Kapitel 17

123 8 4
                                    

Lorana's Sicht

Ausgelassen schlenderten wir aus dem Wasser und trocknete uns ab.

„Weißt du, ich liebe Bard! Er hatte vorher noch nie eine Frau und ich hatte vorher keinen anderen Mann. Ich glaube wir müssen uns ein wenig gegenseitig beibringen, was der Andere mag und schön findet."

Mir gefiel diese Einsicht und ich bestärkte sie darin.

Wir machten uns auf dem Heimweg, immerhin war sie mit Bard noch verabredet. Talua war ganz aufgeregt und freute sich, ihn mir vorzustellen.

An der Stadtmauer angekommen machten wir halt und warteten im Gras.

Dann kam der magische Moment. Zwei verliebte Menschen stürmten in die Arme des jeweils Anderen und küssten sich innig. Unwillkürlich legte ich meine Hand auf dem gewölbten Bauch – ein Teil von Eomer wird immer bei mir sein.

Es dauerte eine ganze Weile bis Talua und Bard die Finger von einander nehmen konnten. „Ich bin bereit!" flüsterte meine Freundin ihrem Liebhaber zu, was ich dennoch hören konnte. Daher die nahezu aufdringliche Neugierde über den Beischlaf....

Ich konnte es genau genommen gar nicht so gut erklären und beschreiben, wie es sich für mich damals anfühlte. Das erste Mal vergisst man nicht. Auch meinen ersten Kuss von Legolas habe ich nicht vergessen, dieser Teil wird mich ein Leben lang begleiten. Wäre ich eine Elbin, ich hätte alles darum gegeben, dass Legolas und ich eine Zukunft hätten. Eomer war ihm in vielen ähnlich, er war sozusagen für mich die menschliche Ausführung von dem Elbenprinzen. Hoffentlich findet der schöne Elb eine Partnerin fürs Leben! Ich wünsche es ihm so sehr. Ein guter Mann, wie er es war, verdiente die Liebe. Ob sich Eomer's und Legolas Wege kreuzten? Sicher standen mehrere Schlachten und Kriege bevor. Menschen, Zwerge und Elben müssten vermutlich zusammenhalten im Kampf gegen Sauron.

Selbst aus der Seestadt, so erzählte man mir, zogen Soldaten in den Krieg. Sie zogen nach Gondor, diese Stadt durfte nicht fallen, sonst wäre der Krieg verloren. Eomer wird als Hauptmann dort sein. Immerzu dachte ich an ihn und sein Heil, womit mir auch immer wieder bewusst wurde, weshalb ich nach Thal kam.

Bard wurde mir nun offiziell vorgestellt und ich begrüßte den Prinzen, wie es sich gehörte.

„Wow, das ist ja verrückte!" bemerkte Talua.

Verdutzt sah ich sie an: „Was hast du?"

„Ich weiß nicht ... aber ich habe das Gefühl, dass ihr euch recht ähnlich ausseht. Kann das sein?"

Bard und ich sahen uns nur verständnislos an und zuckten mit den Schultern.

„Sag Bard, bestünde die Möglichkeit, dass ich in euren Archiven etwas nachschauen kann?"

Hilfsbereit antwortete er: „Ja natürlich, was suchst du denn?"

„Nach meinen Eltern... man gab mir den Hinweis, dass ich hier die Antwort auf meine Frage finden würde. Ich muss beweisen, dass meine Familie in Rohan nicht der gleichen Blutlinie entstammt! Es ist wirklich wichtig Bard– es geht im wahrsten Sinne um Leben und Tod!"

Meine Freundin untermauerte meine Worte mit eifrigen Kopfnicken.

Bard versicherte mir, dass er mit mir bald in den Archiven des Königshauses gehen würde. Dankbar verabschiedete ich mich, denn Talua wollte alleine mit ihrem Liebsten sein. Er wollte ihr sicherlich auch noch ein ganz besonderes Geschenk überreichen.

Durch die Gassen schlendernd fand ich das Elternhaus meiner Freundin wieder. Um mich ein wenig nützlich zu machen, wusch ich Wäsche am Bach hinter dem Haus. Ransia gesellte sich zu mir.

„Lorana, du bist unser Gast! Das musst du nun wirklich nicht tun." protestierte sie freundlich.

„Ich bestehe darauf!" antwortete ich und machte unbeirrt weiter. „Dann lass mich dir wenigstens helfen ... Die Windeln unserer Lütten musst du wahrlich nicht waschen, das wäre mir sehr unangenehm!"

So hockten wir beide am Bach und arbeiteten den Berg Wäsche ab. Währenddessen erzählte sie mir von der Königsfamilie, für die Ransia arbeitete. Der König Brand war wohl sehr gerecht, freundlich und hatte immer ein offenes Ohr für sein Volk. Das merkte man auch ... irgendwie herrschte eine gewisse Grundzufriedenheit. Die Königin wiederum war etwas schwierig im Umgang. Sie war eher zurückhaltend, nahezu schüchtern und sprach nicht so oft zum Volk. Wenn man sie sah, dann nahezu immer in aufrechter Haltung, starr und stumm. Ihr Sohn Bard war ihr ein und alles und wurde auch sehr verhätschelt. Ob beide Mütter wohl von den Partnern der Kinder wussten? Sicherlich nicht. Die Königin hätte diese Verbindung nie und nimmer geduldet. Auch Ransia hätte bestimmt ihre Tochter ausgebremst vor lauter Sorge um ihr Herz.

Doch ich würde mich niemals zwei Liebenden in den Weg stellen, aus eigener Erfahrung weiß ich – das Herz will was es will.

„Wie geht es dir mit dem Baby? Spürst du die Bewegungen schon? Hast du schon einen Namen?"

Verschmitzt schaute ich sie an. „Nein ich spüre noch nichts, es drückt nur ganz schön auf die Blase. Ich hoffe mit dem Vater des Kindes gemeinsam einen Namen zu bestimmen. Wenn ich doch nur wieder zu ihm könnte..." Mein Blick schweifte in die Ferne.

„Wo ist er?" fragte die Mutter meiner Freundin.

„Im Krieg" antwortete ich schlicht.

Bruderherz (Eomer FF (beendet))Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt