Kapitel 20 ✔️

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L U N A

Es hätte nicht schlimmer kommen können.
Filch brachte uns hinunter ins Erdgeschoss und ins Studierzimmer von Professor McGonagall und da saßen wir und warteten, ohne ein Wort miteinander zu reden.
Mine zitterte.
Diesmal konnte ich mir nicht vorstellen, wie wir aus diesem Schlamassel rauskommen.
Als Professor McGonagall auftauchte hatte sie Neville im Schlepptau.
„Harry!", platzte Neville los, kaum dass er uns drei erblickt hatte. „Ich hab versucht dich zu finden, weil ich dich warnen wollte. Malfoy hat nämlich gesagt, du hättest einen Dra-"
Harry schüttelte heftig den Kopf, um Neville zum Schweigen zu bringen.
Doch Professor McGonagall hatte ihn gesehen.
Sie baute sich vor uns auf und sah auf, als könnte sie besser Feuer spucken als Norbert.
„Das hätte ich von keinem von Ihnen je geglaubt. Mr. Filch sagt, Sie seien auf dem Astronomieturm gewesen. Es ist ein Uhr morgens. Erklären Sie mir das bitte.", polterte sie los.
Zum ersten Mal fanden Mine und ich keine Antworten auf die Frage eines Lehrers.
Mine starrte auf ihre Pantoffeln, stumm wie ein Statue.
„Ich glaube, ich weiß ganz gut, was geschehen ist.", begann Professor McGonagall. „Es braucht kein Genie, um das herauszufinden. Sie haben Draco Malfoy irgendeine haarsträubende Geschichte über einen Drachen aufgebunden, um ihn aus dem Bett zu locken und in Schwierigkeiten zu bringen. Ich habe ihn bereits erwischt. Ich nehme an, Sie finden es auch noch lustig, dass Longbottom hier etwas aufgeschnappt hat und daran glaubt?"
Harry versuchte dem verdutzt und beleidigt dreinblickenden Neville in die Augen zu schauen und ihm Stumm zu bedeuten, dass dies nicht stimmte.
Der arme, tollpatschige Neville - ich wusste, was es ihm gekostete haben musste uns im Dunklen zu suchen, um uns zu warnen.
„Ich bin sehr enttäuscht.", sagte Professor McGonagall. „Vier Schüler aus dem Bett in einer Nacht! Das ist mir noch nie untergekommen. Ms. Granger, wenigstens Sie hätte ich für Vernünftig gehalten. Was Sie angeht, Mr. Potter, so hätte ich gedacht, Gryffindor bedeutete Ihnen mehr als alles andere. Na ja, und Sie Ms. Black haben das ja Leider von Ihrem Vater geerbt. Sie alle werden Strafarbeiten bekommen - ja, auch Sie, Mr. Longbottom. Nichts gibt Ihnen das Recht, nachts in der Schule umher zu stromern, besonders diese Tage ist es gefährlich - und fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor."
Fünfzig?" Harry verschlug es anscheinend den Atem.
Ich senkte den Kopf.
Wir würden sich die Führung verlieren, die wir im letzten Quidditch-Spiel gewonnen hatten.
„Fünfzig Punkte für jeden.", schnaubte Professor McGonagall durch ihre lange, spitze Nase.
Das sind 200 Punkte Abzug.
Oh man!
„Professor - bitte -"
„Sie können doch nicht -"
„Sagen Sie mir nicht, was ich kann und was nicht, Potter. Gehen Sie jetzt wieder zu Bett, Sie alle. Ich hab mich noch nie dermaßen für Schüler von Gryffindor geschämt."
200 Punkte verloren.
Damit lag Gryffindor auf dem letzten Platz.
In einer Nacht hatten wir alle Chancen auf den Hauspokal zunichte gemacht.
Wie konnten wir das jemals wieder gut machen?

Als die Gryffindors am nächsten Morgen an den riesigen Stundengläsern vorbeigingen, welche die Hauspunkte anzeigte, dachte sie zunächst, es müsste ein Irrtum passiert sein.
Wie konnten sie plötzlich 200 Punkte weniger haben als Gestern?
Und dann verbreitete sich allmählich die Geschichte: Harry Potter, der berühmte Harry Potter, ihr Held aus zwei Quidditch-Spielen, hatte ihnen das eingebrockt, er und ein paar andere dumme Erstklässler.
Harry, bisher einer der beliebtesten und angesehensten Schüler, war nun der meist gehasste.
Selbst Ravenclaws und Hufflepuffs wandten sich gegen ihn, denn alle hatten sich darauf gefreut, dass Slytherin den Hauspokal diesmal nicht erringen würde.
Überall, wo Harry auftauchte und ich mit ihm, deuteten die Schüler auf ihn und machten sich nicht einmal die Mühe, ihre Stimme zu senken, wenn sie ihn beleidigten.
Die Slytherins dagegen klatschten in die Hände, wenn er vorbeiging.
Sie pfiffen und johlten: „Danke, Potter, wir schulden dir noch was!"
Nur Ron hielt zu ihm.
„In ein paar Wochen haben sie es alle vergessen. Fred und George haben während ihrer ganzen Zeit hier 'ne Unmenge Punkte verloren, aber die Leute mögen sie trotzdem noch."
„Sie haben nie 200 Punkte auf einmal verloren, oder?", fragte Harry niedergeschlagen.
Ich legte einen Arm um ihn und drückte ihn tröstend an mich.
„Nun - nein.", gab Ron zu.
„Hey! Das wird wieder. Glaub mir.", versuchte ich ihn aufzumuntern.
Doch Harry schämte sich so sehr, dass er zu Wood ging und ihm seinen Rücktritt aus der Mannschaft anbot.
Ich stand hinter Harry und kaute auf meiner Lippe herum.
Rücktritt?", donnerte Wood. „Wozu soll das gut sein? Wie sollen wir denn jemals wieder Punkte gut machen, wenn wir nicht mehr beim Quidditch gewinnen können?"
Doch selbst Quidditch machte keinen Spaß mehr.
Die anderen Spieler wollten beim Training nicht mit Harry sprechen und wenn sie über ihn reden mussten, nannten sie ihn ,den Sucher'.
Auch Mine und Neville ging es nicht gut.
Nicht so schlecht wie Harry zwar, weil sie nicht so bekannt waren, doch auch mit ihnen wollte keiner mehr sprechen.
Im Unterricht mochte Mine nicht mehr auf sich aufmerksam machen.
Sie ließ den Kopf hängen und arbeitet still vor sich hin.
Ich glaube, sie ließen mich nur in Ruhe wegen meines Nachnamen.
Ich weiß es nicht.
Bald standen dann auch schon die Prüfungen vor der Tür.
Harry schien beinahe froh.
Harry, Ron, Mine und ich blieben unter uns und mühten uns bis spät in den Abend, uns die Zutaten komplizierter Gebräue in Erinnerung zu rufen, uns Zaubersprüche und Zauberbanne einzuprägen und die Jahreszahlen großer Entdeckungen in der Zauberei und von Koboldaufständen auswendig zu lernen...
Wir saßen gerade in der Bibliothek, wo Mine Ron in Astronomie abfragte und ich mir die Zaubersprüche nochmal durchlas.
Plötzlich kam Harry wieder zurück in die Bibliothek.
Wollte er nicht gehen?
Harry berichtete uns, was er gehört hatte.
„Snape hat es also geschafft!", sagte Ron. „Wenn Quirrell ihm gesagt hat, wie er seinen Schutzzauber gegen die schwarze Magie brechen kann -"
„Da ist allerdings immer noch Fluffy.", rief ich Ron in Erinnerung.
„Vielleicht hat Snape herausgefunden, wie er an ihm vorbeikommt, ohne Hagrid zu fragen.", meinte Ron und ließ den Blick über die Unmenge von Büchern gleiten, die uns umgaben. „Ich wette, irgendwo hier drin gibt es ein Buch, das erklärt, wie man an einem riesigen dreiköpfigen Hund vorbeikommt. Also, was sollen wir tun, Harry?"
In Ron's Augen erschien wieder das Funkeln kommender Abenteuer, doch Mine antwortete, noch bevor Harry den Mund aufmachen konnte.
„Zu Dumbledore gehen. Das hätten wir schon vor Ewigkeiten tun müssen. Wenn wir selbst irgendwas unternehmen, werden wir am Ende sicher noch rausgeworfen."
„Aber wir haben keinen Beweis!", sagte Harry. „Quirrell hat zu viel Angst, um sich auf unsere Seite zu schlagen. Snape muss nur behaupten, er wisse nicht, wie der Troll an Halloween hereingekommen ist und sei überhaupt nicht im dritten Stock gewesen - wem glauben sie wohl mehr, uns oder ihm? Es ist ein offenes Geheimnis, dass wir ihn nicht ausstehen können. Dumbledore wird denken, wir hätten die Geschichte erfunden, damit er Snape rauswirft. Filch würde uns auch nicht helfen und wenn es um sein Leben ginge. Er ist zu gut mit Snape befreundet und je mehr Schüler rausgeworfen werden, desto besser wird er denken. Und vergiss nicht, wir sollten eigentlich gar nichts über den Stein oder Fluffy wissen. Da müssen wir eine Menge erklären."
Mine sah überzeugt aus, Ron jedoch nicht.
„Und wenn wir nur ein wenig rumstöbern -"
„Nein.", sagte Harry matt. „Wir haben genug rumgestöbert."
Er entfaltete die Karte des Jupiters und begann die Namen seiner Monde auswendig zu lernen.
Am Morgen darauf, beim Frühstück, wurden Harry, Mine, Neville und mir Briefe zugestellt.
Sie lauteten alle gleich:

Ihre Strafarbeit beginnt um elf Uhr heute Abend.
Sie treffen Mr. Filch in der Eingangshalle.
Prof. M. McGonagall

Luna Black 1 - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt