Handel mit dem Fremden

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>> Wie, was ich bin?<< fragte ich. Ich wusste nicht genau, was er meinte. >> Das ist doch die Frage nicht wahr? Wäre nicht woanders ein besserer Ort, um dies zu besprechen, zumal hier überall Augen und Ohren sind?<< fragte er mich leicht amüsiert. >> Hier ist doch niemand?<< gab ich dann doch wieder genervt von mir. >> An deiner Stelle wäre ich mir nicht so sicher. Schau hin.<< flüsterte er geheimnistuerisch und zeigte unauffällig zu einem Regal mit hohen Säcken und Körben.

Skeptisch blickte ich dort hin und sah tatsächlich ganz kurz etwas. Einen Schatten von einer großen, hageren Gestalt. Überrascht blickte ich ihn wieder an und bedeutet ihm mit zu kommen. Gemeinsam liefen wir schweigend zu meinem Zimmer, wo ich schnell die Tür schloss.

Währenddessen hatte er es sich in einem Sessel, beinüberschlagend und sein Gesicht zu einer selbstgefälligen Miene verzogen, gemütlich gemacht und trank einen Schluck Wasser aus einem der Kelche. Bedacht setzte ich mich auf einen Sessel gegenüber von ihm, ehe ich das Wort ergriff. >>Also?<< Er zog die Augenbrauen hoch und musterte langsam den Raum, ehe sein Blick sich mit zuwandte.
>> Was also?<< >> Du weist genau, was ich meine. Du sagtest du wüsstest was über das, was ich bin.<< Er stellte nun den Kelch auf den kleinen Abstelltisch neben ihm ab, ehe er mir antwortete. >> Nicht so ungeduldig. Wo bleibt denn da der Spaß.<< gab er mir augenzwinkernd zu verstehen. Langsam staute sich meine Wut wieder auf, die so gut abgeklungen war. >> Für mich ist das sicher kein Spaß! Ich werde schließlich herumgeschoben, wie eine Schachfigur, nicht du! Hast du mich etwas angelogen? << >>Da hast du wohl recht. Jedoch hatte ich nicht gesagt, ich wüsste etwas über dich, nur, dass es doch eine sehr gute Frage ist, was du bist. Den Rest hast du dir selbst ausgedacht.<< In mir brodelte es nur vor Wut, sodass ich gezwungen ruhig versuchte etwas zu erwidern, weshalb sein Grinsen nur noch breiter wurde und er sich sein Schulter langes, schwarzes Haar hinter die runden Ohren schob, sodass sein markantes Kinn mit hohen Wangenknochen zur Geltung kam. >> Dann verschwinde, meine Zeit kann ich auch anders vergeuden, ohne dein Gesicht zu sehen.<<

So stand er lässig auf. >> Ich mache dir ein Angebot.<< >> Ich will es nicht!<< fuhr ich ihn an und erhob mich ebenso. >> Oh, dass ist aber schade, ich bin sicher du wärst an meiner Hilfe interessiert, einen Weg aus dem Schloss zu bekommen und zu den Memschen östlich dieses Reichs zu gelangen.<< gab er bedauernd an. >> Überleg es dir. Wenn ich dieses Zimmer verlasse, ist es hinfällig.<< und wandte sich zum Gehen.

Ich haderte mit mir. Wollte ich das wirklich? War das ein Trick? Wollte mich der König testen? War das eine Falle? Doch als er bereits die Hand auf der Klinke gelegt hatte, rief ich noch rechtzeitig.
>> Warte!<< So drehte er sich langsam mit einem Grinsen zu mir um und schlenderte lässig auf mich zu. >> Du sagtest du bringst mich aus dem Schloss zu den Menschen östlich von diesem Reich?<< wiederholte ich skeptisch. Er nickte gleichgültig und schaute sich seine Fingernägel an. >> Was verlangst du?<< Nun schaute er auf und antwortete sofort. >> Einen Gefallen jeglicher Art und dass du mich jeden Monat in deinem Leben für... 7 Tage besuchst.<< Verärgert musterte ich sein viel zu hübsches Gesicht. >> 3 Tage ohne den Gefallen.<< Er zog die Augenbrauen hoch. >>Ach, verhandeln willst du auch noch? Findest du nicht, dass ich schon genug riskiere, dich unter den Augen des König hier raus zu schaffen?<< Ich jedoch schaute ihn nur ausdruckslos an, ehe er nachgab. >> 5 Tage ohne den Gefallen.<< >> Abgemacht.<< erwiderte ich und streckte ihm meine rechte Hand entgegen, die er sofort ergriff und in die Augen sah.

Als er mich losließ huschte ein heller Schimmer durch seine Augen, ehe er sich zur Tür wandte und im Gehen hinzufügte. >> Ich lasse es dich wissen, wann wir aufbrechen. <<
Mit einem leisen Klick verschloss die Tür hinter ihm und ich war alleine.

Langsam wandte ich mich dem Badezimmer zu und ließ mir heißes Wasser mit Lavendelölen ein. Am Beckenrand sitzend beobachtete ich, wie das Wasser einlief. Was hatte ich nur getan?! Ich kannte Calmacil gar nicht und ließ mich trotzdem auf so eine blöde Forderung ein. Natürlich wollte ich zu den Menschen. Ich gehörte nicht hierher. Die Elben mieden mich seitdem ich hier war. Ich hatte nur selten welche gesehen und dann auch nur, wenn ich mit Thranduil oder Legolas in den Hallen unterwegs war. Wenn ich ehrlich war, hatte ich hier kaum andere Elben gesehen, außer die Bediensteten, die sich um mich kümmerten oder die Wachen, die fast an jeder Ecke oder auch Tür standen.
Doch gehörte ich noch zu den Menschen? Würde es da anders sein? Ich sah selbst, dass ich mich verändert hatte, aber es konnte ja kaum schlimmer sein. Zuhause waren die Menschen hilfsbereit und freundlich, auch wenn es natürlich Ausnahmen gab, aber die gab es immer. Hier waren sie sicher genau so, denn wir waren vom gleichen Schlag.

Nun war auch endlich die Wanne voll und es dampfte herrlich, sodass ich mich auszog und hinein stieg. Es war wirklich herrlich warm! Genau das richtige, nach einem so anstrengenden Tag. Genussvoll schloss ich die Augen und döste langsam weg.

Doch ein stechender Schmerz in meinem Nacken ließ mich wieder langsam zu mir kommen. Langsam öffnete ich die Augen und bemerkte, dass ich immer noch in dem jetzt eisig, kalten Wasser lag.

Schnell stieg ich aus der Badewanne und trocknete meine kalte Haut ab. Meine Zähne klapperten, als ich mich im dunklen zu meinem Bett begab und mich schnell darin einkuschelte.

Jedoch konnte ich einfach nicht schlafen und wühlte in meinem Bett mich von einer Seite auf die andere. So vergingen Stunden um Stunden, bis die Sonne aufging. Ich dachte die ganze Zeit an mein schrecklichen Kompromiss von gestern Abend. Ich fühlte mich außerordentlich schlecht. Ich wusste nicht, wer er war, wo er mich hinbringen würde und was er mit mir vor hatte. Ich hatte ihm einfach blind zugestimmt und mich einfach an ihn verkauft. Was würde Thranduil dazu sagen, schoss es mir gerade durch den Kopf.

Blitzschnell richtete ich mich auf und stöhnte, da mein Körper von der Erschöpfung schmerzte. Wie würde er reagieren? Mein Herz schlug schneller und ich bekam Angst. Doch er würde es nie erfahren...redete ich mir ein. Ich gehörte nicht hierher und dies war nicht mein Zuhause, auch wenn ich mich zu dem König aus eine mir fremde Art und Weise hingezogen fühlte. Doch wer war ich zu hoffen, dass er selbst so empfand.

Ein schreckliches Gefühl breitete sich in mir aus, weshalb ich ins Badezimmer taumelte, um mich für den heutigen Tag fertig zu machen. Ich konnte nicht länger liegenbleiben.

Schnell kämmte ich meine Haare und steckte sie mit einigen  vergoldeten Kämmen hoch, ehe ich mir heute ausnahmsweise ein Gewandt anzog. Thranduil hatte mich gestern beim Training noch darum gebeten, da die ersten Gäste schon morgens eintreffen sollten.

Ich folgte also seiner Aufforderung, da ich ihn nicht bloßstellen wollte und auch nicht noch mehr aus der Reihe tanzen wollte, wie sonst. So  betrachte ich mich nun im Spiegel. Es war ein hübsches Gewandt aus dunkelblauen Stoff mit einigen goldfarbenen Mustern und Sternen am Rock. Zudem trug ich einen goldenen Gürtel um die Taille, der alles figurbetonter machte, nicht zu vergessen mit dem etwas tieferen Ausschnitt. Zudem schminkte ich noch leicht meine Lippen mit einem hellen rot und umrandete meine Augen mit schwarzem Kayal, auch ließ ich meine Wimpern länger erscheinen, indem ich sie schwarz anmalte.

Zufrieden sah ich mich nur kurz im Spiegel an, ehe ich vor die Tür trat. Ich wollte nicht länger als nötig hinsehen, da ich mich wahrscheinlich dann doch wieder umgezogen hätte.

Wo sollte ich nun hin? Ich musste dringend was tun. Irgendwas. Jedoch entschloss ich erst etwas zu essen, da mein Magen schrecklich rumorte.

Thranduil FF || DIE BESTIMMUNG - Mond und SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt