Kapitel 11: Rote Augen

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Elaysia:

Ich laufe nun seit einer Weile in der Stadt herum, es will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ich habe Mary einfachverletzt, obwohl sie mir nun so nahe steht, kann ich ihr einfach nicht mehr in die Augen sehen. Was da soeben passiert ist, das war die Tat eines Monsters, ich bin das Monster, ich realisiere den Scheiß einfach nicht. Meine Gedanken machen mich so kaputt, wie die Vorstellung dass ihr irgendwas passieren hätte können, ich darf nicht vergessen, ich bin jetzt ein Wesen dass nun leichter jemanden töten kann, ein Mensch ist nun so zerbrechlich wie ein Stock über den ich drüber laufen würde und er würde bei meinen Körpergewicht einfach wahllos zerbrechen. Gedankenlos betrachte ich die kleineleuchtende Stadt. Die Sonne sinkt allmählich, es neigt sich immer mehr zum Abend hin. Die Straßen sind noch voll aber auch das ebbt sich so nach und nach ab, noch beginnt die Gefahr nicht, die Gefahr vor der Nacht und ihre zwielichtigen Schatten.

Ich sehe wie die Sonne zwischen den Tannen nach und nach verschwindet, sie hinterlässt Dunkelheit und Kälte. Ich befinde mich schon tief im Wald, zwar nähe des Anwesens doch trotzdem in mitten des Dickicht. Komisch früher hätte ich niemals mitten in der Dunkelheit einen Wald betreten aber nun mit der Macht und dem anderen Lebensstils eines Vampirs ist das was anderes. Der Duft der Kiefernzweige ist so intensiv und einfach atemberaubend, er erfüllt mich, unter mir gibt der Moosboden bei jeden meiner Schritte etwas nach. Meine Sinne sind geschärft, ich kann aus weiterer Entfernung einen Bach hören, ich bewege mich auf ihn zu, das leise rauschen ist wie Musik in meinen Ohren, ich lasse automatisch meine Hand in das kalte Wasser sinken. So leise wie es fließt und beruhigt, keimt ein Wunsch in mir auf. Ich würde einfach mal gerne ein sorgen loseres Leben führen, nicht gejagt werden, nicht getötet werden wollen, einfach Leben.

Ich höre Äste knacken, blitzartig drehe mich um, meinen Angreifer in die Augen zu sehen um ihn zu Fall zu bringen. Aber ein angenehmer, bekannter Geruch steigt mir in die Nase, schwarze Haare. Kein Angreifer. Einfach nur Alec, mein Ehemann und der Mann der mir am meisten was bedeutet, die Liebe meines Lebens. Er schreitet langsam auf mich zu, fast schon so um zu sehen ob ich die Flucht ergreife. Dann schaut er mich eindringlich mit seinen blauen Augen an >> Hier bist du also. Ist alles okay mit dir? Ich habe gehört was passiert ist. Möchtest du mit mir darüber reden? << Ich wünschte ich könnte ihm in die Augen sehen und sagen, er müsse sich nicht sorgen aber meine Gefühle zerreißen mich und Tränen steigen auf >>Ich habe Mary verletzt, Alec ich bin ein totales Monster. Wie konnte ich nur? <<

Er zieht mich an sich >> Du bist kein Monster. Ich weiß das alles ist merkwürdig aber ich weiß, du wolltest Mary um jeden Preis beschützen. Sie ist ganz schön durch den Wind. Sie macht sich keinesfalls Sorgen um das was geschehen ist. Sie hat Angst das du nicht mehr wieder kommst, sie sorgt sich ganz allein nur um dich. Jedenfalls solltest du sie nun beruhigen andernfalls weiß Herr Santiago nicht weiter. Sie hatte bisher nie eine Freundin, ich denke wir sollten uns auf dem Rückweg machen. Wir sind es ihr schuldig, meinst du nicht? << Ich nicke, er nimmt meine Hand in seine und drückt sie leicht, danach kehren wir zum Anwesen zurück. Herr Santiago hat bereits die Tür geöffnet, sein Ausdruck nach, scheint er sehr verzweifelt zu sein. Mary sitzt mit einem Kissen zusammengekniffen auf der Couch und weint ununterbrochen. Sanft lege ich meine Hand auf ihre, ich habe ganz vergessen, dass sie noch so jung ist.

Mit einem Tränenüberströmten Gesicht schaut sie mich schuldbewusst an. Dieser Anblick geht mir unter die Haut und ich spüre ein ziehen in meinem Herzen. Dann nehme ich sie fest in den Arm und drücke sie >>Mary, es tut mir leid, es tut mir so unendlich leid. Ich wollte nicht einfach gehen aber bitte verstehe doch du wärst niemals in Gefahr geraten, wenn ich nicht hier wäre. Dein Vater hat sich gewünscht, dass ihr behutsam und geschützt aufwächst. Ich weiß ihr helft verletzten Menschen und ich finde das auch wunderschön und stark von euch. Aber wir Kreaturen der Nacht, sind bestimmt dazu Menschen zu verletzten und heute, du hättest sterben können. << Sie wischt sich ihre Tränen am Handrücken ab >> Mag sein das ich hätte sterben können aber ich bin es nicht weil, du mich gerettet hast. Hätte ich dich nicht gerettet, dann hätten wir uns nie angefreundet. Ich bin wirklich froh, dass wir uns getroffen haben. <<Ich drücke sie erneut ganz fest an mich.

Herr Santiago tippt mir auf die Schulter >> Elaysia, ich würde gerne kurz mit dir alleine reden.<< Alec kommt dazu und wir folgen ihm in sein Büro. Dann setzt er sich, verschränkt seine Hände und schaut mich eindringlich an >> Meine Tochter hat mir erzählt, dass deine Augen rot wurden und dass deine Hände sich erhitzten. Ist das wahr? << Ich fühle mich wie bei einem Verhör und nicke unbeholfen >> Ja das ist wahr. << Dann ertönt eine Stimme >> Das ist äußerst merkwürdig aber mir nicht unbekannt, mein Vater hat mir mal erzählt, dass mein Ur – Ur– Urgroßvater eben diese Fähigkeit bei einem Frischling gesehen hat. Es sind anscheinend Vampire mit besonderen Gaben, sie existieren äußerst selten, fast nur schon in Büchern. Sie können Fähigkeiten anhand Emotionen aufbauen. Bei Elaysia scheint es als hätte sie mit Wut eine besondere Kraft gebändigt. Wer weiß vielleicht kann sie ja noch mehr? <<

Meine Augen werden groß >> Elisabeth? Wie meinen Sie das? Bin ich eine Art besonderer Vampir? Ich glaube Alec hat ihnen etwas verschwiegen. << Elisabeth wird hellhörig >> Wie meinst du das, was hat mir Alec verschwiegen? << Ich kann mich noch erinnern als die Vampire so begierig nach mein Blut waren, für mich war es nicht normal >> Liegt das Geheimnis im Blut? << Ich wollte es nicht laut aussprechen aber meine Gedanken spuckten die Töne einfach aus. Alec zieht die Augen zusammen und streicht sich durch die Haare >> Ich erinnere mich, da wo ich dich gebissen habe und alle Vampire verrückt wurden. Du meinst ich hätte es nicht bemerkt, du meinst dein Blut ist quasi heilig? Andere werden verrückt danach? Meinst du auch nach deiner Verwandlung? Elisabeth kann das möglich sein das Blut heilig ist? << Elisabeth überlegt >>Möglich kann es schon sein, ich betrachte das Leben von Gefährten wie eine gewisse Vorhersehbarkeit. Schicksal zum Beispiel das ihr ausgewählt wurdet als Seelenverwandte zu leben. Vielleicht liegt das Geheimnis in ihrem Blut. Wer weiß ob mein Vater Aufzeichnungen, gewisser Blutlinien hat. Ich müsste mich erkundigen aber wenn jemand was über solch artige Mythen was weiß, dann müsstest du mit Jeha darüber reden, er hat sich für so was früher einmal interessiert und liebte die Mythischen Geschichten meines Vaters über Volk und Legenden. <<



Mein Vampir & Ich: die dunkle ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt