Kapitel 29 ✔️

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L U N A

„Was, wenn er -?"
„Er wird schon wieder auf die Beine kommen.", sagte Harry. „Was, meint ihr, kommt als nächstes?"
„Wir haben den Zauber von Sprout hinter uns, das war die Teufelsschlinge, Flitwick muss die Schlüssel verhext haben, McGonagall hat die Schachfiguren lebendig gemacht, bleibt noch der Zauber von Quirrell und der von Snape..."
Wir waren an einer weiteren Tür angelangt.
„Einverstanden?", flüsterte Harry.
„Mach schon."
Harry stieß die Tür auf.
Ein widerlicher Gestank schlug uns entgegen und wir drei hielten uns den Umhang vor die Nase.
Mit tränenden Augen sahen wir einen Troll, alle viere von sich gestreckt und mit einer blutigen Wunde am Kopf, auf dem Boden liegen, noch größer sogar, als der mit dem es Ron und Harry schon aufgenommen hatten.
„Ich bin heilfroh, dass wir uns den sparen können.", seufzte ich, als wir vorsichtig über eines seiner mäßigen Beine stapften. „Kommt weiter, mir verschlägt es den Atem."
Er öffnete die nächste Tür und wir wagten kaum hinzusehen, was wohl als nächstes kommen würde.
Doch hier drin war nichts besonders Furcht erregend, nur ein Tisch mit sieben aneinander gereihten Flaschen, die alle unterschiedliche Gestalt hatten.
„Snape's Zauber.", stellte Harry fest. „Was müssen wir tun?"
Kaum waren wir über die Schwelle getragen, loderte hinter uns im Türrahmen ein Feuer hoch.
Es war kein gewöhnliches Feuer:
Es war purpurrot.
Im gleichen Augenblick schossen schwarze Flammen im Türbogen gegenüber auf.
Wir saßen in der Falle.
„Schaut mal!"
Mine griff nach einem zusammengerollten Blatt Papier, das neben den Flaschen lag.
Harry und ich sahen ihr über die Schulter und lasen mit:

Die Gefahr liegt vor euch, die Rettung zurück, Zwei von uns helfen, bei denen habt ihr Glück, Eine von uns sieben, die bringt euch von dannen,
Eine andere führt den Trinker zurück durch die Flammen,
Zwei von uns erhalten nur guten Nesselwein,
Drei von uns sind Mörder, warten auf euer Pein.
Wählt eine, wenn ihr weiter wollt und nicht zerstäuben hier.
Euch helfen sollen Hinweis' - und davon ganz vier:
Erstens: so schlau das Gift versteckt mag sein, 's ist immer welches zur Linken vom guten Nesselwein;
Zweitens: die beiden an den Enden sind ganz verschied 'ne Leut,
doch wenn ihr wollt weitergehen, so ist keine davon euer Freund;
Drittens: wie ihr deutlich seht, sind alle verschieden groß.
Doch weder der Zwerg noch der Riese erhalten euren Tod.
Viertens: die zweite von links und die zweite von rechts werden gleichen Geschmack haben, so verschiedene Gestalt sie auf den ersten Blick auch haben.

Mine seufzte laut auf und Harry und ich sahen verblüfft, dass sie lächelte.
Ausgezeichnet.", sagte Mine. „Das ist nicht Zauberei, das ist Logik, ein Rätsel. Viele von den größten Zauberern haben keine Unze Logik im Kopf, die säßen hier für immer in der Falle."
„Aber wir doch auch, oder?"
„Natürlich nicht.", erwiderte Mine. „Alles, was wir brauchen, steht hier auf diesem Papier. Sieben Flaschen: drei enthalten Gift; zwei Wein; eine bringt uns sicher durch das schwarze Feuer und eine bringt uns zurück durch das purpurne."
„Aber woher sollen wir wissen, welche wir trinken müssen?"
„Gib mir eine Minute Zeit."
Ich bin ja gut in Zaubertränke, aber nicht so gut im Rätsel raten.
Mine las das Papier mehrmals durch.
Dann ging sie vor den Flaschen auf und ab, vor sich hin murmelnd und auf sie deutend.
Schließlich klatschte sie in die Hände.
„Ich hab's.", verkündete sie. „Die kleinste Flasche bringt uns durch das schwarze Feuer, zum Stein."
Harry und ich musterten die kleine Flasche.
„Sie reicht nur für zwei.", stellte ich fest.
Wir sahen uns an.
„Welche führt zurück durch die Purpurflammen?"
Mine deutete auf eine bauchige Flasche am rechten Ende der Reihe.
„Die trinkst du.", sagte Harry. „Nein, hör zu, geh zurück und nimm Ron mit, schnappt euch zwei Besen aus dem Raum mit den fliegenden Schlüsseln, die bringen euch durch die Falltür und an Fluffy vorbei; fliegt sofort in die Eulerei und schickt Hedwig zu Dumbledore, wir brauchen ihn. Vielleicht können Luna und ich Snape eine Weile hinhalten, aber im Grunde kann ich es nicht mit ihm aufnehmen. Höchstens Luna."
„Aber, Harry, was ist, wenn Du-weißt-schon-wer bei ihm ist?"
„Tja, das letzte Mal hab ich Glück gehabt.", sagte Harry und deutete auf seine Narbe. „Vielleicht hab ich ja nochmal Glück."
„Ich passe auf ihn auf. Wir kommen heil zurück.", versprach ich.
Mine's Lippen zitterten und plötzlich rannte sie auf Harry und mich zu und umarmte uns.
Mine."
„Harry, du bist ein großer Zauberer, das weißt du. Und du auch Luna."
„Ich bin nicht so gut wie ihr beide.", sagte Harry ganz verlegen.
Sie ließ uns los.
Ich sah Harry an.
„Wie ich?", sagte Mine. „Bücher! Schlauheit! Es gibt wichtigere Dinge - Freundschaft und Mut und - oh, seit vorsichtig."
Ich stimmte Mine zu.
Es gab wichtigeres als Bücher und Schlauheit.
Sie hat Recht.
„Trink du zuerst.", bat ich. „Du bist sicher, was wo drin ist?"
„Vollkommen.", versicherte Mine.
Sie nahm einen großen Schluck aus der runden Flasche und erschauderte.
„Es ist kein Gift?", fragte ich beängstigt.
„Nein, aber es war wie Eis."
„Schnell, geh, bevor es nachlässt."
„Viel Glück, passt auf euch auf -"
„GEH!"
Mine wandte sich um und ging geradewegs durch das purpurne Feuer.
Harry holte tief Luft und nahm die kleine Flasche in die Hand.
Er wandte sich den schwarzen Flammen zu.
„Wir kommen.", murmelte er und nahm einen kleinen Schluck, dann reichte er mir die Flasche.
Und schon war Harry durch die schwarzen Flammen verschwunden.
Ich trank den Rest und erschauderte.
Es war wirklich wie Eis, das meinen Körper durchströmte.
Ich stellte die Flasche zurück, nahm all meinen Mut zusammen und machte mich auf; ich sah die schwarzen Flammen an meinem Körper hochzüngeln, doch ich spürte sie nicht.
Einen Moment lang konnte ich nichts sehen außer dunklen Feuer, dann war ich auf der anderen Seite, in der letzten Gruft, neben Harry.
Jemand war schon da - doch es war nicht Snape.
Es war auch nicht Voldemort.

Luna Black 1 - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt