Kapitel 11

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Lorana's Sicht

Man könnte sagen ich vermied jeglichen Kontakt und somit auch Ärger am Hofe. Eowyn war die Einzige, die mich besuchen konnte.

„Was ist aus deinen Nachforschungen geworden?" fragte sie mich – sicherlich um mich auf andere Gedanken zu bringen. Schulterzuckend antwortete ich wahrheitsgemäß: „Theoden könnte etwas wissen, doch in seinen Zustand ... er kann nicht einmal alleine essen. Wie wird es weitergehen? Was passiert, wenn er stirbt?" Keiner wusste eine Antwort darauf aber nach Wochen der Verschlechterung, wurde die Forderung nach einer Lösung immer lauter. Grima veranlasste eine Versammlung von allen Oberhäuptern, um seinen wasserfesten Plan vorzustellen.

Ich fühlte mich unwohl, doch nicht nur an diesem Tag, sondern bereits seit geraumer Zeit. Ich fühlte mich krank und aufgebläht, mein Bauch war etwas geschwollen. Es war nicht ungewöhnlich Magenprobleme zu haben, doch diese waren irgendwie anders und einnehmender. Meine Kleider wurden mir zu eng, sicher weil ich mich so gut wie gar nicht mehr bewegte, mich in meinem Gemach verbarrikadierte und mit ordentlichen Hunger aß.

Wie ich es erwartete schwafelte Grima ausführlich, was er doch für Pläne mit Edoras und Rohan hätte. „Umsetzten lässt sich das alles nur, wenn ihr mich zum König ernennt, da Theoden nicht mehr in der Lage ist zu herrschen! Eomer wurde verbannt, er kann ebenso wie seine schwachen Schwestern nicht den Thron besteigen. Also wählt mich und ich werde Rohan zum mächtigsten Land machen!"

Ein unzufriedenes Raunen ging durch die Menge. Eine Stimme rief laut:

„Eowyn und Lorana sollen gemeinsam herrschen!" was wiederum große Zustimmung fand. Was geschah hier? Meine Schwester und ich sollten an Theoden's Stelle statt herrschen? Eowyn fand schneller ihre Sprache wieder.

„Bürger von Edoras, ich danke euch für euer Vertrauen in meine Schwester und mich! Doch bedenket, dass unser Bruder Eomer der nächste in der Erblinie wäre! Er diente stets treu Rohan und seinem Volk, er wäre ein guter und gerechter König!"

„Dennoch habe ich auch ein Anrecht auf den Thron! Bürger von Rohan, ich weiß, dass ihr dasselbe Ziel habt wie ich – Wohlstand und Reichtum!" argumentierte der Widerling.

Es war Zeit auch meine Stimme zu erheben: „Ich schließe mich meiner Schwester an! Doch das alles hat keine Bedeutung, wenn dass Volk nicht seine Stimme bekunden darf! Ich schlage eine Wahl vor! Zum kommenden Vollmond – in 4 Tagen, werden die Stimmen ausgezählt! Der, für den am Meisten gestimmt wird, besteigt den Thron! "

Jubel brach aus. Mein Vorschlag fand wohl Gefallen. Zähneknirschend konnte Grima nichts machen um diese Wahl zu unterbinden. Insgeheim hoffte ich, dass man für Eomer stimmen würde und man ihn anbetteln würde, zurückzukehren und wieder für Ordnung in Edoras zu sorgen.

Nach dem ganzen Trubel bat ich Eowyn, mit mir einen Spaziergang im Garten zu machen. Leider wurde meine Übelkeit auch an der frischen Luft nicht besser. Eilig suchte ich ein Gebüsch, in das ich so unauffällig wie möglich erbrechen konnte. Eowyn machte sich sorgen und brachte mich auf mein Zimmer. „Was hast du nur wieder gegessen?" fragte sie rhetorisch. Sie half mir beim Umziehen und musterte mich, bevor ich mein Nachthemd überstriff. „Wärst du nicht noch Jungfrau könnte man meinen, du wärst schwanger." Scherzte sie noch beim Hinausgehen. Ich lachte laut, bis die Tür geschlossen war, dann gefroren meine Gesichtszüge. Konnte das wirklich sein, das ich ein Kind unter meinem Herzen trug?

Ich hatte mich mit keinem Mann vereinigt, außer mit Eomer, meinem Bruder ... es wäre sein Kind. Mir wurde heiß und kalt gleichermaßen. Man erwartete von mir, dass ich noch Jungfrau wäre ... die Schwangerschaft widerlegte das. Noch dazu war unsere Liebe per Gesetz verboten, geschweige denn ein Kind zu zeugen. Sollte das rauskommen, man würde uns alle drei sofort töten ohne Prozess.

Den halben Tag und die ganze Nacht im Bett liegend suchte ich nach einer Lösung, es schien keine zu geben. Ich müsste wohl oder übel genommen den Vater des Kindes verleugnen. Vielleicht sogar müsste ich eine Straftat vorschieben .... Da war ich mir noch unschlüssig. Am liebsten würde ich nichts davon machen. Wären die Umstände anders ... Eomer nicht mein Bruder, ich würde mich von Herzen über die Schwangerschaft freuen.

Sanft streichelte ich über meinen Bauch, bevor ich im Begriff war, aufzustehen und den Tag mit all seinen Hürden entgegenzutreten. Auf dem Weg zur goldenen halle traf ich Niema, die Amme von meinen Geschwistern und mir. Sie betreute uns schon von Geburt an und brachte uns zu unseren Onkel nach dem Tot unserer Eltern. Freundlich grüßte ich sie, wie jeden Morgen. Sie grüßte auch zurück, doch ihr Blick war merkwürdig und ich konnte ihn nicht deuten.

In der Halle suchte ich vergebens nach meiner Schwester, vielleicht schlief sie ja heute länger ....

Eine merkwürdige Stille machte sich breit, sobald ich den Saal betrat. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Magensäure schoss in meinem Hals hoch und ich musste inmitten der Menschenmenge mich übergeben.

„Wenn das nicht mal der Beweis ist, den ihr alle brauchtet!" ertönte die Stimme von Grima. Ich blickte auf und ahnte nichts Gutes, als ich die Frau neben ihm erkannte. Es war die Magd Brinka, die von Eomer einst verschmäht wurde und schon damals den Verdacht aussprach, dass er und ich eine widernatürliche Beziehung führten. Damals konnte dieses Gerücht soweit erstickt werden, dass es mir nicht mehr zu Ohren kam. Vermutlich hatte sie all ihre Vermutungen mit Grima geteilt, der diese Information nur allzu gerne nutzte, um mich zu knechten oder gar ganz aus dem Weg zu räumen.

Zwei Wachen hielten meine Arme fest, als Schlangenzunge den ein Zeichen gab. Er selbst kam bedachten und langsamen Schrittes auf mich zu, während er alle anwesenden aufklärte:

„Eure Prinzessin hier hat Unzucht betrieben ... mit ihrem Bruder und nun trägt sie die Früchte seiner Samen in sich."

Ich war mir nicht sicher, ob er wusste, wie recht er hatte...

„Soweit ich mich erinnere ist das eine Straftat, die mit dem Tod geahndet wird... Ich habe eine Zeugin und zweifelsohne wird die Prinzessin alles leugnen. Daher seht selbst!" auf sein Zeichen hin raffte einer der Wachen mein Kleid so hoch, dass mein Bauch entblößt werden konnte. Es gab nicht viel zu sehen, doch unwiderruflich war er nicht so flach wie sonst, selbst als ich versucht ihn mit aller Macht einzuziehen.

Bruderherz (Eomer FF (beendet))Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt