Kapitel 12

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Is it cold when you're dreaming?

Is it cold when you're under?

And wanna roll back

Roll back to yesterday

Daichi:

Zwei Hände schüttelten mich an den Schultern und rissen mich aus dem Schlaf. Meine Lider fühlten sich schwer an, als ich versuchte meine Augen zu öffnen. Wenn ich es mir genau überlegte, wollte ich viel lieber wieder in meinen traumlosen Schlaf gleiten. Zurück in der Dunkelhit, wo es keinerlei Gefühle gab.

„Onkel Daichi?" Eine kindliche Stimme klang zu meinen Ohren. Sie erinnerte mich etwas an die von Torioo. Aber er konnte es unmöglich sein, denn er war doch noch... Oh Verdammt! Hatte ich gestern Torioo überhaupt von Sugawara abgeholt?

Erschrocken riss ich die Augen auf, während eine Welle von Schuldgefühlen erfasste. Wie konnte man auch nur so dumm sein und seinen Neffen vergessen bei seinem Babysitter abzuholen? Im ersten Moment blendeten mich erbarmungslos die Sonnenstrahlen, die sich einen Weg durch das Fenster in mein Zimmer bahnten. Wie spät war es eigentlich? Es dauerte einige Sekunden bis sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnten und ich meine Umgebung wahrnehmen konnte. Verschwommen sah ich den Umriss meines Neffens, der vor meinem Bett stand.

Er trug seinen Pyjama und in der unverletzten Hand hielt er sein Plüschtier. Einen roten Stoffhasen, den er damals für einen Hund gehalten hatte, als meine Schwester ihm das Stofftier schenkte.

»Bist du wach?«, fragte mich Torioo. Seine Augen waren aufgerissen und lagen aufmerksam auf mir und schienen jede noch so kleine Bewegung vor mir wahrzunehmen.

Verschlafen rieb ich mir über die Augen und unterdrückte ein Gähnen.

»Ja, ist irgendetwas?« Langsam setzte ich mich im Bett hin und blickte zu meinen Neffen. Instinktiv suchte ich nach einem Anzeichen, dass ihm etwas fehlte. Aber auf den ersten Blick sah es nicht so aus, als wäre er verletzt oder krank.

Torioo senkte den Blick auf seine nackten Füße.

„Du hast gestern geweint und ich habe mir Sorgen um dich gemacht... Du weinst jede Nacht... Ich glaube du denkst, ich bekomme das nicht mit, aber...", murmelte er leise bis seine Stimme versagte. Ein leiser Schluchzer entfuhr ihm und er wischte sich mit Wauzi kurz über die Augen. Ein dicker Kloß bildete sich in meinen Hals. Dabei hatte ich doch darauf geachtet, dass ich nicht vor ihm weinte. Ich war sein Onkel. Der einzige Erwachsene, den er noch hatte und für ihn musste ich stark sein. Ich öffnete meinen Mund, wusste aber nicht was ich ihm antworten sollte. Mein Kopf war wie leergefegt und das Einzige was ich gerade tun konnte, war mich innerlich zu ohrfeigen. Ich wollte nicht, dass Torioo sich um mich sorgte. Der Verlust seiner Mutter war schon schlimm genug. Das Schicksal hatte ihm übel mitgespielt und ich wollte nicht, dass die Last auf seinen Schultern noch größer wurde.

Torioo schniefte ein weiteres Mal und holte mich so aus meinen Gedanken. Seine Finger bohrten sich so krampfhaft in das Stofftier, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Die Augen verzweifelt zusammengekniffen. Die Lippen fest aufeinander gepresst. Ein stummer Schluchzer ließ seinen Körper erzittern.

„Aber du sollst wissen, dass es okay ist, wenn du weinst. Ich weine auch um Mama und Oma", platzte es aus ihm heraus und sah mich mit Tränen in den Augen an.

Es fühlte sich so an, als würde mir jemand ein Messer ins Herz rammen. Ich wusste wie schmerzhaft der Verlust für Torioo war. Ich hatte gesehen, wie bitterlich er geweint hatte, als ich ihm erklärte, dass er seine Mama nie wiedersehen würde.

„Ich vermisse sie auch schrecklich und ...und ich will das sie wieder kommen!", schniefte Torioo. Die ersten Tränen rannen über seine Wangen und noch immer wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Ich wollte ihn irgendwie beruhigen. Ihm sagen, dass ich mir genau dasselbe wünschte. Aber unser Wunsch würde niemals in Erfüllung gehen.

Art of Moving onWo Geschichten leben. Entdecke jetzt