L U N A
Harry, Ron, Mine und ich verließen zusammen das Schloss und gingen durch den Gemüsegarten hinüber zu den Gewächshäusern, wo die Zauberpflanzen gezüchtet wurden.
Zumindest für eins war der Heuler gut gewesen: Mine dachte nun offenbar, die Jungs seien genug bestraft worden und war wieder ausgesprochen freundlich zu ihnen.
Wir näherten uns den Gewächshäusern und sahen schon die anderen aus der Klasse draußen auf Professor Sprout warten.
Kaum waren Harry, Ron, Mine und ich hinzugetreten, kam sie auch schon über den Rasen geschritten - in Begleitung von Gilderoy Großkotz Lockhart.
Was will der denn hier?
Professor Sprout trug einen Arm voll Mullbinden und als ich zur Peitschenden Weide sah, sah ich sie voller Bandagen.
Professor Sprout war eine untersetzte kleine Hexe mit einem Flickhut auf ihrem windzerzausten Haar; meist hatte sie eine ganze Menge Erde auf den Kleidern.
Tadellos gekleidet war dagegen Gilderoy Großkotz Lockhart mit seinem wehenden türkisfarbenen Umhang.
Sein goldenes Haar schimmerte unter einem perfekt sitzenden türkisfarbenen Hut mit Goldrand hervor.
„Oh, hallo, hallo!", rief Großkotz und strahlte uns an. „Hab eben kurz Professor Sprout erklärt, wie man eine Peitschende Weide richtig verarztet! Aber ich möchte nicht, dass ihr jetzt denkt, ich sei besser in Pflanzenkunde als sie! Auf meinen Reisen sind mir nur zufällig einige dieser Exoten begegnet..."
„Gewächshaus drei heute, Freunde!", sagte Professor Sprout, die nicht wie sonst immer fröhlich, sondern unverkennbar miesepetrig dreinsah.
Ein neugieriges Gemurmel lief durch die Umstehenden.
Bisher hatten wir nur in Gewächshaus eins gearbeitet - Gewächshaus drei beherbergte viel interessantere und gefährlichere Pflanzen.
Professor Sprout nahm einen großen Schlüssel von ihrem Gürtel und schloss die Tür auf.
Der Geruch von feuchter Erde und Dünger drang in meine Nase, vermischt mit dem schweren Parfümduft einiger riesiger, schirmartiger Blumen, die von der Decke herabhingen.
Ron, Mine und ich betraten das Gewächshaus und als ich mich umdrehte sah ich wie Professor Großkotz Harry aufhielt.
„Harry! Ich wollte kurz mit Ihnen sprechen. Sie haben doch nichts dagegen, wenn er ein paar Minuten später kommt, nicht wahr, Professor Sprout?", hörte ich ihn fragen.
Nach Professor Sprout's Stirnrunzeln zu schließen hatte sie eine ganze Menge dagegen, doch Großkotz sagte: „Wunderbar.", und schlug ihr die Gewächshaustür vor der Nase zu.
Hat der keine Manieren?
Ich ging hinüber zu Mine und Ron, diese blickten mich fragend an.
Ich zuckte mit den Schultern und schaute gespannt zur Tür.
Was will Großkotz nur von Harry?
Plötzlich hörte ich wie sich die Tür öffnete und als ich hinsah betrat Harry gerade das Haus.
Professor Sprout stand hinter einer aufgebockten Holzplatte mitten im Gewächshaus.
Darauf lagen etwas 20 Paar verschiedenfarbiger Ohrenschützer.
Harry stellte sich zwischen Ron und mich.
„Heute werden wir Alraunen umtopfen. Nun, wer kann mir die Eigenschaften der Alraune nennen?"
Mine und ich streckte als erstes die Finger in die Höhe, worüber sich niemand wunderte.
„Die Alraune, oder Mandragora, ist eine mächtige Rückverwandlerin.", sprach Mine.
„Sie wird verwendet, um Verwandelte oder Verfluchte in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.", endete ich.
„Glänzend. 20 Punkte für Gryffindor.", sagte Professor Sprout. „Die Alraune bildet einen wesentlichen Bestandteil der meisten Gegengifte. Freilich ist auch sie gefährlich. Wer kann mir sagen, warum?"
Mine's Hand schoss hoch und verfehlte dabei knapp Harrys Brille.
Diesmal ließ ich sie dran.
„Der Schrei der Alraune ist tödlich für jeden, der ihn hört.", antwortete sie blitzschnell.
„Genau. Zehn Punkte.", sagte Professor Sprout. „Nun sind die Alraunen, die wir hier haben, noch sehr jung."
Sie deutet auf eine Reihe tiefer Kästen und wir alle hasteten mit neugierigen Blicken nach vorn.
Dort wuchsen aufgereiht etwa hundert kleine, büschelige Pflanzen von grüner Farbe mit einem Hauch purpurrot.
„Jetzt nimmt sich jeder ein paar Ohrenschützer.", sagte Professor Sprout.
Es gab ein Gerangel, weil alle versuchten ein Paar zu bekommen, das nicht Rosa und flauschig war.
„Wenn ich sage, ihr sollt sie aufsetzten, dann passt auf, dass eure Ohren vollständig bedeckt sind.", bat Professor Sprout. „Wenn ihr sie gefahrlos wieder abnehmen könnt, zeige ich mit dem Daumen nach oben. Also, Ohrenschützer aufsetzen."
Ich klemmte mir die Ohrenschützer über den Kopf und achtete darauf die Ohrenschützer richtig sitzen zu haben.
Sie ließen keinerlei Geräusche durch.
Professor Sprout setzte ein rosafarbenes, flauschiges Paar auf die Ohren, rollte die Ärmel ihres Umhangs hoch, packte mit festem Griff eine der büscheligen Pflanzen und zog kräftig daran.
Ein kleines, schlammüberzogenes und äußerst hässliches Baby zog sie aus der Erde.
Die Blätter wuchsen aus seinem Kopf heraus.
Es hatte eine blassgrüne, gefleckte Haut und schrie ganz eindeutig aus Leibeskräften.
Professor Sprout zog einen großen Blumentopf unter dem Tisch hervor, steckte die Alraune hinein und begrub sie mit dunkler, feuchter Komposterde, bis nur noch die büscheligen Blätter zu sehen waren.
Dann rieb sie sich Erdkrümel von den Händen, zeigte mit dem Daumen nach oben und nahm ihre Ohrenschützer ab.
„Da unsere Alraunen noch Setzlinge sind, würden ihre Schreie euch noch nicht umbringen.", sagte sie gelassen, als ob sie gerade nichts weiter Aufregendes getan hätte, als eine Begonie zu gießen. „Allerdings würden sie euch mehrere Stunden lang außer Gefecht setzen und da sicher keiner von euch den ersten Schultag im neuen Jahr verpassen will, achtet darauf, dass eure Ohrenschützer richtig sitzen, während ihr arbeitet. Ich gebe euch ein Zeichen, wenn es an der Zeit ist, einzupacken.
Jeweils vier von euch an einen Kasten - hier sind genug Töpfe - Komposterde ist in den Säcken dort drüben - und passt auf die Venemosa Tentacula auf, sie beißt."
Bei diesen Worten versetze sie einer dornigen, dunkelroten Pflanze, deren lange Fühler sich still und leise über ihre Schultern gestohlen hatten, einen heftigen Klaps und die Fühler wichen rasch zurück.
Also fingen wir an zu Arbeiten.
Wir füllten unsere Töpfe mit Drachendungkompost.
Wir redeten, aber danach hatte wir keine Zeit mehr zu reden.
Wir setzten unsere Ohrenschützer auf und mussten uns auf die Alraunen konzentrieren.
Bei Professor Sprout hatte es ganz einfach ausgesehen, doch das war es nicht.
Die Alraunen mochten zwar überhaupt nicht gerne aus der Erde, doch zurück in die Erde wollten sie dann schon gar nicht.
Sie wanden und krümmten sich, ballten ihre spitzen kleinen Fäuste, schlugen um sich und knirschten mit den Zähnen.
Ich brauchte ganze zehn Minuten, um meine Alraune endlich in meinen Topf zu zwängen.
Am Ende der Stunde war ich wie alle anderen schweißnass, voller Erde und die Arme taten mir weh.
Wir trotteten hinüber zum Schloss, wuschen uns rasch und dann ging es für uns Gryffindors auch schon weiter mit Verwandlung.
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Luna Black 2 - Harry Potter
FanfictionFür Luna Black war das erste Jahr in Hogwarts voller unerwarteter Abenteuer - von der Einschulung bis hin zum legendären Stein der Weisen und dem erbitterten Kampf gegen Voldemort. Doch nun, im zweiten Schuljahr, erwartet sie eine ebenso aufregende...