Um 14.50 Uhr klingelte es an der Tür.
Ich stopfte den Rest meiner Nudeln in den Mund.
Aber mein Bruder war vor mir an der Tür. „Hey Jule, was hat dich hier her verschlagen?“, hörte ich meinen Bruder mit Jule reden. „Ich sollte Tessa Nachhilfe geben!“, erklärte er. „Tessa? Nachhilfe?“, fragte Lars überrascht. „Ehm … ja? In Mathe!“ – „Okay, komm rein.“
Ich hörte die Haustür ins Schloss fallen und Schritte näherten sich dem Wohnzimmer. Ich sprang auf und stellte meinen Teller schnell beiseite.
Als Jule mit Lars das Wohnzimmer betrat, zogen sich meine Mundwinkel höher.
„Hey!“, begrüßte Jule mich. „Hi.“, grüßte ich zurück. „Gehen wir in mein Zimmer?“, fragte ich ihn, bevor Lars irgendetwas sagen konnte. „Ja, können wir machen.“, stimmte Jule zu.
Ich ging voran nach oben zu meinem Zimmer.
Im Zimmer angekommen kramte ich meine Mathe Sachen aus der Tasche und Jule setzte sich auf mein Bett und erforschte mein Zimmer.
„So …“, mit meinem Mathebuch setzte ich mich zu ihm auf mein Bett.
Ich schlug die Seite auf, auf der wir gerade waren und legte das Buch auf seine Beine. Er nahm es in die Hand und sah sich genau an was zu tun war.
Nach langem Schweigen richtete er sich wieder auf: „Das ist gar nicht so schwer …“
Er fing an es mir zu erklären und gab mir später auch noch ein paar Aufgaben.
Nach zwei Stunden beendete er die Nachhilfe Stunde.
„Danke, jetzt habe ich es endlich verstanden.“, lächelte ich.
„Nichts zu danken.“, ein Lächeln schlich auf sein Gesicht und seine strahlenden Zähne kamen zum Vorschein.
„Tut mir leid, wenn ich dich hier jetzt einfach so sitzen lassen muss. Aber ich muss jetzt zum Training.“, er war schon aufgestanden. „Nicht schlimm.“, ich stand auch auf.
Sollte ich ihn umarmen?
Oder war das noch zu früh?
Vielleicht sollte ich es einfach lassen?!
Er nahm mir meine Entscheidung ab und kam die letzten Schritte auf mich zu und umarmte mich. Ich erwiderte die Umarmung.
So ging es auch!
Ich begleitete ihn noch bis zur Tür: „Okay, dann bis irgendwann mal.“
Er nickte und ging rüber zu seinem Auto.
Dann schloss auch ich die Tür.
Als ich mich umdrehte stand mein Bruder mir gegenüber.
Wie er mit seinen 1.98m auf mich runter sah, so fühlte ich mich schon irgendwie klein.
Automatisch wurde ich noch kleiner.
„Ich wusste gar nichts davon, dass Jule uns besuchen kommt. Und dir dann auch noch Nachhilfe gibt.“, er sah mich vorwurfsvoll an. „Ich muss dir doch nicht alles erzählen. Außerdem ist Lewis schlecht in Mathe.“, gab ich schnippisch von mir. „Wieso wirst du gleich so angreifend?“, er verdrehte die Augen. „Lass mich einfach.“ – „Ich muss jetzt eh zum Training!“, er verschwand aus der Tür und lies mich alleine im Flur stehen.
Was wollte der eigentlich?
Ich konnte doch selber entscheiden mit wem ich mich traf!
Genervt ging ich zurück in mein Zimmer.
Ich lümmelte mich auf meine Couch und schaltete den Flachbildfernseher ein.
Vielleicht lief ja irgendwas im Fernsehn?!
Ich zappte durch die Programme und blieb bei einem Interview mit Lewis hängen.
Dieses wurde wahrscheinlich schon vor ein paar Tagen aufgezeichnet und nun ausgestrahlt.
Er berichtete über seine Karriere, dass sie steil bergauf ging und etwas über sein Privatleben. Aber über mich erzählte er kein Sterbenswörtchen, was ich auch gut fand.
Ich wollte nicht an die Presse geraten und mich nicht mehr normal auf freien Fuß bewegen können, ohne von Paparazzis umzingelt zu werden.
Hier ein Foto, da ein Foto.
Da ein Lächeln, hier ein Lächeln.
Hier ein Interview und dort eins.
Das war einfach nichts für mich.
Ich hielt mich bei der ganzen Sache lieber im Hintergrund.
Auf die eingebildeten, eifersüchtigen Tussen hatte ich auch keinen Bock. Die dann aus jeder Umarmung gleich eine große Story anzettelten. Worüber die weiblichen Fans sich dann sicherlich aufregten und wütend auf mich wären, weil ich angeblich mit Lewis Holtby ging.
So würde es sicherlich ablaufen und darauf hatte ich kein Bock.
Das Berühmtsein war einfach nicht so mein Ding.
Da bin ich lieber die, die ganz unscheinbar durch die Straßen läuft und von keinem beachtet wird.
„Tessa, kommst du mal kurz runter!“, rief mich meine Mutter.
Den Fernseher ließ ich laufen, dann ging ich die Treppe runter. „Ja?“, ich stand nun vor ihr.
„Also, ich fahre Morgen auf Geschäftsreise und dein Bruder fährt ja auch bald ins Trainingslager … also … würde es dir was ausmachen für die zwei Wochen zu deinem Vater zu fahren?!“, tastete sich meine Mutter langsam ran. „Nein. Mama nein! Ich fahre nicht zu Papa.“ – „Aber Tessa!“, meine Mutter seufzte. „Nein, Mama. Ich will nicht nach München. Ganz bestimmt nicht.“ – „Was ist denn mit dir passiert, früher warst du doch so ein Papakind. Wieso willst du deinen Vater denn nun nicht mehr sehen?“, meine Mutter klang verzweifelt. „Das hat seine Gründe.“
Als ich das letzte mal bei meinem Vater in München war, musste er die ganze Zeit arbeiten und hatte keine Zeit für mich. Wenn er dann mal zuhause war, hat er die ganze Zeit über meine Mutter abgelästert. Und von seine neue Trulla, sie war aufgetakelt bis zum geht nicht mehr. Das schlimmste war auch noch, das sie nur sechs Jahre älter als ich war. Sie könnte glatt meine Schwester sein. Dann hielt sie sich noch für was Besseres und kommandierte mich die ganze Zeit rum, als mein Vater nicht da war. Aber als er dann mal da war, war sie ganz reizend.
Sie bezeichnete mich mehrfach als nervige Tochter und Schlampe.
Sie meinte sie liebt meinen Vater, obwohl man deutlich sah dass sie nur hinter seinem Geld hinterher war.
Seine neue Freundin hatte ihn total verändert.
Und für mich war eins klar, solange die bei meinem Vater war würde ich ihn nicht mehr besuchen kommen.
„Tessa, nur zwei Wochen.“, versuchte meine Mutter es erneut. „NEIN!“
„Was ist hier denn los?“, ich hatte gar nicht bemerkt dass mein Bruder wiedergekommen war.
„Morgen fahre ich auf Geschäftsreise und du fährst ja auch bald ins Trainingslager, da wollte ich Tessa zu eurem Vater schicken aber sie weigert sich.“ Lars zog seine Jacke aus und schmiss die aufs Sofa. „Tessa ist doch schon 18.“ – „Aber, trotzdem. Du weißt doch wie sie ist.“ Ich verdrehte die Augen.
Mein Bruder schien angestrengt zu überlegen als ich ihm ins Gesicht sah.
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Auf Kohle geboren
FanfictionTessa ist die kleine Schwester von Lars Unnerstall und erlebt ein aufregendes Leben an der Seite ihres Bruders, einem Torwart vom Fc Schalke 04 und an der Seite ihres Besten Freundes, Lewis Holtby, ebenfalls eines Spielers vom FC Schalke 04. Was für...