein Magen dreht sich, ich fange an zu zittern und in meinem Kopf beginnt der Schmerz wieder anzufangen.

Schweiß läuft mir kalt den Rücken hinunter, obwohl ich friere. Mein Atem geht unregelmäßig. Ich bekomme kaum noch Luft.

Tränen steigen mir in meine Augen und laufen mir heiß die Wange hinunter.

Es ist alles weg. Alles verloren. Ich habe nichts mehr, garnichts mehr.

Ich sehe zur Tür hinüber und überlege wie weit ich gehen muss, um an meine rettende Lösung zu gelangen. Dieses Leben hat keinen Sinn mehr.

Dabei fällt mir meine Blutspur auf, die ich hinter mir hergezogen habe. Tiefe Erinnerungen an jenem Abend holen mich ein und prasseln auf mich ein, wie große Hagelkörner.

Dann ertönt das Lachen. Das Lachen eines Teufels, welches ich unter Tausenden wieder erkennen würde. Was mich damals als kleiner Junge schon nachts wach gehalten hat und heute immernoch da ist. Ganz leise holt es mich nachts mit den grauen, leblosen und furchtlosen Augen ein. Es verfolgt mich, bis ich aufwache.

Nur diesmal ist es kein Traum. Nein. Es scheint näher zu kommen. Das Lachen, die grauen toten Augen.

,,Es sind nur deine Erinnerungen, Harry. Alles ist gut. Alles ist gut!" , versuche ich mich selbst zu beruhigen.

Doch es hört nicht auf. Es scheint die Treppen hochzukommen. Und da steht er.

Der Mann, dessen Lachen nicht aufhört. Das teuflische Lachen, welches mich mein Leben lang verfolgt hat.

Der Mann, dessen Augen mich anstarren, als wäre ich ein kleines Kind. Leichte Beute, eingefärcht in seinem Käfig.

Der Mann, dessen Augen so grau sind, so ganz ohne Lebensfreude.

Jetzt weiß ich, was sie ausstrahlen. Sie strahlen den Tod aus.

Der Mann, der meine Familie getötet hat. Und jetzt bin ich an der Reihe.

Ja die Zeit. Die Zeit bleibt nie stehen. Sie hat mich eingeholt, wie ein mieser Verräter. Meine Zeit ist hier zu Ende, sie ist abgelaufen und steht still. Der Sand meiner Sanduhr ist abgelaufen. Der Sand rieselt nicht mehr.

,,Hallo Harry.", sagt eine dunkle und ekelerregnde Stimme.

Mein letzten Gedanken gelten meiner Familie, Niall und Liam.

Und Louis, der Mann, der es geschafft hat, dass ich wieder etwas fühle. Der Mann hat mich wieder lebendig werden lassen. Ich werde ihm ewig dankbar sein.

Ich tauche ab in ein ewiges Schwarz.

Verbrechen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt