L U N A
Wir waren jetzt schon seit zwei Monaten in Hogwarts und ich kam ganz gut klar.
Das Quidditch-Training lief super, die Hausaufgaben waren leicht und ich habe auch noch Zeit für Freunde.
Ich hatte in letzter Zeit mehr mit Mine gemacht, als mit Harry und Ron.
Das fanden die beiden aber nicht schlimm.
Als ich am Morgen von Halloween aufwachte, wehte der köstliche Geruch von gebackener Kürbisse durch die Gänge.
Und es kam noch besser: Professor Flitwick verkündete im Zauberunterricht, wir seien nun so weit Gegenstände fliegen zu lassen und danach hatten wir uns alle gesehnt.
Für die Übung stellte Professor Flitwick uns paarweise zusammen.
Harry's Partner war Seamus Finnigan.
Ron sollte mit Mine arbeiten, arme Mine.
Ich sollte mit Neville arbeiten.
Das kann ja nur schief gehen.
Ich habe ja nichts gegen Neville, ich mag ihn, aber manche Zauber gelingen ihm einfach nicht und meistens endet das für den Partner neben dran nicht gut, oder eben für Neville.
„Also, vergesst nicht diese flinke Bewegung mit dem Handgelenk, die wir geübt haben!", quiekte Professor Flitwick, wie üblich auf seinem Stapel Bücher stehend. „Wutschen und Wedeln, denkt daran, wutschen und wedeln. Und die Zauberworte richtig heraussagen ist auch sehr wichtig - denkt immer an Zauberer Baruffio, der r statt w gesagt hat und plötzlich auf dem Boden lag - mit einem Büffel auf der Brust."
Ich beobachte gelangweilt die anderen, weil Neville es gerade versucht.
Ich habe ihm den Vortritt gelassen.
Harry und Seamus kriegen es nicht hin.
Seamus wurde zu ungeduldig und dann brannte die Feder.
Harry musste das Feuer mit seinem Hut ersticken.
Ron, am Tisch nebenan, erging es auch nicht viel besser.
„Wingardium Leviosa!", rief er und ließ seine Arme wie Windmühlenflügel kreisen.
Ich beobachtete Ron belustigt. So wird das nichts.
„Du sagst es falsch.", hörte ich Mine meckern. „Es heißt Wing-gar-dium Levi-o-sa, mach das gar schön und lang."
„Dann mach's doch selber, wenn du alles besser weißt.", knurrte Ron.
Mine rollte den Ärmel ihres Umhangs hoch, knallte kurz mit dem Zauberstab auf den Tisch und sagte: „Wingardium Leviosa!"
Die Feder erhob sich vom Tisch und blieb gut einen Meter über ihren Köpfen in der Luft schweben.
„Oh, gut gemacht!", rief Professor Flitwick.
Ich widmete mich auch wieder meiner Feder, Neville hatte es aufgegeben.
„Wingardium Leviosa!", rief ich und kurz darauf schwebte auch meine Feder in der Luft.
Mine und ich lächelten uns über die Tische an.
„Alle mal hersehen, Miss Granger und Miss Black haben es geschafft!", rief Professor Flitwick.
Am Ende der Stunde gingen Mine und ich lachend aus dem Klassenraum.
Wir liefen gerade hinter Harry und Ron.
„Kein Wunder, dass niemand sie ausstehen kann. Außer Luna, aber die scheint es auch nicht besser zu wissen. Hängt ja nur noch mit der ab.", hörte ich Ron zu Harry sagen. „Ehrlich gesagt ist sie ein Albtraum und wenn Luna weiter so mit ihr abhängt wird sie sicher auch einer."
Mine und mir flossen Tränen über die Wangen.
Mine stürmte als erstes an den beiden vorbei und rempelte sie an.
Ich ging zwischen ihnen durch und blieb vor Ron stehen.
„Und ich dachte, wir wären Freunde.", flüsterte ich verletzt.
Dann rannte ich Mine hinterher und zusammen verschwanden wir in der Mädchentoilette und weinten uns die Augen aus.E R Z Ä H L E R
Hermine und Luna erschienen nicht zur nächsten Stunde und beide blieben den ganzen Nachmittag lang verschwunden.
Auf ihrem Weg hinunter in die Große Halle zum Halloween-Festessen hörten Harry und Ron, wie Parvati Patil ihrer Freundin Lavender sagte, Hermine und Luna sitzen heulend im Mädchenklo und wollten allein gelassen werden.
Daraufhin machte Ron noch einen verlegeneren Eindruck, doch nun betraten sie die große Halle, die für Halloween ausgeschmückt war und vergaßen Hermine und Luna.
Tausend echte Fledermäuse flatterten an den Wänden und an der Decke und noch einmal tausend fegten in langen schwarzen Wolken über die Tische und ließen die Kerzen in den Kürbissen flackern.
Auf einen Schlag, genau wie beim Bankett zum Schuljahresbeginn, waren die goldenen Platten mit Festessen gefüllt.
Harry nahm sich gerade eine Pellkartoffel, als Professor Quirrell mit verrutschtem Turban und angstverzerrtem Gesicht in die Halle gerannt kam.
Alle Blicke richteten sich auf ihn, als er Professor Dumbledore's Platz erreichte, gegen den Tisch rempelte und nach Luft schnappend hervorstieß: „Troll - im Kerker - dachte Sie sollten es wissen."
Dann sank er Ohnmächtig auf den Boden.
Mit einem Mal herrschte heilloser Aufruhr.
Etliche purpurroten Knallfrösche aus Professor Dumbledore's Zauberstab waren nötig, um den Saal zur Ruhe zu bringen.
„Vertrauensschüler!", polterte er. „Führt eure Häuser sofort zurück in die Schlafsäle!"
Percy war in seinem Element.
„Folgt mir! Bleibt zusammen, Erstklässler! Kein Grund zur Angst vor dem Troll, wenn ihr meinen Anweisungen folgt! Bleibt jetzt dicht hinter mir. Platz machen, bitte, für die Erstklässler. Pardon, ich bin Vertrauensschüler!"
„Wie konnte ein Troll reinkommen?", fragte Harry, während sie die Treppen hochstiegen.
„Frag mich nicht, angeblich sollen sie ziemlich dumm sein.", antwortete Ron.
„Vielleicht hat ihn Peeves hereingelassen, als Streich zu Halloween.", meinte Harry.
Unterwegs trafen sie immer wieder auf andere Häufchen von Schülern, die in verschiedene Richtungen eilten.
Als sie sich ihren Weg durch eine Gruppe verwirrter Hufflepuff's bahnten, packte Harry Ron plötzlich am Arm.
„Da fällt mir ein - Hermine und Luna."
„Was ist mit den beiden?"
„Sie wissen nichts von dem Troll."
Ron biss sich auf die Lippe.
„Von mir aus.", knurrte er. „Aber Percy sollte uns lieber nicht sehen."
Sie duckten ihre Köpfe in der Menge und folgten den Hufflepuffs, die in die andere Richtung unterwegs waren, huschten dann einen verlassenen Korridor entlang und rannten weiter in Richtung der Mädchenklos.
Gerade waren sie um die Ecke gebogen, als sie hinter sich schnelle Schritte hörten.
„Percy!", zischte Ron und zog Harry hinter einen großen steinernen Greifen.
Als sie um die Ecke spähten sahen sie nicht Percy, sondern Snape.
Er ging den Korridor entlang und entschwand ihren Blick.
„Was macht der hier?", fragte Harry flüsternd. „Warum ist er nicht unten in den Kerkern mit den anderen Lehrern?"
„Keine Ahnung.", sagte Ron ratlos.
So vorsichtig wie möglich schlichen sie den nächsten Gang entlang, Snape's leiser werdenden Schritt nach.
„Er ist auf dem Weg in den dritten Stock.", stellte Harry fest, doch Ron hielt die Hand hoch.
„Riechst du was?", fragte Ron Harry.
Harry schnüffelte und ein übler Gestank drang ihm in die Nase.
Eine Mischung aus getragenen Socken und der Sorte öffentlicher Toiletten, die niemand je zu putzen scheint.
Und dann hörten sie es - ein leises Grunzen und das Schleifen gigantischer Füße.
Ron deutete nach links und ein Schatten kam zum Vorschein.
Über drei Meter hoch, die Haut ein fahles, granitenes Grau, der große, plumpe Körper wie ein Findling, auf den man einen kleinen, kokosnussartigen Glatzkopf gesetzt hatte.
Er hielt eine riesiger hölzerne Keule in der Hand, die, wegen seiner langen Arme, auf dem Boden entlangschleifte.
Der Troll machte an einer Tür halt, öffnete sie einen Spaltbreit und linste hinein.
Er wackelte mit den langen Ohren, fasste dann in seinem kleinen Hirn einen Entschluss und schlurfte gemächlich in den Raum hinein.
„Der Schlüssel steckt.", flüsterte Harry. „Wir könnten ihn entschließen."
„Gute Idee.", sagte Ron nervös.
Sie schlichen die Wand entlang zu der offenen Tür, mit trockenen Mündern, betend, dass der Troll nicht gleich wieder herauskam.
Harry machte einen großen Satz und schaffte es, die Klinke zu packen, die Tür zuzuschlagen und sie abzuschließen.
„Ja!"
Mit Siegesröte auf den Gesichtern rannten sie los, den Gang zurück, doch als sie die Ecke erreichten, hörten sie etwas, das ihre Herzen stillstehen ließ - zwei schrille, panische Entsetzensschreie -, und er kam aus dem Raum, den sie gerade abgeschlossen hatten.
„Oh nein.", sagte Ron, blass wie der blutige Baron.
„Es ist das Mädchenklo!", stellte Harry keuchend fest.
„Hermine und Luna!", japsten sie einstimmig.L U N A
Wir schrien panisch los.
Ein Troll; ein ausgewachsener Bergtroll.
Ich bemerkte, wie die Tür aufgestoßen wurde und Harry und Ron stürzten hinein.
Mine und ich standen mit zitternden Knien an die Wand gedrückt.
Der Troll schlug die Waschbecken von den Wänden und kam langsam auf uns zu.
Knapp einen Meter hielt der Troll vor uns inne.
Schwerfällig drehte er sich um und blinzelte dumpf, um zu sehen, was diesen Lärm gemacht hatte.
Die bösen kleinen Augen erblickten Harry.
Er zögerte kurz und ging dann, die Keule emporhebend, auf Harry los.
„He, du, Erbsenhirn!", schrie Ron von der anderen Seite des Raums und warf ein Metallrohr nach ihm.
Der Troll schien nicht einmal Notiz davon zu nehmen, dass das Rohr seine Schulter traf, doch er hörte den Schrei, hielt erneut inne und wandte seine hässliche Schnauze nun Ron zu, was Harry die Zeit gab, um ihn herumzurennen.
„Schnell, lauft, lauft!", rief Harry uns zu und versuchte uns zur Tür zu zerren, doch wir konnten uns nicht bewegen.
Immer noch standen wir flach gegen die Wand gedrückt, mit vor Entsetzen weit offenem Mund.
Mit einem dumpfen Röhren ging der Troll auf Ron los.
Harry tat nun etwas, das sehr mutig und sehr dumm zugleich war: Mit einem mächtigen Satz sprang er auf den Rücken des Trolls und klammerte die Arme um seinen Hals.
Und der Troll hatte auch noch etwas hölzernes in die Nase gekriegt. Harry's Zauberstab.
Der Troll heulte vor Schmerz und schlug mit seiner Keule wild um sich.
Mine und ich waren vor Angst auf den Boden gesunken und wir klammerten uns aneinander fest.
Ich hörte wie Ron die Worte, und zwar richtig: „Wingardium Leviosa!", sagte und plötzlich hatte der Troll seine Keule nicht mehr in der Hand.
Die Keule kreiste um den Troll und kurz darauf fiel sie auf seinen Kopf.
Der Troll wankte kurz im Kreis und fiel dann flach nach vorne auf die Schnauze.
Harry zitterte und rang nach Atem.
Ron stand immer noch mit erhobenem Zauberstab da und starrte auf das was er angestellt hatte.
Mine machte als erstes den Mund auf.
„Ist er - tot?"
„Glaub ich nicht.", flüsterte ich erhob mich langsam, dabei half ich Mine hoch.
„Ich denke, er ist k.o.", stimmte mir Harry zu.
Er bückte sich und zog seinen Zauberstab aus der Nase des Troll's.
An diesem hing lauter Rotze.
Das ist so ekelhaft. Wähhhh!
Plötzlich wurde die Tür aufgeschlagen und drei Lehrer erschienen im Raum.
Professor McGonagall, Professor Snape und Professor Quirrell.
Damit wäre der Abend nun gelaufen.Nach diesem Abend waren wir vier noch zusammen im Gemeinschaftsraum.
Mine und ich habe die Lehrer angelogen und haben erzählt, dass wir es alleine mit dem Troll aufnehmen wollten, es aber nicht geschafft hatten und wenn Harry und Ron nicht rechtzeitig gekommen wären, wir jetzt bestimmt nicht mehr...
Mine und ich bekamen je fünf Punkte abgezogen und Harry und Ron bekamen je fünf Punkte für das bekämpfen des Trolls.
So sind die Punkte auch wieder vollständig.
Ron beschwerte sich zwar noch über die Punkte, aber dass vergaß er dann auch wieder mit dem Essen, das für uns in den Gemeinschaftsraum gebracht wurde.
Ron hatte sich auch wieder bei mir entschuldigt und ich habe ihm verziehen.
Doch von diesem Augenblick an war Hermine Granger auch Harry's und Ron's Freundin.
Es gibt Dinge, die man nicht gemeinsam erleben kann, ohne das man Freundschaft schließt.
Und einen fast vier Meter großen Bergtroll zu erlegen gehört gewiss dazu.
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Luna Black 1 - Harry Potter
FanfictionIn einem Leben voller Geheimnisse und Ungewissheit ist Luna Black keine gewöhnliche Hexe. Seit ihrem 15. Lebensmonat lebt sie unter der Obhut ihres Patenonkels, während ihr Vater, Sirius Black, in Askaban gefangen ist. Luna hat stets an die Unschuld...