Kapitel 19

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"Hallo? Ich habe dich etwas gefragt!" Ihre Spucke landete auf Jadoras Gesicht, sie verzog den Mund. "Lass es, Süße!" Darwin trat vor und legte seinen Arm um ihre Hüfte. Der Anblick tat weh. Ja fauchte. Warum? Warum musste sich ihr bescheuertes Herz genau IHN aussuchen? Es gab so viele Jungs auf dieser Welt!

"Bist du auf ihrer Seite?", kam es dann ganz unvermittelt von Lumiel. "Was?" Er lachte auf. "Wie kommst du denn auf diese Idee? Natürlich nicht!" "Du..beschützt sie. Dir fällt es nicht einmal mehr auf!" Jadora hielt den Atem an. Wenn sie sich stritten, konnte sie womöglich einfach abhauen. Sie ging in die Hocke und duckte sich tiefer auf den Boden. Merkten sie etwas?

Offensichtlich nicht. Sie schoss in die Höhe und rannte los. Zu dumm, dass sie genau an einer Brombeerhecke hängen blieb. "Scheiße!" Sie schlug der Länge nach hin. Ihr Kiefer vibrierte von dem harten Aufschlag. "Haha. Nicht einmal laufen kann sie", lachte Lumiel und setzte sich auf ihren Rücken.

"Und du, pass nächstes Mal auf!", fuhr Darwin sie forsch an und wandte ihnen vermutlich den Rücken zu, denn Lumiel zischte. Ja wandte sich, doch sie hielt sie am Boden. "Sollen wir sie mit ins neue Quartier nehmen?" Darwin nickte: "Ja.."

Neues Quartier? Die Schattenjägerin wurde hellhörig. Wo blieben Jacqueline und Fleur bloß? "Steh auf, habe ich gesagt!" Der Schatten zog sie hoch und guckte ihr wild ins Gesicht. Pure Mordlust spiegelte sich in ihren Augen. Jadora zuckte etwas zurück, woraufhin Lumiel zu lachen anfingen.

"Wie wollt ihr mich eigentlich transportieren? Ich kann nicht fliegen, schon vergessen?", schnappte sie. Sie hoffte, ihr Trick würde funktionieren. "Netter Versuch, Kleine. Aber ich habe gesehen, wie du geflogen bist. Mit Fleur..Obwohl, es ist seltsam. Du bist eine Schattenjägerin, kein Schatten". Darwin musterte sie aufmerksam.

"DAS GEHT DICH NICHTS AN!", brüllte Ja und versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien, jedoch vergebens. Er erwiderte nichts, senkte nur den Blick. "Also los, worauf warten wir noch?"

Lumiel und Darwin zwangen sie dazu, sich in einen unsichtbaren Rauch zu verwandeln. Dies war bei dieser Situation nicht gerade einfach, zumal sie ihre zwei Feinde im Nacken hatte. Als sie schließlich allesamt in der Luft waren, wurde ihr bewusst, dass ihre Familie sie nicht finden würde. Was hatte Jadora bloß getan? Warum hatte sie nicht auf Fleur und ihre Schwester gehört? Nein, sie war ja so stur gewesen und einfach abgehauen..

"Trödel nicht!", herrschte Lumiel sie an. Jadora ließ die Schultern sinken und folgte den anderen durch die Lüfte. Sie flogen weiter. Ja war etwas irritiert, dass sie in der bodenlosen Dunkelheit überhaupt etwas sah. Ihre Augen waren ungewöhlich scharf und konnten sogar eine Maus am Boden entdecken.

"Du kannst so gut sehen, weil deine Großeltern sehr wahrscheinlich auch Schatten waren", erklärte Darwin ihr. Er flog genau neben ihr, überwachte jeden ihrer Atemzüge. Naja, zumindest etwas. Also war..ihr Vater..ebenfalls ein Schatten? Oder ihre Mutter? Nein, das war schon mal ausgeschlossen.

Oder..es war eine Verwechslung. Das könnte möglich sein, war jedoch unverscheinlich. Jadora nickte ihm leicht zu, doch er sah schon nicht mehr zu ihr hin. Hatte er die Schatten im Wald gekillt? Oder warum war er so...nett zu ihr?

Jadora schüttelte sich, was Lumiel zur Annahme nahm, um sie am Arm zu packen und so den Rest des Weges zurück zu legen.

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Nach ein paar Minuten-es kam Jadora so vor wie Stunden- setzten sie auf Steinpflaster auf. Es war stockdunkel, keine Laterne am Wegesrand brannte. Nichts war zu hören. "Wo sind wir?", flüsterte Ja leise. "Du stellst hier keine Fragen". Lumiel machte ein paar Schritte nach links, Jadora musste ihr wohl oder übel folgen. Sie liefen über eine breite Straße. Viel konnte sie nicht erkennen, nur ein Rabe kreiste über ihnen.

Dunkle BedrohungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt