𝟎𝟏.

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Ich sah mich um, doch erkannte keine Hinweise weit und breit. Die Abendsonne prallte in meinen Nacken und ich begann zu schwitzen. Ich lief seit knapp drei verdammten Stunden. Ich war auf der Suche nach einem Gesichtslosen Typen. Jack Sparrow, überall gesucht, nirgendwo gefunden. Doch mehr als diesen Namen kannte ich nicht. Niemals im Leben sah ich sein Gesicht. Der einzige Hinweis den ich besaß, war ein Spiegel. Ich war der Hinweis, denn ich sah ein wenig aus wie er. Das sagte zumindest Mutter.

Mein Schwert baumelte an meinem Oberschenkeln herum. Mein schwarzer Hut hing tief in meinem Gesicht, ich sah aus wie ein wahrer Pirat. Nur trug ich ein braun- grünes Kleid. Also wohl eher ein weiblicher Pirat. Ein paar Bürger sahen mich verängstigt an, doch ich wand mich von meinem Weg nicht ab. Meine trockene Kehle machte mir zu schaffen, doch schon bald spürte ich den kühlen Regen auf meinen Schultern. Ich nahm den Hut ab und schüttelte meinen Kopf mit den braunen Wellen. Die Tropfen landeten sanft in meinem Gesicht und flossen an meinem Schlüsselbein wieder herab. Ich blickte um mich und fand eine volle Glasflasche auf dem Boden. Mir war bewusst wie viele Männer davon wohl schon getrunken hatten, doch meine Kehle wurde selbst durch den Regen nicht feuchter. 

Die Flüssigkeit darin war mir unbekannt, aber es schmeckte auf jeden Fall nicht nach Wasser. Ich verzog das Gesicht, es war ein wenig sauer. Nun begriff ich was in der Flasche war, es war Alkohol. Doch ich lief dennoch mit der Flasche in der Hand weiter. Nach ein paar Minuten baumelte ich nur noch durch die kiesigen Straßen. 

"Ja, dort. Sie muss ein Pirat sein!", sprach eine Frau hinter mir. Ich drehte mich schnell um und erblickte ein paar Männer der Royal Navy. Sie liefen mit ihren Gewehren auf mich zu. "Ma'am, bleiben Sie jetzt stehen!", riefen sie. Ich drehte mich trotzdem wieder um, ließ die Flasche fallen und fluchte "Scheiße." Danach rannte ich um mein Leben. Aber was hatte ich denn zu verlieren? Ich war kein Pirat, hatte kein Verbrechen begannen, und half auch keinem Piraten. Also warum lief ich davon? War es der Alkoholintus in mir? Oder war es die Angst?

Ich blieb ruckartig auf den Kieselsteinen unter mir stehen und stellte mir selbst die Frage "Warte, warum lauf ich davon?" Ich drehte mich wieder selbstsicher zu den Royal Navy Männern und hob die Hände. Doch sie stürzten sich ohne zu warten auf mich und drehten mich auf den Bauch. Unglücklicherweise wurde ich danach in ein Kerker gebracht. Als die Männer wieder gingen, stellte ich mich an die Gitter und schrie "Hey! Kommt zurück, ich habe nichts getan! Ich bin kein Pirat! Hallo!" Doch sie waren schon weg als ich zu Ende gesprochen hatte.

Knapp eine Stunde wartete ich auf meine Befreiung, doch dann übernahm ich das selbst. Ich nahm einen spitzen Gegenstand, den sie mir ausnahmsweise nicht abnahmen und knackte das Schloss auf. Dann spazierte ich durch den Gang und summte leise aus Angst vor den anderen Gefangenen. Plötzlich begegnete ich einem weiteren der Royal Navy, er stand vor einer Zelle eines Gefangenen und sprach mit ihm. Doch mich bemerkte er nicht.

"Der Dreizack des Poseidon ist deine einzige Hoffnung. Sind wir uns einig?", meinte der Mann in der roten Uniform.

Er blickte zu mir und weitete die Augen. "Ich bin nicht ausgebrochen.", kam es unschuldig von mir. Der Mann blinzelte mich an und war sichtlich verwirrt. Dann sah er zu dem Gefangenen in der Zelle vor ihm und erklärte mir leise "Ich bin keine Gefahr für Sie." 

"Na dann gehe ich einfach mal ganz leise vorbei.", nuschelte ich. Ich erzwang ein Lächeln und schlich mich an ihm vorbei. Auf einem Tisch vor dem Ausgang lagen mein Schwert und meine anderen Waffen die ich bei mir trug. Ich hatte sie nur zur Selbstverteidigung mitgenommen, doch bis zu dem Zeitpunkt hatte ich sie nicht gebraucht. 

'Der Dreizack des Poseidon', hallte in meinem Kopf.

Der Mann, der scheinbar nicht von der Royal Navy war, suchte ebenfalls nach dem Dreizack. Ich stellte mir selbst wieder eine Frage. 'Sollte ich mit ihm zusammen arbeiten?' Wir suchten den gleichen Gegenstand. Ein Dreizack der jeden Fluch brechen kann. Ich lief über die Türschwelle und lehnte mich an die Außenwand. Es standen keine Wachen davor, also bezweifelte ich, dass ich erwischt werde. 

Doch ich hatte ebenfalls vor, meinen Vater zu finden. Jedoch wäre der Dreizack mehr wert als ein Pirat der meine Mutter verließ. Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Welche der beiden Optionen sollte ich wählen? Ich hätte nach meinem Vater, oder nach dem Dreizack des Poseidon suchen können. Schließlich wählte ich Geld, also den Dreizack. Er würde auf dem Schwarzmarkt einige Silbermünzen bringen, und das war auch meine Überzeugung.

Als ich Schritte hörte, wurden meine Gedanken leise. Es war der Mann der sich als einer von der Royal Navy ausgab. Er lief mit schnellen Schritte an mir vorbei, dabei bemerkte er mich nicht einmal. Doch ich stoppte ihn indem ich seine Hand ergriff. "Ihr sucht nach dem Dreizack des Poseidon, nicht wahr?", fragte ich sicherheitshalber. 

Der Mann vor mir stellte eine Gegenfrage. "Wer seit Ihr?", erkundigte er sich.

"Mein Name ist Aurora Williams. Ich bin ebenfalls auf der Suche nach dem Dreizack. Dürfte ich wissen wie Ihr Name lautet?"

Er sah nach links und rechts um sicher zu gehen, dass keiner lauschte. Dabei ließ ich seine Hand wieder fallen. Der Mann sprach "Mein Name ist Henry Turner."

Feuer in dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt