Obdachlos

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Mittlerweile brach ein tiefer Winter hinein. Der Schnee bedeckte die Straßen, wodurch sie kaum befahrbar waren. Manche Straßen wurden sogar komplett gesperrt.

Nach meiner Flucht konnte ich nirgendswo hin. Ich wollte nicht zurück zu meinem Apartment, das würde sowieso ständig bewacht werden, sie suchten ja schließlich nach mir. Zu Nathan und Cole in die Basis konnte ich auch nicht, ich wollte sie zwar sehen...aber nicht so.

Letzten Endes landete ich also auf der Straße...

Ich kauerte mich vor eine Eingangstür von einem Gebäude. Es war Nacht und alles war still. Die Kälte war kaum auszuhalten. Durch diese Kälte war ich komplett am Ende, Aiden auch. Die schwarzen Kreaturen umflogen meinen Körper, sie quälten mich.

Als ich da in der Ecke kauerte, fuhr auf der Straße ein Polizeiwagen vorbei, ich musste mich so klein wie möglich machen, um nicht entdeckt zu werden. Als sie weg waren, versuchte ich mich hochzustemmen und etwas wärmeres zu finden.

Ich lief den Bürgersteig entlang, wusste nicht, ob mein Leben jetzt ganz zerstört war. 22 Jahre alt, so viel erlebt, dennoch obdachlos.

Ich lief an einer Telefonzelle vorbei. Ich zögerte etwas, entschloss mich aber, warum auch immer, Nathan anzurufen.

Mit dem letzten Kleingeld, was ich in meiner Tasche fand, rief ich ihn dann mit Tränen in den Augen an.

"Hallo?"

"Nathan?"

"Jodie! Jodie, wo bist du denn?"

"Die Monster...Sie sind überall..."

"Großer Gott, Jodie, was ist mit dir?"

"Ich bin müde. Ich bn so fertig...Ich glaub, ich schaff's nicht mehr..."

"Sag mir doch, wo du bist! Ich komme, ich komme jetzt sofort! Jodie! Jodie?"

Es tat mir so weh, aber ich sagte nicht mehr und legte den Hörer weg. Ich musste mich kurz zusammenreißen und ging dann weiter. Aber nicht lange...

Meine Kräfte verließen mich und ich fiel um, ich konnte einfach nicht mehr. Aiden wollte nicht, dass ich auf der Straße abgehe. Er versuchte irgendwo Hilfe zu bekommen.

Um die Ecke stand ein Mann, er war auch obdachlos. Wühlte in einem Müllcontainer. Aiden versuchte alles, um auf sich aufmerksam zu machen. Er wackelte am Container, am Einkaufswagen daneben, einfach an allem was da so rumstand.

Wenige Augenblicke später reagierte der Mann endlich. Das Letzte, was ich weiß ist, dass der Mann mich auf den Armen trug...Dann verlor ich komplett das Bewusstsein.

...

Ich schlief und hatte sehr schlimme Albträume. Es war, als würde ich in die Zukunft sehen. Ich sah mich und diesen Mann, ein Haus brannte und irgendwann schaute der Mann nach oben und schrie.

Wollte ich springen?

Irgendwann wachte ich auf, es war warm. Ich lag auf einer dünnen Matraze und auf mir lag eine dünne, dreckige Wolldecke. Ich schaute mich um, es dauerte ein wenig, bis ich alles sehen konnte.

Ich schaute direkt in die Augen des Mannes. Er sah so friedlich aus. Er lächelte mich ein wenig an.

"Hey...Ich hab schon gedacht, du würdest nie mehr aufwachen."

Langsam richtete ich mich auf. Ich war von Kartons umgeben, ein alter Sessel und ein Fass in dem ein loderndes Feuer brannte.

"Wo bin ich?"

Beyond Two SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt