Kapitel 8

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Lorana's Sicht

Meine Schwester Eowyn zog mich zur Seite.

„Lorana, ich habe dich so sehr vermisst! Wie geht es dir?" sie erdrückte mich nahezu, so dass ich wirklich keine Luft mehr bekam.

„Eowyn, lass sie am Leben!" scherzte unser Bruder. Dankbar lächelte ich ihn an, was er für einen Wimpernschlag erwiderte. Doch sogleich gefror sein Gesicht und der Hauptmann zog seiner Wege.

Ich konnte mich ein wenig ausruhen von der anstrengenden und ereignisreichen Reise. Zwei Tage lang tat ich nichts anderes als zu schlafen und zu essen. So wenig wie möglich mischte ich mich unters Volk. Ich stellte mich denkbar schlecht an, mich normal zu verhalten und zu tun, als würde mir Eomer nichts weiter bedeuten.

Meine Schwester erbat Zweisamkeit mit mir und so zogen wir Runde um Runde im Park.

„Lorana ... Gerüchte sind im Umlauf ... man munkelt, dass du und Eomer Unzucht betreibt... Außerdem machte ich eine merkwürdige Entdeckung ... und Theodred müsste jeden Augenblick mit Nachricht vom Ringrat aus Bruchtal wiederkommen – doch ich habe ein ungutes Gefühl."

„Warte meine Liebe, nicht so schnell ... eines nach dem Anderen. Also was sagt man über meinen Bruder und mich?"

Es war ihr äußerst unangenehm darüber zu sprechen.

„Ihr habt ein wirklich inniges Verhältnis zueinander. Eomer steht dir näher als mir – seiner Zwillingsschwester ... Verschmähte Liebhaberinnen streuen das Gerücht, dass ihr euch küsst, miteinander Schlaft und euch mehr liebt als Bruder und Schwester. Ich glaube mir wäre es am Liebsten, wenn ich über die Wahrheit im dunkeln bleiben würde..."

Es machte keinen Sinn ihr zu widersprechen, sie war der Wahrheit eh schon auf den Fersen – sie verschloss sich ihr nur, zu meinem und Eomer's Gunsten.

„Sollen wir weiter darüber reden oder verrätst du mir, was du entdecktest?"

Ihr Blick sprach Bände – sie missbilligte den Gedanken, dass Eomer und ich eine Liebelei haben könnten. Eine Zeit schwieg sie und wir liefen einfach weiter stumm nebeneinander her. Ausgerechnet jetzt kreuzte unser Bruder den Weg. Verunsichert blieb er stehen, Eowyn und mich musternd. Kaum merklich schüttelte ich den Kopf, damit er ja nichts falsches sagte.

„Wann ist der Prinz aufgebrochen?" wollte er von der Schildmaid wissen.

Sie runzelte die Stirn. „Sobald Hamer ankam und die Nachricht überbrachte brach er auf. Es wäre noch zu früh sich sorgen zu machen, doch ich habe ein sehr ungutes Gefühl, wie so oft in letzter Zeit... Mein Bauchgefühl täuscht sich nur selten!" Sie sagte das mit Nachdruck und blickte dabei in die Runde.

Gekonnt überging der Hauptmann das letztere Kommentar.

„Der König ist nicht mehr er selbst ... es wird von Tag zu Tag schlimmer. Ich werde morgen mit einigen Männern aufbrechen und Theodred entgegen reiten. Ich werde also ein paar Tage nicht am Hofe sein. Ich möchte euch zwei bitten stets wachsam zu sein und aufeinander aufzupassen! Vor allem Grima Schlangenzunge giert euch hinterher und hat inzwischen zu viel Macht! Lorana – auf ein Wort...." Er ging ein paar Schritte vorweg und blieb außer Hörweite von Eowyn stehen.

Als ob nichts wäre ging ich ihm nach. Bei ihm angekommen, raste mein Herz wie wild.

„Ich werde dich vermissen meine Schöne. Halte dich bitte an Eowyn, sei nicht waghalsig und bring dich nicht in Schwierigkeiten! Tust du mir den Gefallen?"

Ich war gerührt, dass es ihm ein Bedürfnis war, mir das zu sagen. Er sorgte sich um mich. Natürlich wollte ich ihn beruhigen und mein Bestes geben, mein Versprechen zu halten.

Bruderherz (Eomer FF (beendet))Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt