Kapitel 14

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Nachdem wir uns wieder eingekriegt hatten, zog ich mich wieder aufs Sofa hoch. Das gleiche tat Lewis auch.

Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah ihn von der Seite an, irgendwann drehte er seinen Kopf auch zu mir.

Wir grinsen, mehr war gerade nicht angebracht.

Wir genossen die Atmosphäre auch ohne Worte.

Worte waren gerade nicht angebracht.

Worte würden alles zerstören.

Nach langer Zeit, in der ich in seine Eisblauen Augen gestarrt hatte legte ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Er legte seinen einen Arm um mich und legte seinen Kopf auf meinem ab.

Wenn jetzt jemand reinkommen würde, würde er diese Situation völlig falsch verstehen.

Er würde denken, dass irgendetwas passiert ist, worauf Lewis mich trösten musste.

Aber es ist nichts passiert und Lewis muss mich auch nicht trösten.

Es war so ruhig das ich Lew's Herzschlag hören konnte, gleichmäßig pumpte sein Herz.

Er war glücklich genauso wie ich.

Mein Herzschlag vermischte sich mit seinem und jetzt waren nur unsere Herzschläge und unser atmen zu hören.

Ich merkte wie das Gewicht auf meinem Kopf verschwand und Lewis nun nur noch neben mir saß. Er fuhr mir durch die Haare und flüsterte, eigentlich total unpassend mir ins Ohr: „Ich hab da was gehört. Du hast dich heute Morgen mit unserem jüngsten getroffen?"

Abrupt nahm ich meinen Kopf von seiner Schulter und sah ihn an.

Was meinte er? Wurden Gerüchte über mich verbreitet?

Er hatte aus meinem Gesicht gedeutet, dass ich nicht wusste was er meinte und gab mir nun die Antwort: „Kann es sein das Jule bei dir war?"

Jetzt verstand ich! Aber woher wusste er das?

Jule hat es ganz bestimmt nicht erzählt!

Dann wäre da nur noch ... Lars!

Der wird später was erleben.

„Was hat Lars dir erzählt?", fragte ich gezielt. „Wie kommst du auf Lars?" - „Naja, Julian hat es bestimmt nicht erzählt, also bleibt da nur noch Lars über. Oder ... du hast uns bespannt!" -„So was würde ich doch nie machen!", er sah mich mit unschuldigen Gesicht an. „Nee, ganz bestimmt nicht!", meinte ich ironisch. „Also war es nun Lars? Und was hat er erzählt?", harkte ich nach. „Dich kann man nicht belügen, Kleine." - „Nö, das hättest du dir früher überlegen müssen. Wie viele Jahre kennen wir uns schon? 15? Also war es Lars, hab ich es doch gewusst." - „Ja, Lars hat es uns allen stolz berichtet. Das Jule, seiner kleinen Schwester Nachhilfe in Mathe gibt. Das war Jule ganz schön unangenehm." - „Er ist voll gemein.", ich verschränkte die Arme. „Du wirst ja ganz rot, läuft da doch was?" - „Man Lew, wir kennen uns kaum." Er grinste fröhlich vor sich hin, was ich aber unkommentiert ließ.


Als es an der Tür klingelte, verschwand sein Grinsen. Er stand auf und ging zur Tür.

Erwartete er noch jemanden?

Wenn ja, wen?

Meine Antwort trat gerade ins Zimmer. „Hey Tessa. So sieht man sich wieder."

Vor mir stand klein Holtby. Lewis 16-jähriger Bruder Joshua strahlte mich an.

Ich hatte ihn lange nicht mehr gesehen.

Er ist echt groß geworden und vor allem hübsch. Ich kann mich noch erinnern als er noch so jung war und seine Haare, die gingen gar nicht. Aber jetzt ...

Wäre er so alt wie ich ... Nein, das geht nicht er ist Lewis Bruder. Darüber sollte ich mir überhaupt keine Gedanken machen.

Aber Joshua sah echt gut aus.

Auch er war ein Fußballer er spielte in der U-17 von Gladbach. „Hey Josh!"

Auch Lewis kam wieder ins Zimmer. Im Schlepptau Kirsti, seine ältere Schwester.

Lewis liebte seine Geschwister über alles. Weshalb er auch am rechten Handgelenk ein Tattoo trägt, auf welchem die Anfangsbuchstaben seiner Familie und das Geburtsdatum dahinter zu sehen waren. Er war ein Familienmensch und hatte mir seine Familie natürlich schon vorgestellt.

Sein Vater Chris, welcher ein Engländer war.

Seine Mutter Heidi, welche aus Deutschland kam.

Und natürlich seine zwei Geschwister.

„Hey Tess!", Kirsti fiel mir in die Arme. Sie war zwar eindeutig älter als ich, trotzdem waren wir zwei gute Freundinnen, man konnte fast sagen Schwestern. Da ich ja so gut wie zu Lewis Familie dazu gehörte.

„Hey Kirsti. Schön dich wieder zu sehen."

Als wir uns alle aufs Sofa gesetzt hatten und Lew Kekse und Kaffee geholt hatte begann unser Gespräch.

„Also ... ich will ja nicht stören oder so ... also gehe ich dann mal.", ich erhob mich um mich zu verabschieden. „Stopp. Auch DICH habe ich lange nicht mehr gesehen, da kannst du nicht gleich wieder abhauen.", hielt mich Kirsti auf. „Tessa! Hinsetzten!", befahl nun auch Lew.

Ich ging rückwärts und setzte mich wieder auf meinen Platz zwischen Kirsti und Josh.

„Also wie geht es euch beiden?", fragte Kirsti. „Mir geht es gut, könnte nicht besser sein." - „Was hat er wieder angestellt, Tess?", fragte Kirsti mich. „Soweit ich weiß nichts. Es kann aber auch sein das er mir was verschweigt." - „Das würde ich doch nie.", grinsend schüttelte Lew den Kopf. „Lewis!", ermahnte Kirsti ihn. „Kann ich nicht mal gut drauf sein, ohne einen Hintergrund zu haben. Aber wenn du es unbedingt wissen willst. Ich freue mich einfach, dass ich mit meiner besten Freundin ins Trainingslager fahre.", sein Grinsen wurde immer breiter.

„Und das erzählt ihr erst jetzt? Hat Stevens ernsthaft eingewilligt dich mitzunehmen?", war nun die Frage an mich von Kirsti. „Jap, mit viel Charme von meinem Bruder." - „Das geht nicht gut. Ihr zwei Chaoten in einem Hotel. Die Armen." Lewis sah Kirsti, über mich und Josh hinweg, empört an: „Was willst du denn damit sagen! Ich kann mich auch benehmen.", das schien er aber sich selber nicht so wirklich abzukaufen, da er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht.", Kirsti hatte ihn durchschaut.

Verknirscht schaute er auf den Boden.

Ertappt!

„Pass mal lieber auf meinen Bruder auf!", Kirsti grinste mich an. „Meintest du nicht eben noch, dass ich auch ein Chaot bin?" - „Naja, aber nicht so einer wie mein Bruder.", sie schmunzelte.


Auf Kohle geborenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt