Kapitel 14

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Jadora rannte und rannte, aber ihr wurde bewusst, dass sie die Schatten niemals abhängen würde. Sie hatte ihnen höchstens einen Vorteil verschaffen können!

Das Gewicht an ihrer linken Seite zerrte an ihren Kräften. Ihre schnellen Schritte hallten von den Wänden wieder, es klang unheimlich. Fleur schnaufte, zum Glück! Ja hatte schon Angst gehabt, sie könnte nicht mehr atmen!

Wann ist denn bitteschön der verdammte Kanal zu Ende? Das kann doch gar nicht sein?! Ja stoppte und keuchte laut. Ihre Lungen protestierten gegen den Lauf, aber darauf konnte sie nun echt keine Acht nehmen. Mit einem kurzen Blick über die Schulter rannte sie weiter. Ihre Haare flogen ihr in den Mund, igitt! Sie waren ganz verdreckt von dem ekelhaften Wasser . Doch sie gab nicht auf und lief immer weiter.

Ihr Kopf brummte und ihr war schon ganz schlecht. Der Gestank hier unten wurde zur Höllenqual. Sie stolperte über eine Ratte, die sich erschreckte und schnell davon huschte. "Mist!" Jadora fing ihren Sturz mit den Händen ab und riss sich dabei die Handflächen auf. Wie gesund! Fleur neben ihr lag im verdreckten Wasser, sie zog sie schnell heraus. "Fleur! Fleur!", rief Jadora aufgebracht. Die Frau hatte die Augen geschlossen und bewegte sich nicht mehr.

War auf der Klinge vielleicht ein Gift gewesen? Sie bekam Panik, die Panik schnürte ihr die Kehle zu. Und wenn, wie viel Gift war in ihren Körper eingedrungen? Würde sie sterben, ehe sie sie retten konnten?

Dann wurden Schritte lauter. Ja sprang auf und kämpfte sich weiter. Endlich - Tageslicht kam zum Vorschein! Wie sehr sie sich danach sehnte. Sich in der Sonne auszustrecken, durch den Wald zu gehen.. Doch, wie sollte Jadora nun mit Fleur darauf kommen? Sie sah sich um. Mist!! Verdammter Mist! Und nun?

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Ja ließ sich völlig fertig ins Gras sinken und schloss die Augen. Sie und Fleur waren außer Gefahr. Vorerst. Als sie Schatten gekommen sind, hatte sie einfach wieder an Darwin gedacht und schon hatten sich die Blitze in ihr aufgestaut. Und dann hatte es gebratete Schatten gegeben. Jas Mundwinkel zuckten, obwohl sie eigentlich schockiert hätte sein müssen. Sie hatte gerade zwei Männer ermordet!

Ihre Handflächen waren rot und Blut quoll aus den Wunden. Das war sicher eine Blutvergiftung. "Jadora...du hast uns gerettet!" Fleur sah sie an. Ja erstarrte: "Fleur, was ist mir dir?" Sie stürzte zu ihr. In Fleurs Augen schimmerte es merkwürdig. "Da war Gift auf der Klinge. Sag es..ihr.." Dann war sie weg. "Fleur! Wach auf, bitte!" Jadora schluchzte abgrundtief und sah sich um. Wohnte nicht vielleicht ein Bauer im Haus? Konnte sie Fleur kurz allein lassen? Was solle sie tun?

Ja war der Verzweiflung nahe. Ihre Hände begannen zu zittern, sie presste sie fest in die Erde. Dann fiel ein Schatten auf sie und Fleur. Sie waren da!

Darwin glotze sie an. "Was glotzt du denn so blöd?", fuhr Ja ihn an. "Hast du die Zwei..ver..stümmelt..?" In seinen Augen lag Erfurcht, das jedoch wieder der altbekannten Arroganz wich. Das brachte Ja kurz aus dem Konzept. "Ja, warum?", wollte sie wissen und senkte den Blick. Wenn Darwin sie jetzt angreifen würde, konnte sie Fleur nicht verteidigen. Ihre Blitze ließen sich nicht mehr beschwören und einer der Handschuhe war kaputt. Dort hatte sie vermutlich eines der Sichelschwerter getroffen. Sichelschwert!

Sie linste zu ihrem Gürtel. Dort, unter ihrem T-shirt war ein Sichelwert verborgen. Sie müsste jetzt nur...Würde sie Darwin jetzt und hier zur Strecke bringen können? Wäre sie bereit für soetwas? Ohne Übung?

"Jadora, bist du wirklich so berechenbar?!" Ja hatte das Schwert aus dem Gürtel gezogen und war auf Darwin zugesprungen. "Halt die Klappe!", zischte sie sauer. Der Speichel sprühte ihr von den Lippen. Sie umfasste den Griff des Schwertes härter. Darwin sah sie müde an und machte einen Sprung zu ihr. Sie wich aus und wirbelte herum, aber Darwin blockte auch diesen Schlag. Jadoras Wut steigerte sich ins Unermessliche.

Am Liebsten hätte sie ihn eine Ohrfeige gegeben und ihm das Schwert dirket in das Herz gestochen. Sie grinste böse. Ja, das würde sie mit Vorliebe machen! "Wo sind die anderen?", fragte sie. "Unten", erwiderte Darwin knapp. "Hey!" Ja sprang zurück und krachte mit dem Rücken gegen die Wand des Bauernhauses. Ein gellender Schmerz fuhr ihr durch die Wirbelsäule. Es knackte unschön. Darwin blieb vor ihr stehen und zwirbelte eine Haarsträhne von ihr.

"Fass mich nicht an, du Widerling!", schrie sie und schlug ihm in den Mund. "Na, na, na!" Er drückte ihre Arme runter und küsste sie. Ja hielt die Luft an. Darwin zog sie zu sich heran und fuhr mit den Händen durch die Haare. Jadoras Herz ging auf, sie stand förmlich unter Strom. Nach einem kurzem Zögern schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn zurück. Darwin drückte sie fest gegen die Wand. Ja wurde schwindelig und vergaß alles. Da gab es nur sie und ihn. Der Kuss endete nicht.

Darwin lächelte und Ja konnte endlich wieder einen klaren Gedanken fassen. Ihr Gehirn war noch immer benebelt von dem Kuss. Was machte sie hier bloß? Sie knutschte mit ihren größten Feind herum, während Fleur im Sterben lag!? "Hau ab!", brüllte Jadora und stieß ihn weg von sich. Wie konnte sie nur? Sie war doch auch nicht beser, als so ein paar Mädchen, die sich gleich von jeden Jungen flach legen ließen. "Jadora, merkst du nichts? Wir sind für einander gemacht. Komm, bitte!" Er küsste sie wieder und packte sie fest um die Taillie.

Ihr Verstand schaltete wieder komplett ab und Ja gab sich den Kuss wieder hin. Das konnte sie einfach nicht, wenn Darwin in der Nähe war...Ihr Mund öffnete sich und Darwins Zunge fuhr hinein. Darauf hatte Ja nur gewartet. Sie biss zu und gab ihm einen Stoß.

"Auuahh!" Darwin schrie auf, Blut ronn aus aus seinem Mund. Jadora rannte zu Fleur. "Jadora, warte! Ich kann sie überzeugen..!" "Halt deine verdammte Fresse, Darwin! Ich hasse dich. Ich hasse dich dafür, dass du das Fleur angetan hast. Also verzieh dich endlich, du Mistkerl!", fauchte sie ihn an. Ihr kamen die Worte nur schwer von den Lippen. Es war gelogen!

Ja liebte Darwin, auch wenn sie es nie zugeben würde. Darwins Züge entgleisten. Sein Lächeln schwand und stattdessen verzog er das Gesicht zu einer bösen Fratze. Nun bekam sie ein bisschen Angst. Nicht Angst um sich, sondern Ansgt um Fleur. Die war ja immernoch bewusstlos! Und wo blieb die Frau überhaupt? Kam..kam sie etwa nicht mehr?

Allein schon diese Vorstellung brachte ihr Herz dazu schneller zu schlagen. Sie mochte..okay, sie mochte diese Frau schon ein bisschen. Wenn sie nun nicht wieder kam, nein! Sie musste wieder kommen. "Jadora, ich sage es dir! " "Du hast mir nichts zum Sagen!", blaffte sie und gab ihm einen Kinnhaken. Plötzlich blitze etwas Metallenes in der Sonne auf und Ja konnte gerade noch weghüpfen, da fuhr das Schwert schon in die Erde. Wenig später hatte sie auch ihr Schwert gezogen und stach nach Darwin.

Ihre Gefühle spielten Bingo. Wut, Trauer, Fröhlichkeit, Angst.. Die Sonne blendete sie und Jadora war dadurch kurz abgelenkt, und das war ihr Fehler. Darwins Schwert schnitt ihr schmerzhaft in den rechten Oberarm. Ja biss die Zähe zusammen und verlagerte das Gewicht auf die linke Hand. Das würde er bezahlen!

Der Kampf ging weiter, Ja wurde zunehmend schwächer. Das grüne Gras kam immer näher, ihre Welt drehte sich bereits. "Jadora!" Sie wirbelte herum und sah, wie die junge Frau aus dem Kanal stieg. Ihre Haare saugten das Sonnenlicht auf. Ihre Augen waren vor Wut ganz dunkelblau, das war fanszinierend! "Die schon wieder", stieß Darwin hervor und und schleuderte zwei Messer, die er verborgen hatte, auf sie zu.

Die Frau schien aber nicht im Geringsten verwundert, sondern duckte sich und schoss einen Blitz auf ihn. Der Blitz fuhr in ihn und er sank zu Boden. "Ahha!" Jadora schlug die Hand vor den Mund. "Was ist?" Sie schüttelte nur stumm den Kopf: "Fleur..das war Gift auf der Klinge!" "Scheiße!"

Die Frau fuhr sich durch die Haare: "Wir müssen hier weg, so schnell wie nur möglich!" "Ja, aber wie soll das gehen?", fragte Ja unsicher. "Fliegen, Jadora, schon vergessen? Du und ich können fliegen", erinnerte sie sie wieder.





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