"Jadora! Jacqueline!" Fleur kam ihnen entgegen. Ja erschrak. Sie sah aus wie ein Geist. Ihr weißes Nachthemd flatterte um sie, die schwarzen Haare fielen lose über ihren Rücken und ihr Gesicht war kalkweis.
Jadora lief zu ihr und umarmte sie: "Es tut mir alles so leid!" "Schon gut. Ich verstehe, dass alles dir Angst eingeflößt hat", murmelte sie. Dann ließ sie ihre Nichte los und starrte auf ihre andere Nichte. "Scheiße, was ist denn mit dir passiert?" "Feeng", meinte sie nur und folgte ihrer Tante ins Haus. Jadora wandte sich zum Wald und schloss die Augen. Sie war nur ganz knapp einem Unglück entrannen.
"Ja! Hilfst du mir mal bei Jacquelines Behandlung?" "Ja", gab sie zurück und verschloss die Holztür hinter sich.
~~~~~~
Jadora lag wach und angezogen im Bett. Sonnestrahlen vielen durch die milchigen Fenster und wärmten ihre Haut. An der Zimmerdecke hing eine Kristtalllampe, die sicher sehr teuer gewesen war. Die junge Schattenjägerin stöhnte, als die Tür aufging. Die angenehem Stille war gebrochen, Rosenduft erfüllte den Raum. "Fleur, Guten Morgen". Ja saß sich auf und musterte ihre Tante. Sie sah eindeutig besser aus als vorgestern. Sie hatte wieder Farbe im Gesicht, die Haaren waren sorgfältig nach oben gesteckt und das blaue T-shirt mit der schwarzen Hose ließ Fleur nicht mehr krank erscheinen.
"Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht", sagte Jadora und lehnte sich gegen die Lehne des Bettes. Fleur lächelte und ließ sich neben ihr auf der Matratze nieder: "Jetzt heißt es wohl Abschied nehmen, oder?" Jadora starrte auf ihre Jeans. Sie war sauber und an den Hosentaschen mit kleinen Edelsteinen bestickt. "Hey, guck mich an!" Sie tat es. "Ich werde dich besuchen kommen. Einmal im Monat darf man Familie besuchen", versprach sie. "Ja, okay. Ich werde euch aber trotzdem vermissen".
Schritte erklangen bevor Fleur etwas erwidern konnte und Jacqueline erschien im Zimmer. Sie trug ihre langen Haare offen, eine Motorradjacke verdeckte das Tattoo auf ihrem Arm. "Können wir? Du solltest nochmal bei dir zuhause vorbeisehen". "Ich..komme!" Jadora sah auf ihren Arm, wo ein Pflaster über dem Tattoo pragte. "Viel Spaß und pass auf dich auf". Ja stand auf, warf einen Blick auf ihr Zimmer zurück und ging dann zu ihrer Schwester.
"Hey, lächle doch mal", forderte sie sie auf. "Danke, dass du mitkommst!" Jacqueline verschloss die Tür hinter sich und Ja folgte ihr hinters Haus zu einem Schuppen. "Was machen wir? Sollen wir nicht fliegen?", wunderte sich die junge Schattenjägerin und lehnte sich gegen einen Baum. Jacqueline warf ihr ein gewinnendes Lächeln zu: "Nein, wir wollen doch in der Welt der Irdischen nicht auffallen, oder?" "Ich dachte, wir sind sogut wie unsichtbar?!"
Sie trat zu dem Schuppen vor und zog einen Schlüssel aus ihrer Hosentasche. Mit einem Klacken sprang die Tür auf und gab die Sicht auf ein Motorrad frei. "Oha! Mega schön und das gehört dir?" Jadora schritt auf sie zu. "Ja. Ich habe es bekommen als ich volljährg wurde". Jacqueline holte es heraus und säuberte es zuerst mit einem Lappen. Jadora war fasziniert.
"Hier, aufsetzen!" Sie drückte Ja einen Helm in die Hand. Dann schwang sich die Schattenjägerin auf das Motrorrad und hielt ihrer Schwester die Hand hin. Jadora ergriff sie und ruschte hinter ihr auf den Sitz. Sie fuhren schnell los, die Erde spritze hoch, doch das kümmerte Jacqueline nicht. Sie lachte überglücklich und Jadora genoss es, dass sie glücklich war. Eine war es zumindest.
Bald schon kamen sie auf eine Straße und fuhren weiter. Jadora prägte sich die Landschaft ganz genau ein. Sie würde für ein paar Jahre nicht mehr hier sein. Shit! Wie sollte sie ihren Freunden das bloß erklären? Nach den Sommerferien fing schließlich die Schule wieder an. Verstohlen zog Ja ihr Handy aus der Jeans und kontrollierte die Nachrichten. Keiner hatte ihr geschreiben, nicht einmal Lucy oder Caro.
DU LIEST GERADE
Dunkle Bedrohung
Fantasy🥉3. Platz Butterfly Award 2021🥉 2. Platz Bookaward 2022/23 Seit Jahrzehnten gibt es nur schwarz und weiß, gut und böse. Das Schicksal wurde ihnen in die Wiege gelegt. Jadora kannte die Schatten nicht und als sie ohne Vorwarnung in deren We...